Christiane Strobel, die mit ihrem Label Christiane Strobel Constant Clothing diesen Juli erstmals auch auf der Seek vertreten ist, spricht im Interview über die Entscheidung für oder gegen faire Mode, ihr Label als eine Art Völkerverständigungsprojekt und „die Geschichte hinter der Geschichte“.
Mit Ihrer Marke Christiane Strobel Constant Clothing wollen Sie „den positiven Wandel in der Fashion-Branche“ vorantreiben. Was hat sich in den letzten Jahren zum Positiven verändert?
„Es ist immer noch ein langer Weg und dennoch können wir eine Veränderung im Bewusstsein der Konsument:innen erkennen. Langlebigkeit und Qualität der Kleidung werden immer wichtiger, genauso wie faire Arbeitsbedingungen. Dadurch, dass viele Brands immer transparenter werden, kann die Kundin auch einen Blick hinter die Kulissen werfen und somit auch mit jedem Kauf eine Entscheidung für oder gegen faire Mode treffen.“
Ihre Kollektionen werden in Köln designt und in Marrakesch produziert, wo sie mit Sitaara Couture und Alnour Textiles zusammenarbeiten. Letzteres Unternehmen beschäftigt Frauen mit besonderen Bedürfnissen. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden und was zeichnet sie aus?
„Ich habe dieses Projekt durch Zufall auf einer Reise nach Marrakesch entdeckt. Nachdem ich lange Jahre als Modedesignerin in der Industrie gearbeitet hatte, war es nun Zeit für eine Veränderung. Die Idee einer nachhaltigen, zeitlosen Kollektion verbunden mit einem Sozialprojekt erschien mir genau der richtige Weg. Die Frauen erfahren durch ihre Arbeit eine hohe Aufwertung und durch unsere Zusammenarbeit wird ihre Sichtbarkeit in Europa enorm erhöht. Ich verstehe das Projekt auch als eine Art Völkerverständigungsprojekt.“
Ihre Kollektionen sind modern und gleichzeitig nicht Trend-gebunden und können so über viele Saisons hinweg getragen werden. Welche Herausforderungen bringt dieser Ansatz mit sich?
„Die größte Herausforderung ist es, der Kundin einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. Wenn z.B. die Bluse ‚Elsa‘ auch nach mehreren Saisons immer noch Bestandteil der Kollektion ist, denkt so manche Kundin: ‚Oh, die machen ja nichts Neues, die Bluse habe ich schon so oft gesehen.‘ Die neue Perspektive wäre: ‚Toll, die Bluse ist immer noch da, dann scheint sie wirklich gut zu sein, sie hat Bestand und Relevanz. Dann kann ich meine auch noch ein wenig länger tragen‘.“
In Kürze launchen Sie eine neue Denim Kapsel-Kollektion. Was zeichnet die Linie aus?
„Der verwendete Denim hat die Attitüde eines japanischen Workwear Denims, eine feste Qualität, die jedes Kleidungsstück aus der Kapsel cool und gleichzeitig lässig wirken lässt. Die Modelle sind alle untereinander kombinierbar, können aber natürlich auch ergänzend zur Hauptkollektion getragen werden.“
Für Ihre Designs verwenden Sie GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle und Wolle. Welche Materialien kommen noch zum Einsatz und können Sie sich vorstellen, das Sortiment in Zukunft um weitere Stoffe oder weitere Segmente zu ergänzen?
„Es ist mir sehr wichtig, dass alle Materialien, die ich in der Kollektion verwende, zertifiziert sind. Im Winter werden auch ein leichtes Merino-Tuch und eine besondere Wolle aus dem Wendland zum Einsatz kommen. Auch die Herkunft der Materialien ist mir sehr wichtig. Wenn beispielsweise ein Familienbetrieb dahintersteht, bekommt der Stoff für mich noch einmal eine andere authentische Bedeutung. Das ist sozusagen ‚die Geschichte hinter der Geschichte‘.“
„Langlebigkeit ist die schönste Art der Nachhaltigkeit“ – dieser Satz gehört zu Ihrem Credo. Wann ist ein Teil für Sie langlebig?
Ein Teil ist für mich dann langlebig, wenn es auch nach vielen Jahren immer noch Bestandteil der Garderobe ist. Wir achten sehr darauf, das sowohl unser zeitloses und modernes Design als auch die hohe die Qualität von Material und Verarbeitung dies ermöglichen.“
Sie sind am 11. und 12. Juli 2023 im Rahmen der Berlin Fashion Week zum ersten Mal auf der Seek vertreten, zuvor haben sie bereits auf der Premium und auf der Innatex ausgestellt. Was erwarten Sie generell von einer Fachmesse und welche Erwartungen haben sie speziell an die Seek und die dortige Conscious Area?
„Eine Fachmesse sollte den bestmöglichen Rahmen bieten, damit sowohl Brands als auch Händler gut zusammenfinden. Dazu gehört eine gute Struktur, eine angenehme Arbeitsatmosphäre, ebenso wie die Möglichkeit, sich zu vernetzten und Neues zu erfahren. Die Seek hat sich gemeinsam mit der Premium in dieser Saison genau auf diese Parameter ausgerichtet und ich hoffe auf eine tolle Messe! Besonders der Fokus auf die Conscious Area ist wichtig. Dort kann Nachhaltigkeit in allen Fassetten gebündelt gezeigt werden und ich bin froh, dort meine Kollektion ausstellen zu können. Natürlich hoffe ich auf viele Händler, die Christiane Strobel Constant Clothing in ihren Geschäften verkaufen möchten.“
Mit 25 Jahren Design-Erfahrung in der kommerziellen Modeindustrie haben Sie die Entscheidung getroffen, Mode neu zu denken. Welche Erfahrungen oder Erlebnisse haben Sie auf Ihrem Weg in der Branche besonders geprägt?
„Besonders geprägt haben mich die Massen an Kleidung, die immer schneller den Markt überfluten. Es geht gar nicht mehr um die Kleidung an sich, sondern nur noch um die größtmögliche Gewinn-Maximierung. Als mir das immer bewusster wurde, hatte ich das dringende Bedürfnis, dieses Mode-Karussell zu verlassen. Daher kommt auch mein Gedanke: Ich möchte der Mode ihren Wert zurückgeben!“
Welche Herausforderungen haben Sie aktuell zu meistern und wo wollen Sie mit Christiane Strobel Constant Clothing noch hin?
„Die größte Herausforderung sind die aktuell steigenden Kosten für Material und Produktion. Ich möchte Christiane Strobel Constant Clothing immer mehr am Markt etablieren. Gerade das Konzept jenseits von Saisons ist noch für viele ungewohnt und ich wünsche mir dafür eine breite Akzeptanz. Außerdem wäre es großartig, wenn die wunderschönen Stickarbeiten der Frauen aus Marrakesch von immer mehr Frauen aus aller Welt getragen würden. Das wäre die schönste Wertschätzung überhaupt!“
Vielen Dank für das Interview!
„Frau Strobel, was wäre die schönste Wertschätzung?“
/ 10.07.2023Christiane Strobel, die mit ihrer gleichnamigen Marke zeitlose, nachhaltige Designs fokussiert, erklärt, welche Herausforderungen das mit sich bringt und wie sie der Mode ihren Wert zurückgeben möchte…
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