Andreas Bobon: „Abverkäufe sind die beste Werbung“

  /  21.11.2008

Die Marken British Knights und Dr. Martens zeichnet Footwear aus, die komfortabel und trendy zugleich ist, wobei speziell letzteres Brand durch den „Doc’s“-Hype in den 90ern mittlerweile wohl schon Kultstatus erreicht hat. Die Firmen von General Manager Andreas Bobon - British Knights Vertriebs GmbH und Bondi Marketing GmbH - mit Sitz in Waltrop zeichnen bei den Skaterschuhen seit zehn Jahren und bei den ehemals den Punks vorbehaltenen Boots seit sechs Jahren für den hiesigen Vertrieb verantwortlich: 1st-blue.de hat sich bei Andreas Bobon über den Stand der Dinge in Sachen aktueller Schuhmarktsituation und Messelandschaft schlau gemacht.

Wie ist die aktuelle Orderrunde gelaufen?

„Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden. Wir liegen zwar knapp unter unseren Prognosen, dies ist jedoch angesichts der momentan schwierigen Wirtschaftslage auch verständlich. Die Händler reagieren derzeit verhalten und packen sich nicht mehr unbekümmert das Lager mit Waren voll.“


Inwieweit wird sich das Verhalten der Händler auf die Umsatzzahlen auswirken?

„Selbstverständlich zeigt sich die Reaktion der Händler auch im Umsatz, das betrifft wohl alle Marken. Doch unsere Produkte laufen gut! Wir rechnen fest mit Nachorders. Merkliche Veränderungen wird es in Zukunft jedoch voraussichtlich in Bezug auf die Produktpreise geben.“


Was genau bedeutet das?

„Auf die Problematik werden nicht nur wir stoßen: Der US-Dollar ist wieder stärker geworden - die Preislagen der nächsten Kollektionen müssen daher neu überdacht werden. Preiserhöhungen kann der Markt eigentlich nicht mehr vertragen, aber wir denken, dass dies wohl zwangsläufig nicht zu vermeiden ist: Konsumenten werden für Bekleidung und Schuhe zukünftig allgemein mehr zahlen müssen.“


Versuchen Sie, der schwierigen Lage mit Marketing-Offensiven entgegenzuwirken?

„Abverkäufe sind die beste Werbung. Wir legen nicht viel Wert auf großes Tamtam, unsere Produkte sollen für sich sprechen. So ist in diesem Jahr zum Beispiel auch das zehnjährige Jubiläum der British Knights Vertriebs GmbH ohne viel Aufsehen über die Bühne gegangen - nach wie vor ist uns in Bezug auf die Marke allerdings die Ausrichtung des Wettbewerbs ‚BMX Masters’ in Köln wichtig. Wenn das Event im nächsten Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feiert, werden wir uns dann wohl auch mit einer Sonderaktion beteiligen: Geplant ist der Launch eines eigens zu diesem Anlass designten Schuhmodells.“


Wie gestaltet sich die Eigenwerbung am POS?

„Wir stellen Händlern Werbematerial zur Verfügung, wobei wir eine Überladung durch Advertising-Artikel möglichst vermeiden wollen. Die Ware steht, wie bereits erwähnt, uneingeschränkt im Vordergrund, wir wollen lediglich in dezenter Art und Weise auf sie aufmerksam machen. Zudem möchten mittlerweile viele Händler ihr Ladenkonzept nicht durch zu auffällige Aufsteller gestört sehen.“


Da wir gerade von Sonderaktionen sprachen: Auf der vergangenen GDS hat Dr. Martens Stiefel präsentiert, die von Thomas Sabo geschmückt worden sind - was hat es damit auf sich?

„Geplant ist eine Zusammenarbeit zwischen Dr. Martens und Thomas Sabo Accessories insofern, dass wir gemeinsam einen Boot gestalten wollen, der unsererseits in einer limitierten Schuhlinie seinen Einsatz finden und zeitgleich als Miniaturausgabe im ‚Thomas Sabo Charm Club’ erhältlich sein soll. Die GDS war für beide Seiten genau die richtige Plattform, um den Besuchern einen kleinen Vorgeschmack auf die bevorstehende Kooperation zu geben.“


Wie wichtig ist Ihnen denn die GDS als Plattform?

