„Frau Löhr, was ist Ihr Ziel?“

  /  30.04.2020

Bianca Löhr, Gründerin von Another me, spricht im Interview über Optimismus, eine ganzheitliche Unternehmensbetrachtung und davon, der Welt den Spiegel vorzuhalten…

Bianca Löhr

Bianca Löhr, Gründerin des Labels Another me, verrät im Interview, wie sich die Marke in den letzten drei Jahren entwickelt hat, welchen Einfluss die Corona-Pandemie hat und warum sie Frauen nicht nur für faire Mode begeistern möchte.

Wie gehen Sie mit der Corona-Pandemie um?


„Ich bin respektvoll, jedoch ohne Angst. Als Optimist habe ich absolut Appetit auf das Leben und bin mutig, kreativ und vertrauensvoll. Auch in der Zeit des Ungewissen.“

Welche Auswirkungen hat selbige auf Ihre Marke Another me?


„Another me wird mittlerweile in 500 Local Stores in Deutschland, Österreich, Dänemark und der Schweiz geführt. Somit ist auch bei uns seit Mitte März der Umsatz aus dem Handel komplett eingebrochen.“

Sie haben Ihr Label vor rund drei Jahren gestartet, was hat sich während dieser Zeit geändert?


„Es hat sich, wie erwartet, dynamisch entwickelt. Ich bin ein Mensch, der in seinen Visionen lebt und für mich war es von Anfang an wichtig, Frauen nicht nur für faire Mode zu begeistern, sondern einfach das Unternehmen ganzheitlich auszurichten. Somit ist der holistische Ansatz genau der richtige Weg und das bestätigt mich auch in der aktuellen Krise, denn Empowerment ist mein Ziel. Ich möchte Frauen verbinden und helfen, ihre inneren Werte, ihren Selbstwert und ihre Schönheit zu erkennen und mit ihnen der Welt einen ökologischen Fußabdruck hinterlassen.“

Another me steht für Slow Fashion. Stand dieser Ansatz bei Ihnen persönlich immer schon im Fokus?

„Ja, ich war immer bewusst im Konsum. Hinzu sind Werte und Beständigkeit ein großer Teil meiner Persönlichkeit. Nachhaltigkeit ist für mich nicht nur ein Modewort, sondern eine Verantwortung und Chance für uns alle.“

Ein Zitat von Ihnen lautet: „Narben sind keine Makel, sondern Zeichen des Lebens und der chemiefreien Herstellung; leichte Unterschiede in den Passformen sind keine Fehler, sondern Zeichen der liebevollen Handarbeit.“ Gibt es Kunden, die das anders sehen?

„Bei Another me steht die Natürlichkeit der Produkte im Vordergrund. Unebenheiten und Narben sind kein Makel, sondern Ausdruck der Persönlichkeit. Wenn man ein unbehandeltes, naturbelassenes Leder im Sortiment aufnimmt, geht man in die Verantwortung zum Thema Aufklärung. Man positioniert sich für die Natur, mit allen Ecken und Kanten und vertuscht die Realität nicht durch eine PU-Schicht. Die Narben sollte man nicht sehen, handgestrickte Pullover müssen alle gleich gestrickt sein – das war am Anfang wirklich sehr anstrengend, doch jetzt genieße ich die Reaktionen und freue mich, dass ich mit meinem tollen Team dazu beitragen darf, der Welt einen Spiegel vorzuhalten. Die Reaktionen der Kunden spiegelt auch gut die aktuelle Situation der Welt wieder. Man zeigt sich nur von seiner ‚Schokoladenseite‘, vermeintlich unschöne Bilder werden gelöscht, Emotionen unterdrückt und persönliche Geschichten zeigen, dass man sich zu sehr mit der Außenwelt identifiziert und die Innenwelt unterdrückt. Gerade Frauen werden durch die bearbeitete Version der Realität verglichen. Dadurch entwickeln viele Mädchen schon heute das Gefühl, sie seien nicht gut genug. Genau da setzen wir an und sagen ‚Be real, not perfect‘.“

Werden alle Produkte von Hand gefertigt? Und wo produzieren Sie?

„Wir produzieren in Indien, Peru,  Italien und Portugal. Tatsächlich sind 70% der Produkte handmade. Es macht so viel Spaß und ist so individuell und authentisch.“

Another me ist „eine Community aus Botschafterinnen, Boutiquen und Kunden“ geworden. Können Sie das etwas näher erläutern?

„Another me ist Holistic-Lifestyle, das bedeutet, dass es nicht nur um ein weiteres Handeln von Produkten geht, sondern wir sind intensiv mit unseren Lieferanten, Partnern und Kunden verbunden und unsere Mission ist ganzheitlich zu betrachten. Es geht um Emotionen, Orientierung und Aufklärung zum Wohle der Welt. Neben den wunderbaren, natürlichen Qualitäten vernetzen wir unsere Kunden auch zu den Themen Bewusstsein, Bewegung, Ernährung und somit schaffen wir Begegnungen. Es gibt schon tolle Interviews mit Experten, ab dem 1. Mai auch Podcasts. Wir alle haben nun gelernt, dass die Stille etwas Wunderbares ist und sich daraus neue Chancen ergeben.“

Sie sind in zahlreichen Stores in der D.A.CH.-Region vertreten und haben zudem einen B2B- sowie B2C-Webshop. Wie unterschiedlich werden diese Einkaufsmöglichkeiten angenommen – von vor der Krise bis jetzt?

„Der Umsatz kam zu 90% aus dem B2B und 10% B2C, das hat sich in den letzten Wochen verdoppelt. Das ist natürlich toll, dass wir langsam auch gesehen werden. Ich bin aber ein ‚Local first‘-Fan und liebe die kleinen Concept-Stores und unternehmergeführten Geschäfte.“

Welche Pläne haben Sie noch mit Another me?


„Ab Mai werden wir die Core Kollektion und die neuen Highlights für Herbst/Winter 2020 unseren Local Stores präsentieren. Wir haben tolle neue Farben, die fröhlich machen und als Ausdruck für Kraft und Energie stehen – Lemon, Candy und Lipstick. Außerdem haben wir einen Fenstersticker in der Entwicklung, der demnächst unsere lieben Händler auszeichnen wird. Und erst einmal freue ich mich jetzt riesig auf unseren ersten Holistic Lifestyle Day in Köln, für den sich fast 100 Frauen angemeldet haben. Hoffentlich dürfen wir uns am 24. Mai treffen. Ansonsten arbeiten wir auch schon an einer digitalen Lösung.“

Vielen Dank für das Interview!

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