„Frau Kleffmann, welche Stellenwert hat der Beauty-Bereich aktuell?“

  /  02.12.2020

Cia Kleffmann, Münchner Kidstudio-Gründerin, spricht im Interview über den „Lockdown light“, neue Kooperationen und die Vorteile der One-on-One-Situation…

Cia Kleffmann

Cia Kleffmann, Gründerin des Kosmetikstudios Kidstudio im Münchner Stadtteil Bogenhausen, bietet Frauen seit 2017 einen Allround-Service, der Dienstleistungen wie Hairstyling, Kosmetikbehandlungen wie Make-up und Tiefenreinigungen, Maniküre/Pediküre sowie Waxing und IPL-Haarentfernung umfasst. Im Interview verrät sie, wovon ihre Kundinnen aktuell profitieren, warum das Betriebsverbot für Kosmetikstudios nicht ganz nachvollziehbar ist und mit welchen neuen Ideen sie Corona-bedingte Umsatzverluste ausgleichen möchte.

Das „light“ im „Lockdown light“ trifft nicht auf alle zu, neben der Gastronomie mussten u. a. auch Kosmetikstudios ab November wieder gänzlich ihre Türen schließen. Das Kidstudio ist sowohl Friseur- als auch Kosmetikstudio, mussten Sie ebenfalls komplett schließen?


„Nein, unser ganzheitlicher Ansatz erlaubt es uns, trotz Lockdown mit einem eingeschränkten Leistungsangebot zu öffnen. Im Kidstudio können wir zwar aktuell keine Treatments für Gesicht, Body, Hände und Füße anbieten, aber dafür verwöhnen wir die Haare unserer Kunden mit einem Rundum-Programm. Das macht immerhin 50% unseres Konzeptes aus. Natürlich mussten wir verschiedene Hygienemaßnahmen im Vorfeld umsetzen. Dazu gehört neben Desinfektionsmittel beispielsweise auch eine Schutzausrüstung bestehend aus Masken und Visieren. Eine Umgestaltung des Arbeitsplatzes, um den Abstand von mindestens 1,5 Metern einzuhalten, war bei unserer One-on-One-Situation hingegen nicht notwendig. Um eine private Atmosphäre zu schaffen, die es beispielsweise berufstätigen Frauen ermöglicht, E-Mails zu checken oder zu telefonieren, haben wir uns im Kidstudio bewusst gegen gleichzeitige Terminvergaben entschieden. Davon profitieren unsere Kunden im Moment auch in Sachen Sicherheit.“

Finden Sie es nachvollziehbar, dass Friseursalons offen bleiben dürfen, Kosmetikstudios hingegen schließen mussten?

„Nachvollziehbar ist die Entscheidung nicht wirklich. Natürlich hat der Gesundheitsschutz oberste Priorität. Wer aber weiß, wie Kosmetikstudios arbeiten und welche strengen Hygienemaßnahmen wir getroffen haben, dem erschließt sich ein solches Betriebsverbot nicht. Im Saarland haben sich einige Kosmetikstudios auch bereits erfolgreich gerichtlich dagegen gewehrt.“

Wie versuchen Sie den Umsatzverlust auszugleichen? Wie lässt sich ihr Geschäftsmodell anpassen?


„Wir arbeiten gerade an unserer eigenen Pflegelinie. Während des Lockdowns hatten wir unter anderem Gelegenheit, dieses Projekt voranzutreiben. Wie viele unserer Kollegen und Kunden sind auch wir kreativ geworden und haben an unserem Konzept gefeilt. Was können wir noch besser machen? Dazu haben wir uns auch auf dem Markt umgeschaut, neue Produkte und Services getestet. Dadurch sind unter anderem auch neue Kooperationen und Kollaborationen entstanden. So arbeitet Kidstudio nun mit einem Münchner Dermatologen zusammen, der spezielle Jet-Peelings anbietet. Und mit Cosmed.me konnten wir einen Naturkosmetikhersteller als Partner gewinnen, der sich auf Seren spezialisiert.“

Welche Erfahrungen und eventuell auch Lösungen haben Sie aus dem ersten Lockdown Anfang des Jahres mitgenommen? Ist der zweite Lockdown „einfacher“, weil man besser wusste, was einen erwartet?