„Die GDS hat für uns eine sehr große Bedeutung. Hier finden wir unsere Kunden und machen unseren Umsatz, wobei auch die Internationalität der Besucher stimmt. Das neue, junge Hallenkonzept ist außerdem gut bei uns angekommen.“


Abgesehen von der GDS - was würden Sie sich für die derzeitige Messelandschaft wünschen?

„Es wäre schön, in Deutschland wieder eine kleine Plattform zu haben, um erste Kontakte zu neuen Kunden knüpfen zu können. Seitdem die Bread & Butter Berlin den Rücken gekehrt hat, fehlt uns hier ein wenig ein Konzept, das die Funktion dieser Veranstaltung übernimmt.“


Wie steht es um neue Formate wie die Kölner Jam für das Segment Young Fashion?

„Grundsätzlich ist die Jam für uns sehr interessant. Es handelt sich zwar um eine Textil-Messe, doch aufgrund der Jeans-Ausrichtung passen wir gut in das Markenumfeld. Zudem gefällt uns der Standort Köln. Allerdings haben wir hinsichtlich der Berlin Fashion Week ein großes Problem mit den terminlichen Überschneidungen. Es fragt sich, ob die Kunden lieber nach Berlin fahren oder die Jam besuchen.“


Apropos Textil: Viele Schuhmarken haben mittlerweile auch schon Apparel-Kollektionen herausgebracht - hegen Dr. Martens oder British Knights ähnliche Ambitionen?

„In Bezug auf Dr. Martens ist derzeit für die Saison Herbst/Winter 2009 eine Lizenzvergabe im Bereich Berufsbekleidung ausgehandelt worden. Für British Knights ist eine Teil-Lizenz ebenfalls bereits vergeben - hier wird in naher Zukunft ein abgerundetes Textilprogramm auf dem Markt erscheinen.“


Wie erklären Sie sich eigentlich, dass Dr. Martens trotz eines sehr eigenen Looks über Jahrzehnte Trend bleibt und die Schuhe, die ehemals typisch für die Punk-Szene waren, nicht in Vergessenheit geraten sind?

„Die Schuhe sind einfach Klassiker und bieten durch die Luftsohle ein hohes Maß an Komfort. Zudem gibt es wirtschaftliche Aspekte, die für ‚Doc’s’ sprechen: Sie halten lange und auch ‚Used’ sind sie durchaus noch ansehnlich. Aus der Punk-Szene ist Dr. Martens außerdem längst herausgewachsen - mittlerweile kann man die Schuhe keiner klaren Gruppe mehr zuordnen. Das Image ist sehr viel neutraler geworden. So können wir uns derzeit beispielsweise über sehr viel positive Presse in den Mainstream-Magazinen freuen.“


Was halten Sie von der Idee, einen eigenen E-Shop zu unterhalten?

„Nicht viel. Logistisch wäre dies zwar durchaus zu meistern, doch der Internet-Verkauf ist einfach nicht unser Ding: Wir überlassen das Geschäft gerne den E-Shop-Profis. Dabei sind wir stets sehr darauf bedacht, dass eine Beratung gewährleistet wird und ein gewisses Umfeld an Mitbewerbern gegeben ist. Die Preisstabilität wird dabei allerdings ständig von uns beobachtet.“ 


Welche Trends sollten Händler in den kommenden Saisons im Auge behalten?

„Ein wichtiges Thema ist und bleibt Farbe. Wenn denn schon die Wirtschaftslage nicht gerade rosig ist, so kann man sich doch wenigstens über buntes Schuhwerk freuen. Der Trend zu mehr Couleur ist außerdem in sämtlichen Branchen zu finden.“

 

 

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