Auf zu neuen Ufern!

  /  10.08.2016

Um für eine Fashion Show Prestige zu bekommen, müssen neben einer überzeugenden Range nicht zuletzt außergewöhnliche Locations her. Ob ein Schiff die richtige Wahl ist? Ein Kommentar von Kristina Arens…

Längst finden Fashion Shows nicht mehr ausschließlich auf einem Catwalk im ursprünglichen Sinne statt; so zog es Michael Michalsky während der letzten Berliner Modewoche in die Französische Friedrichstadtkirche und Karl Lagerfeld lässt den Grand Palais in Paris jede Saison aufs Neue zu einem Supermarkt, Flughafen oder Casino avancieren. Die Grundidee, Kollektionen an Orten zu präsentieren, die ein besonderes Flair versprühen, ist erstmal eine gute. Das Argument, es stünde im worst case eher die Location als die vorgestellte Kleidung im Fokus zieht nur dann, wenn die Kollektion schlicht und einfach nicht genug taugt. Die Idee, Designerkollektionen auf einem Kreuzfahrtschiff zu zeigen, ist dennoch eine, der man mit Skepsis gegenübertreten mag.

Hapag-Lloyd Cruises veranstaltet im August in Hamburg die „Fashion2Night“, ein Event auf dem Luxusdampfer Europa 2 mit Übernachtung an Bord, in dessen Rahmen die Berliner Designer Perret Schaad, Michael Sontag und Vladimir Karaleev ihre Kollektionen in einer Fashion Show vorstellen und anschließend in Pop-up-Boutiquen verkaufen. Den werten Eltern geschuldet, gilt meine erste Assoziation mit Kreuzfahrtschiffen Siegfried Rauch, Heide Keller, Horst Naumann und dem ZDF-„Traumschiff“, dicht gefolgt von glücklichen Familien, die Urlaub auf der AIDA machen. Beides soll hier gar nicht negativ gemeint sein, die Fashion-Verknüpfung lässt allerdings auf sich warten. Vor allem wenn es darum geht, sich junge, moderne, avantgardistische Designer wie die oben genannten auf besagtem Schiff vorzustellen, die vielleicht nicht unbedingt zur Kategorie Seebär gehören. Betrachtet man die weitere Besatzung – Model Toni Garrn für den Bereich Charity, Coiffeur Shan Rahimkhan fürs Haupthaar, Fanta Vier-Mitglied Michi Beck für die musikalische Unterhaltung und Show-Master Steven Gätjen für den Moderatoren-Part – wird deutlich, dass die Zielgruppe wohl weniger der des ZDF-Traumschiffs entsprechen wird. Oder soll. Jung und zahlungswillig soll sie stattdessen sein, starten die Ticketpreise doch bei runden 690 Euro. Nun stellt sich die Frage: Kann die Idee funktionieren? Zum einen für die Designer, die wohl eine erfolgreiche Kundenakquise erwarten dürften und zum anderen für das Unternehmen Hapag-Lloyd Cruises, das sich selbiges, inklusive neuer Zielgruppe, verspricht?

Kürzlich wurde schon einmal der Mode-Anker gelichtet – im Rahmen des „Fashion2Sea“-Events kooperierte man mit den Designern Thomas Rath und Steffen Schraut, die für mehrtägige und somit höherpreisige Kreuzfahrten „Ahoi“ sagten. Einblicke ins interne Logbuch habe ich als Landratte zwar nicht bekommen, „Mayday“-Rufe haben aber wohl auch niemanden erreicht. Ein gutes Zeichen also, dass das Schiff, das bei der „Fashion2Night“ übrigens im Hamburger Hafen bleibt, auf Kurs ist? Eines muss man den Veranstaltern sowie den Modemachern jedenfalls vorab zu Gute heißen: Mut, zu neuen Ufern aufzubrechen, ist in der Modewelt eine Eigenschaft, die (nur noch) viel zu selten zu finden ist. Also: Mast- und Schotbruch!

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