„Frau Bücker, wie geht Sustainable Fashion?“

  /  10.05.2019

Die Xoom lanciert im Juli 2019 auf der Panorama Berlin einen Pop-up-Store. Modeexpertin Silke Bücker verrät, wie man nachhaltige Mode ansprechend präsentiert…

Silke Bücker

Green und Fair Fashion wird immer wichtiger – was Modeprofis wissen sollten, um nachhaltige Mode zeitgemäß und ansprechend zu präsentieren, das vermittelt die Messe Xoom im Rahmen der Panorama Berlin. Inmitten der Stände ist zur Juli-Ausgabe 2019 ein Pop-up-Store geplant, der innovative Strategien konkret machen soll. Modeexpertin Silke Bücker, die nach verschiedenen Tätigkeiten im Bereich Journalismus und der Führung der Kölner Boutique Gold - Mode zur Zeit im Jahr 2015 das Modebureau Silke Bücker gründete, kuratiert die Fläche und liefert Antworten:

Frau Bücker, welchen Einfluss hat nachhaltige Mode aktuell?

„Konsequent nachhaltiges Wirtschaften über die komplette Wertschöpfungskette hinweg ist jetzt und in Zukunft meiner Ansicht nach keine frei wählbare Möglichkeit mehr, sondern eine Notwendigkeit, die selbstverständlich werden muss. Natürlich ist es ein Weg dorthin, den man mit etablierten Strukturen nicht von heute auf morgen beschreiten kann. Aber es ist höchste Zeit, die ersten Schritte zu tun, wenn man als Unternehmen noch nicht damit angefangen hat.“

Werden nachhaltige Kollektionen weiter an Bedeutung gewinnen?

„Nachhaltige Mode ist das Segment mit dem größten Entwicklungs- und Innovationspotential. Im Vergleich zum kommerziell-konventionellen Genre, das in vielen Aspekten Verunsicherung und Unsouveränität spüren lässt, erscheint die grüne Community zielstrebig, motiviert, inspiriert – man erlebt eine kollektive Aufbruchsstimmung, diesen Enthusiasmus, Teil einer Bewegung zu sein, die den Modemarkt und das Konsumverhalten grundlegend verändern soll. Alleine der Bereich der nachhaltigen Materialien bietet ein riesiges Kreativ-Potential. Das ist eine total spannende Herausforderung für jeden Designer!

Unter Nachhaltigkeit im Kontext mit Textilien verstehe ich im Übrigen auch, Kleidungsstücke zu bewahren, Schuhe beim Schuster neu besohlen zu lassen, Vintage zu kaufen oder Kleider zu leihen.  Auch die Renaissance von Handwerk, die sich aktuell über alle Genres hinweg beobachten lässt, ist für mich ein Synonym der Slow-Fashion-Bewegung.“

Welche Bedingungen müssen nachhaltige Modemarken erfüllen?

„In erster Linie bedient Mode ästhetische Ansprüche, ist Ausdruck von Persönlichkeit, Stil und Haltung. So unerlässlich Nachhaltigkeit ist, als Verkaufsargument wird sie auf breiter Ebene Add-on bleiben. Das bedeutet für Eco-Fashion konsequent ‚Mode‘ zu denken, vom Material über Silhouette bis hin zu Farben und Designs. Dabei muss sie gleichermaßen den Zeitgeist und die damit einhergehenden Konsumentenwünsche, beispielsweise nach Flexibilität, Komfort oder Eklektizismus gerecht werden. Stella McCartney macht es seit Beginn ihrer Karriere vor, dass es funktioniert, eine anspruchsvolle Garderobe unter fairen Bedingungen zu produzieren.“

Vor welchen Anforderungen stehen der Handel, Stores und Aussteller?

„Ich finde die Separierung in nachhaltige und konventionelle Mode überflüssig. Grüne Brands sollten mit dem gleichen Anspruch an Image und Aussage ihrer Brand herangehen wie andere Marken. Gleichermaßen sollten die Bereiche im Handel selbstverständlich nebeneinander stehen. Der Konsument ist heute aufgeklärter denn je über die Produkte und deren Hintergrund. Natürlich darf man in der Produktinszenierung darauf hinweisen, aber eben wie selbstverständlich, nicht aufgesetzt.“

Ein interessanter Aspekt. Bislang wurde im Handel ja eher klar separiert…

„‚Grün’ kann die Leitidee eines ganzen Store-Konzepts sein, was im Gesamtbild subtil mitschwingen sollte. Der Konsument möchte es als Einladung verstehen, ‚grüner‘ zu konsumieren und Lust darauf zu entwickeln, nicht als Zwang. Genauso erwarte ich von einem Einkäufer mit einer Vision und einem Verantwortungsempfinden, sich mit dem nachhaltigen Modemarkt auseinanderzusetzen, offen dafür zu sein, eine neue Richtung einzuschlagen. Prinzipiell sollten Marken und Präsentationsflächen Emotionalität und Erlebnis als Leitmotive für ihre Inszenierung verstehen, offline wie online, etwa Social Media anspruchsvoller und konzeptioneller nutzen, und über alle Kanäle hinweg homogen und aufmerksamkeitsstark kommunizieren sowie eine klare Markenidentität etablieren. Gute Beispiele sind Armedangels, Ecoalf, Working Title.“

Wie wird die Xoom mit dem Konzept Silke Bücker aussehen?

„Ich möchte nicht den Überraschungseffekt vorwegnehmen. Nur so viel: Es geht um Erleben, Austausch und Inspiration. Darum, sämtliche Sinne zu stimulieren und gemäß der Philosophie von Slow Fashion ein wenig zur Entschleunigung auf unterschiedlichen Ebenen beizutragen.“

Vielen Dank für das Interview!

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