„Frau Raiss, wie gehen Sie mit der Corona-Krise um?“

  /  27.04.2020

Creative Director Malaika Raiss spricht im Interview über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf ihr Label, die Modebranche, die Zukunft und die verschiedenen Märkte…

Malaika Raiss

Geschäftsführerin und Creative Director Malaika Raiss verrät im Interview, wie sie mit der Corona-Pandemie und den Auswirkungen auf Ihre Marke Malaikaraiss umgeht, worin sie eine Chance sieht und wie sich das Label während der letzten zehn Jahre verändert hat.

Frau Raiss, Sie sind mit Ihrem Label Malaikaraiss in Deutschland in rund 25 stationären Stores vertreten. Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihre Marke und den Kollektionsverkauf ausgewirkt? Ist Ihnen eine Verlagerung auf den Webshop aufgefallen?

„Es wurden einige Aufträge storniert, aber vor allem aus dem Ausland. Unsere Kunden aus Deutschland macht der niedrige Cash-Flow schon zu schaffen, aber sie halten uns die Treue, wir versuchen sie mit so viel Geduld wie möglich zu unterstützen. Auch das Online-Geschäft lag zunächst für ca. zehn Tage komplett brach – sowohl bei unseren Online-Händlern, als auch in unserem eigenen Webshop. Nachdem wir unseren Fokus noch stärker auf Kommunikation über unsere Social Media-Kanäle gelenkt und einige neue und kreative Formate als Weg zum Kunden genutzt haben, hat das Online-Geschäft wieder angezogen, erste Re-Orders der B2B-Kunden kommen rein. Wir müssen hier einfach noch viel stärker kommunizieren, die Ansprache muss persönlicher werden, und auch ich selbst habe mich dafür stark aus meiner Komfortzone bewegt, um klar zu machen, wie viel Herzblut hinter der Marke und der Kollektion steckt.“

Die stationären Stores dürfen nun nach und nach wieder öffnen. Haben Sie seitens der Shops, in denen auch Malaikaraiss verkauft wird, mitbekommen, wie der Zulauf in den ersten Tagen war?

„Wir hören unterschiedliches Feedback, kleinere Stores mit einer breiten Stammkundschaft haben einen erfolgreichen Start gehabt, arbeiten z.T. weiterhin by Appointment. Das wird gut angenommen, die Bons werden größer. Wir versuchen hierbei mit selbst produzierten Stoffmasken, die wir zur Verfügung stellen, unsere Kunden zu unterstützen. Sorgen mache ich mir um die größeren Flächen, mit weniger persönlicher Beratung und Kundenbindung.“

Was glauben Sie, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie langfristig auf die Modebranche hat?

„Es wird sicherlich hart werden und nicht alle werden überleben, ich sehe aber durchaus eine Chance für die Gesundung des Marktes. Der Kunde hinterfragt schon jetzt mehr denn je, was hinter einer Brand steht, das könnte den kleinen, unabhängigen Marken gut in die Karte spielen, für ein weiter wachsendes Bewusstsein für die Wertigkeit von Design und Fertigung. Und hoffentlich führt es auch zum Zurück zu sinnvollen Kollektionszyklen!“

Gibt es bei Ihrer Marke durch die Krise Änderungen wie z.B. beim Kollektionsrhythmus oder den Lieferterminen?


„Wir werden unser Lieferfenster bis zum spätesten Termin ausreizen müssen, wollen aber wie geplant ausliefern und hoffen, dass sich der Handel darauf einigt, den Sale etwas nach hinten zu verschieben.“

Sie vertreiben Ihre Kollektionen neben Deutschland auch in Österreich und der Schweiz sowie in den Niederlanden, Spanien, Dänemark, Japan und den USA. Welche Unterschiede gab es im Hinblick auf die Auswirkungen der Pandemie auf Ihre Marke?

„Gerade das Japan-Geschäft ist für uns wichtig. Hier sehe ich die größten Schwierigkeiten, da dort schon vor Corona mit einer Rezession zu rechnen war. Wir werden entsprechen neu planen und uns wieder mehr auf Europa konzentrieren. Vor allem Dänemark ist hier ein relevantes Target.“

Sie haben Malaikaraiss vor einem Jahrzehnt gegründet. Wie haben Sie sich und wie hat sich im Zuge dessen das Label in dieser Zeit entwickelt?

„Die Marke ist gewachsen, hat sich professionalisiert und ist international relevant, das Unternehmen ist rentabel. Das sind gute Etappenziele, aber wir möchten weiter gesund wachsen, ggf. auch mit Investoren an Bord. Vor zehn Jahren ging es vor allem um das Produkt, weniger um das ‚behind the brand‘ – heute verkaufen wir einen ganzen Lifestyle, sind Inspirationsgeber, Sprachrohr und Stilvorbild sowie Medium.“

Im Sommer dieses Jahres können die Berliner Messen nicht stattfinden. Wie schätzen sie die Auswirkungen der fehlenden Fashion Week in der Hauptstadt ein? Und wie stehen Sie zu Onlinemesse-/ Onlinepräsentationsformaten?


„Die Auswirkungen kann ich aktuell noch nicht abschätzen. Digitale Präsentationsformate sind sicherlich sinnvoll – hier sind wir ja schon erfahren, bereits vor zwei Jahren hatten wir im Rahmen der MBFW ausschließlich digital präsentiert, das hat damals schon viel zum Umdenken beigetragen. Ich denke, hier lassen sich kreative Lösungen finden.“

Vielen Dank für das Interview!

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