„Frau Ehrlich, was ist Ihr Rezept?“

  /  17.02.2020

Sportalm steht seit September unter der alleinigen Führung von Ulli Ehrlich. Im Interview geht es um Berlin, Lebensfreude, Frauen und Transformation…

Ulli Ehrlich und Giusy Versace

Seit September 2019 unter der alleinigen Führung von Ulli Ehrlich, stellte Sportalm zur Fashion Week Berlin im Januar dieses Jahres die Herbst/Winter-Kollektion 2020/21 vor. Im Interview verrät Ulli Ehrlich, wie die neue Location ankam, warum es zur Zusammenarbeit mit Giusy Versace kam, wieso ein bestimmtes Maß an Unbekümmertheit wichtig ist und inwiefern die Branche kompetitiver geworden ist.

Sportalm war Teil der Januar-Ausgabe 2020 der Fashion Week Berlin – wie stehen Sie zur neuen Location der MBFW im Kraftwerk Berlin und zur Fashion Week in Berlin insgesamt?

„Berlin ist ein Fixpunkt in unserem Kalender und wird es auch bleiben. Es ist DIE Plattform für den deutschen Markt und dieser ist wichtig und groß genug, dass er so eine Plattform braucht. Die neue Location ist perfekt geeignet, vereint Berliner Flair mit einer Großzügigkeit, die es den Marken erlaubt, sich gut zu präsentieren und liegt auch noch zentral. Alles in allem ein gelungenes und unverzichtbares Gesamtpaket.“

Kürzlich haben Sie die Athletin, Paralympics-Preisträgerin, Stiftungsgründerin und Politikerin Giusy Versace bei einer Preisverleihung kennengelernt; sie eröffnete dann die Fashion Show. Gemeinsam haben Sie die Idee entwickelt, eine positive Botschaft zu kommunizieren: Das Leben wertzuschätzen und es zu feiern. Wie kam es dazu und warum ist dies generell Ihre Grundeinstellung?


„Es war eine spontane Idee, weil ich derart fasziniert von ihr war. Wir selber sehen uns als eine Marke mit einer positiven, lebensfrohen Botschaft und wollen seit jeher Frauen noch schöner machen, egal in welcher Konfektionsgröße, Hautfarbe oder mit Handicaps. Diese positive Grundeinstellung ist bei mir gottgegeben und hat es mir ermöglicht, im Leben auch mit Schicksalsschlägen gut umzugehen und daran zu wachsen. Auch deswegen war da eine sofortige Verbundenheit mit Giusy.“

Das zentrale Thema der Kollektion ist Female Empowerment. Warum?


„Weil wir ein Frauenbetrieb sind und Frauen uns am Herzen liegen. Das war schon immer so und es ist schön, dass es jetzt diese ‚Bewegung‘ gibt.“

Seit September 2019 steht Sportalm unter Ihrer alleinigen Führung. Gibt es etwas, das sich seitdem geändert hat oder das Sie noch ändern wollen?

„Feinstofflich wird sich auf jeden Fall etwas ändern, wenn eine Frau der Firma vorsteht. Ich setze auch mehr auf Teamarbeit. Nach außen sichtbar wird eine Transformation in der Kollektion sein, die jedoch weniger meiner Führung, als dem Zeitgeist geschuldet ist und wir uns an einem Punkt befinden, an dem wir ein paar Weichen stellen.“

Die Fashion-Kollektion wurde 2004 gelauncht – was ist der größte Unterschied zwischen damals und heute, über 15 Jahre später? 
 

„Wir sind mit der Kollektion gewachsen, gereift. Früher war alles unbedarft, wir haben einfach eine schöne Kollektion erstellt. Heute bedenken wir natürlich schon im Vorfeld unser Handeln, wollen uns aber diese Unbekümmertheit auch erhalten, um immer wieder für Überraschungsmomente zu sorgen.“

Alle Kollektionsteile entstehen in Europa. Seit 1996 produziert das Tiroler Unternehmen die Fashion- sowie Skikollektion in der betriebseigenen Produktionsstätte in Bulgarien. Welche Nachhaltigkeitsaspekte spielen bei Sportalm sonst noch eine Rolle? 

„Das ist schon ein sehr großer Punkt, dass wir im eigenen Werk in Europa produzieren, da waren wir Anachronisten und auf einmal sind wir Vorreiter. Da geht es ja nicht nur um kurze Wege und einen möglichst kleinen, ökologischen Fußabdruck, sondern vor allem darum, dass wir die Arbeitsbedingungen exzellent gestaltet haben. Natürlich fließen jetzt auch die Materialien in unser Handeln mit ein und wir achten darauf, einen Anteil an nachhaltig produzierten Stoffen einzusetzen.“

Inzwischen werden die Kollektionen in 40 Ländern verkauft – und die Expansion soll weiter vorangetrieben werden. Wohin soll es noch gehen?

„Abgesehen davon, dass wir in jedem Land noch Luft nach oben haben, gibt es auch noch etliche weiße Flecken auf der Landkarte. Wir wollen uns aber in jedem Fall gesund und Schritt für Schritt weiter entwickeln.“

Sie haben mal gesagt, man müsse einzigartig sein; ohne eigene Handschrift könne man auch bei Zara einkaufen. Was macht Sportalm einzigartig?

„Die oben beschriebene Lebensfreude. Wir lieben, was wir tun und damit meine ich das gesamte Team! Nur dann kann man so viel Liebe zum Detail entwickeln und einen Spirit entfachen, der sich auf die Kundinnen überträgt. Sportalm zu tragen ist ein Statement für eine Frau!“

Sie hatten schon als Kind das Bewusstsein, dass alles, was passiert, einen Sinn hat. Können Sie einen Sinn dahinter erkennen, dass es die Modebranche heutzutage sehr viel schwerer hat als früher, durch immer wieder genannte Faktoren wie die Vertikalen, den Onlinehandel etc.?

„Das ist wahrscheinlich weniger ein tiefgründiger Sinn als eine ganz normale Wandlung in einer Branche, die dem gesamten Wandel der Gesellschaft unterliegt. Wie bei jeder Entwicklung ist es unumgänglich, diese mitzugehen bzw. sich darauf einzustellen. Schwerer haben es immer die, die es nicht schaffen mitzugehen. Diejenigen, die diesen Wandel vorantreiben, das sind ja immer die Gewinner und Gewinner und Verlierer hat es immer gegeben. Sicher ist aber, dass sich die Zyklen extrem verkürzen und es somit noch kompetitiver geworden ist.“

Sie haben außerdem einmal gesagt, kein Mensch brauche mehr Mode, aber selbige vermittle Freude und genau das wollen Sie: Lebensfreude vermitteln. Was ist Ihr Rezept? 

„Liebe! Lieben, was man tut, lieben, für wen man es tut und die Menschen lieben, die es mit einem tun.“

Welche Pläne haben Sie mit Sportalm in den nächsten Jahren?

„Wie erwähnt, wird sich die Kollektion neu darstellen – näheres dazu im Mai. Neue Store-Openings wird es im Sommer in Salzburg und München geben. Personell haben wir bereits viel verändert und sind jetzt gut aufgestellt, um die neuen Aufgaben zu stemmen.“

Vielen Dank für das Interview!
 

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