„In unternehmerischer Hinsicht war der Lockdown im Frühjahr sicherlich ein rasanter Lernprozess, und das für alle. Zahlreiche Berufe werden sich in Zukunft verändern. Für das Kidstudio ist der erste Shutdown aber überhaupt nicht mit der aktuellen Situation vergleichbar. Wir haben geöffnet und können zumindest 50% unserer Dienstleistungen im Bereich Haare anbieten.“

Als die Türen zwischenzeitlich wieder geöffnet werden durften – welchen Eindruck hatten Sie von den Kundinnen? Hatten Sie mehr Zulauf? Oder waren viele noch etwas zurückhaltend?


„Sicher entspannt sich die Lage, der Zuspruch unserer Kunden ist auf jeden Fall da. Aber der wochenlange Ausfall im Frühling lässt sich nach so kurzer Zeit nicht wieder reinholen. Kunden sind wegen der Corona-Krise verständlicherweise noch verunsichert. Insgesamt zeigt sich aber an der Terminsituation, welchen hohen Stellenwert der Beauty-Bereich hat und dass unsere Kunden neben den Hygienestandards auch unserem One-on-one-Konzept vertrauen.“

Es gibt mittlerweile durch die im Zuge der Lockdowns geschlossenen Studios für einige Beauty- oder Haartreatments online beispielsweise mehr Selfmade-Tutorials. Glauben Sie, die Anzahl derer, die ausgewählte Behandlungen künftig selbst machen oder von Freunden machen lassen, hat durch die Pandemie zugenommen?

„Nein, professionelle Beauty-Behandlungen für Haut und Haare werden immer gefragt sein, und das nicht nur im Geschäftsumfeld, wo der Look Seriosität ausstrahlen, die eigene Persönlichkeit unterstreichen und im besten Fall einen guten Eindruck hinterlassen soll. Sicher können Kunden zu Hause ab und an ein Peeling machen oder eine Maske auflegen, die sind aber nur wirksam, wenn die verwendeten Produkte zum Hauttyp passen. Woher aber wissen sie, was die richtige Pflege ist? Hier ist Beratung von geschultem Fachpersonal gefragt. Außerdem bietet ein Kosmetikstudio ganz andere Möglichkeiten, Anwendungen, Techniken und Geräte, über die kaum jemand in den eigenen vier Wänden verfügt. Dasselbe trifft auch auf die Haarpflege zu. Wir raten unseren Kunden beispielsweise davon ab, selbst die Schere in die Hand zu nehmen oder Strähnen in Eigenregie zu setzen. Das kann gründlich schief gehen.“

Wie lange kann ein Kosmetikstudio bzw. konkret Ihr Studio die eventuell ja noch häufiger auftretenden Lockdowns mitmachen, ohne beispielsweise in eine Insolvenz abzurutschen?


„Wir fangen jetzt erst richtig an. Ganz ehrlich, eine Geschäftsaufgabe kommt für uns nicht infrage. Kidstudio hat ein großartiges Team und ein solides Konzept, wodurch wir in den letzten Jahren Rücklagen für schwierige Zeiten bilden konnten. Diese werden zwar nicht endlos halten, allerdings nahmen sie uns im März und im April erst einmal den größten Druck. Für das Kidstudio hat sich die Lage nun etwas beruhigt. Wir können weiterarbeiten. Ich bin mir allerdings auch bewusst, dass nicht alle Kosmetikbetriebe von der Erholung im Sommer profitieren und einen permanenten Verlust verzeichnen. Daran kann eine bessere Vernetzung in Beauty-Branche auch nur bedingt etwas ändern. Trotzdem versuchen wir zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.“

Vielen Dank für das Interview!

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