Trachtstücke

  /  02.04.2014

Was für einige Regionen Deutschlands das Dirndl und die Lederhosen, für die männliche schottische Bevölkerung der Kilt und für die weiblichen Einwohner Indiens der Sari ist, ist für die Bürger Japans? Der Kimono. Was passiert, wenn eine Tracht die Landesgrenzen überschreitet…

Band of Gypsies; Cream

Asos

River Island; Motel

Kimchi Blue; Wal G

Roberto Cavalli; Virginie Castaway

H&M

East; Anna Sui

Topshop; Nancy Mac

Dass die Japaner uns auch in modischer Hinsicht um ein Stück weit voraus sind, ist in der Fashion-Welt trotz knirschender Zähne allseits bekannt. Aber doch nicht 1.220 Jahre! Auf dem ostasiatischen Inselstaat bricht 794 gerade das Heian-Zeitalter an, als der erste Kimono das Licht der Welt erblickt. Und ganze 1.220 Jahre, viele Epochen und Design-Variationen später wird die Nationaltracht Japans nun auch (endlich) in abgewandelter Version in Deutschland tragbar. Das einst knöchellange Gewand, das auch heute noch zur landestypischen japanischen Garderobe gehört, hat glücklicherweise – vom Fashion-Standpunkt aus – an Stoffvolumen und Länge verloren. So zeigt es sich im Frühjahr/Sommer 2014 statt aus bis zu zwölf unterschiedlichen Einzelteilen aus schweren Jacquards und teurer Seide, luftig und leicht in Satin, Polyester oder Chiffon in einem einzigen Stück.

Bedingt erinnern die als Kimono betitelten Styles auch an die Haoris, hüftlange Jacketts, die insbesondere bei Feierlichkeiten über dem eigentlichen Kimono getragen werden. Aktuell gibt’s den Look in der Oversized-Variante mit bunten, für das Herkunftsland typischen Blumendrucken, Ornament-Prints oder aber geometrischen Figuren sowie mit Perlenstickereien und Strassdetails. Tragen kann man das Objekt der Begierde eigentlich je nach Outfit-Befinden, denn die Komposition aus Jacke, Blazer und Bluse lässt sich sowohl zum Origami-Look-Rock als auch zur Lederleggings und Skinny Jeans sowie zum Kleinen Schwarzen kombinieren. Das gute Stück kostet in Japan, je nach Kimono-Art, umgerechnet auch gern einmal zwischen 10.000 und 20.000 Euro, wird dafür aber familienintern vererbt oder zu neuen Kimonos verarbeitet. Ob denen hierzulande ein ähnlich langes Leben geschenkt wird, bleibt abzuwarten, vielleicht trägt die japanische Bevölkerung eines Tages ja im Gegenzug ein Dirndl...

Lara Schotten