„Frau Mühle, wie kommt die Saisonrhythmus-Anpassung an?“

  /  30.09.2020

Cristina Mühle, Softclox-Gründerin, spricht im Interview über Copycats, Markteintritte, die Saisonrhythmus-Anpassung sowie Umwelt- und Sozialstandards…

Cristina Mühle

Einen Schuh zu entwickeln, der innovatives Design mit den positiven Trageeigenschaften von Holz verbindet, war Cristina Mühles Vision: So entstand die Marke Softclox, bei deren Styles eine flexible, leichte Version aus Pappelholz die starre, schwere Holzsohle klassischer Clogs ersetzt. Im Interview spricht Mühle über die Konkurrenz, Rotstiftpreise und kampferprobte Frauen.

Sie haben Ihr Unternehmen, das für Holzschuhe mit leichter, biegsamer Sohle steht, im Jahr 2006 gegründet. Ist Softclox nach wie vor konkurrenzlos?

„Softclox ist in Europa Marktführer bei biegsamen Holzschuhen. Viele haben in den Jahren versucht, uns zu kopieren – mal mit viel Engagement und mal eher lieblos –, aber stets ohne Erfolg, weil die Händler und Kundinnen die Vorteile und Verlässlichkeit von Softclox kennen und lieben. Sexy und bequem geht eben doch, und diese Paarung macht uns konkurrenzlos.“

Nach einem guten Start hat es Sie überrascht, dass Sie dennoch Überzeugungsarbeit leisten mussten, damit der Handel Softclox nicht als aktuellen, modischen Kurztrend wahrnehme. Ist der Handel mittlerweile überzeugt und wie haben Sie das geschafft?

„Diese Überzeugungsarbeit müssen wir nach 15 Jahren Erfolg in der Nische tatsächlich nicht mehr leisten. Unsere Händler profitieren davon, dass Softclox-Kundinnen sehr treu sind, wenn sie den Wow-Effekt unserer biegsamen Holzsohle einmal kennengelernt haben. Sie tragen Softclox nicht in erster Linie, weil es Holzschuhe sind, sondern, weil es bequeme, leichte Damenschuhe sind.“

Softclox verkauft laut eigenen Angaben jährlich mehr als 100.000 Paar Schuhe in 18 Ländern. Wo kommen Softclox am besten an und wie hat sich die Anfangsphase in den unterschiedlichen Ländern unterschieden?


„Unser Hauptmarkt ist nach wie vor Deutschland. Darüber hinaus gibt es Softclox zum Beispiel auch in Österreich, der Schweiz und den Niederladen. In Norwegen sind besonders unsere Stiefeletten und Stiefel gefragt. Holz funktioniert wunderbar im Winter, es quillt nicht auf, wärmt die Füße. Und dank des trittsicheren PU-Profils kommt man gut durch Eis und Schnee. Generell arbeiten wir gerne mit Agenturen zusammen, die den Markt in ihrem Land gut kennen, das erleichtert den Start. Wir suchen immer engagierte Vertriebspartner. Wer sich hier angesprochen fühlt, kann sich gerne bei uns in München melden!“

Sie haben den Saisonrhythmus von Softclox seit Mai dieses Jahres an den Jahreszeiten ausgerichtet und gleichzeitig die Verkaufszeiträume verlängert. Wie wurde dieser Schritt angenommen – sowohl seitens des Handels als auch seitens der Konsumentinnen?

„Seit Anfang September ist die neue Herbst-/Winter-Kollektion im Handel. Bis jetzt waren die Reaktionen durchweg positiv, sowohl beim Händler als auch bei den Kundinnen. Es fühlt sich für alle Beteiligten einfach natürlicher an.“

Durch die richtige Zusammenführung von Verkaufs- und Jahreszeit könne es möglich sein, dass Ihre Händler in Zeiten wie diesen sogar mit niedrigeren Verkäufen höhere Gewinne einfahren, haben Sie im Mai prognostiziert. Klappt das?

„Ja, das klappt, wenn die Händler die aktuelle Kollektion nicht reduzieren. Viele der Softclox-Händler haben das bereits verstanden und spielen uns auch zurück, dass die Kundinnen gar keine Rotstiftpreise mehr erwarten. Vielmehr befürchten sie am Saisonende nicht mehr ihr Lieblingspaar zu bekommen.“

In dieser Saison hat Softclox die erste tierfreie Sandale im Programm. Was bedeutet das konkret und soll dieser Bereich ausgebaut werden?


„Unsere veganen Modelle sind für Kundinnen gedacht, die einen tierfreien Lebensstil verfolgen. Wir werden hier sicher immer einige Modelle in der Kollektion haben. Klar ist aber auch – und das kam auch nochmals bei einer Umfrage heraus, die wir gerade erst unter unseren Kundinnen durchgeführt haben –, das angenehmste Tragegefühl bietet einfach echtes Leder!“

Softclox hat in der Produktion in Österreich einen Reparaturservice eingerichtet. Wie häufig wird dieser häufig in Anspruch genommen?

„Unsere Holzsohle ist ein Naturprodukt, wenn eine Kundin damit irgendwo anstößt, kann es im Einzelfall passieren, dass ein Stück ausbricht. Für solche und andere Fälle bieten wir diesen Reparaturservice an und bestärken auch unsere Händler darin, ihn tatsächlich zu nutzen. Es ist Teil unserer Philosophie und unseres Verständnisses von Slow Fashion, dass wir unsere hochwertigen Schuhe gerne reparieren und nicht einfach wegwerfen.“

Eine faire Lohn- und Preispolitik, gerechte Handelsbedingungen und die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards an den Produktionsstandorten sind für Softclox eine Selbstverständlichkeit. Wie kontrollieren Sie die Standards? 

„Über unseren Partner shucube haben wir eigene Produktionen in Österreich und Ungarn und sind hier auch wöchentlich vor Ort. Auch mit unseren Zulieferern führen wir langjährige Geschäftsbeziehungen, so herrscht viel Transparenz und eine achtsame Zusammenarbeit auf gleicher Wertebasis.“

Das Gros Ihrer Angestellten sind Frauen, die in flexiblen Teilzeitmodellen arbeiten, jede so, dass es sich mit ihrer familiären Situation vereinbaren lässt. Warum haben Sie dieses Modell für Ihr Unternehmen gewählt?


„Wir haben damit einfach die besten Erfahrungen gemacht. Frauen, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollen, wissen sich zu organisieren! Ich bin ein großer Fan von meinem Team, sie sind kampferprobt und gehen mit Souveränität und Liebe an die Arbeit – davon kann Softclox nur profitieren.“

Vielen Dank für das Interview!

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