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  /  01.04.2014

Die Vorteile des Einkaufs im Web liegen auf der Hand. Doch was wäre, wenn einer oder gleich mehrere von ihnen plötzlich wegfielen? Ein Kommentar von Kristina Arens…

Aufreger des Tages: Zalando führt ab Ende April 2014 Öffnungszeiten ein – ausschließlich von Montag bis Samstag zwischen 10 Uhr und 20 Uhr sollen User künftig bei dem Onlineversender shoppen können. Man wolle damit „in die wirkliche Innovationsphase übergehen: Das Internet endlich dem realen Leben anpassen – mit all seinen Vorteilen“, hieß es in der Pressemitteilung. So weit, so gut – oder auch nicht. Es kommt noch besser: Kassen sollen eingeführt werden, wie im stationären Handel eben. Schließlich lieben Kunden das Anstehen, kann man währenddessen doch einen netten Plausch mit dem Vorder- beziehungsweise Hintermann halten. Ob das online auch geht? Per Chat zum Beispiel? Darauf wird nicht näher eingegangen. Um die Wartezeit dann aber doch etwas zu verkürzen, wolle das Berliner Unternehmen viele der europaweit gängigen Zahlungsarten abschaffen, ausschließlich Sofortüberweisung und EC-Kartenzahlung bleiben. Wer braucht schon den Kauf auf Rechung.

Nach der ersten Verwirrung die Krönung. Auch im Sortiment wolle der Onlinehändler den Kundenwünschen entgegen kommen und statt der über 150.000 Artikel bei jedem Besuch maximal 3.000, exklusiv vorab ausgesuchte präsentieren – ähnlich der Beratung im Geschäft. Die bestellbare Stückzahl werde auf maximal fünf Artikel beschränkt und vor einem Umtausch gelange man auf eine Problemlösungsseite mit Live-Chat, bevor ein Gutschein über den Wert des Produkts, der innerhalb eines Jahres bei Zalando eingelöst werden kann, „mit hoher Wahrscheinlich“ ausgestellt wird. Irgendetwas läuft da doch komplett schief.

Ja, heute ist der 1. April. Das dürfte bei diversen Damen – und Herren – vor den Rechnern wohl Wellen der Erleichterung ausgelöst haben. Warum aber diese vermutlich bei den meisten anfängliche Empörung und welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen? Eigentlich ganz einfach. Zum einen lebt Zalando natürlich von der Produktvielfalt, von der großen Auswahl an Zahlungsmöglichkeiten und vor allem von der immer wieder heiß diskutierten, so angenehm einfachen Retoure. Zum anderen sind es ja gerade auch die Vorteile des Einkaufens im Web insgesamt, das man eben nicht Schlange stehen oder sich nach Öffnungszeiten richten muss. Die Lücke zum stationären Einkauf weiter schließen und eines der essenziellen Gefühle beim Einkauf im Laden auf einfache Weise in die virtuelle Welt übertragen, hieß es weiter. Dass Multi-Channel enorm wichtig ist, dürfte mittlerweile wohl jedem klar sein, aber gerade auch die Unterschiede zwischen dem Online- und Offlinekanal machen doch dessen jeweiligen Reiz aus.

Ein Ansatz der Erklärung in der kurzen Zeitspanne vor der Aprilscherz-Erkenntnis: Exklusivität. Wenn in Zukunft eventuell weniger Menschen bei Zalando bestellen, sei es, weil sie es innerhalb der Öffnungszeiten schlicht und einfach nicht schaffen, sei es aus monetären Gründen oder einfach aus Prinzip, vielleicht würde man sich als Käufer als etwas Besonderes fühlen? Gerade das Fashion-Volk soll dieses Gefühl ja bekanntlich besonders begehren. Und wenn nicht mehr jedem User dieselbe Auswahl an Artikeln präsentiert wird, wäre die „Gefahr“, dass Lieschen Müller von nebenan mit dem gleichen Teil über die Straße läuft, ebenfalls geringer. Festhalten kann man nach dieser Finte wohl: Wir können nicht (mehr) ohne den Onlinehandel, zu sehr werden dessen Vorteile geschätzt. Hätte Zalando den Aprilscherz einzig auf eine der geplanten Änderungen beschränkt, wer weiß, vielleicht wäre dazu jetzt bereits eine ernst gemeinte News online. Aber wahrscheinlich hätte auch das schon gereicht, um Unverständnis, Ablehnung hervorzurufen. Bleibt für die Webshopping-affinen Damen und Herren dieser Welt zu hoffen, dass die Redewendung „Hinter jedem Scherz steckt ein bisschen Ernst“ hier nicht zutrifft, denn sonst schreit womöglich bald kaum noch jemand vor Glück.

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