Gut eingekauft!

  /  21.10.2015

David Clark wechselte vor wenigen Monaten von Asos zu Zalando – als Head of Buying Men. Aber was macht ein Einkäufer eigentlich genau? Diese und andere Fragen beantwortete er im Zalando-Fashion HUB in Berlin bei einem kleinen Rundgang…

David Clark

Am Fashion-Standort in Berlin Friedrichshain trafen wir uns mit David Clark, seit drei Monaten Head of Buying Men bei Zalando, und wollten von ihm wissen, wie es zu seiner Berufswahl kam, was für Aufgaben in seinen Verantwortungsbereich fallen und wie sich sein Job während seiner Zeit in der Modebranche bei verschiedenen Unternehmen entwickelt hat, schließlich arbeitet der 32-Jährige bereits seit elf Jahren als Einkäufer. Seinen Anfang nahm alles – nach einem Abschluss im Bereich Finanzen – bei Topshop/Topman als Store Manager. Unternehmer Phillip Green von der Arcadia Group, zu der auch Topshop gehört, veranstaltete einen Wettbewerb für alle erfolgreichen Store Manager-Absolventen mit dem Ziel, „Inspirational Leaders of the Future” zu finden. Das Format ähnelt der Reality-Show „The Apprentice“: Teilnehmer mit unterschiedlichem Background durchlaufen nach dem Aussieb-Prinzip verschiedene Stationen, bis letztlich einer übrig bleibt. David ging als Sieger hervor – sein Preis war ein sechsmonatiges Trainingsprogramm, in dem er unter anderem Green, Ian Grabiner, Mike Goring and Dave Shepherd im beruflichen Alltag begleitete, und ein Job als Einkäufer. „Nach drei Jahren bin ich dann zu Asos gewechselt. Als ich anfing, arbeiteten dort weit weniger Leute als vor ein paar Monaten, als ich ging. Zalando ist aber noch wesentlich größer und die Zielgruppe ist viel breiter gefächert: Von 20 bis 45 finden alle ihren ganz eigenen Stil. Mode ist für uns nicht alters- sondern typgebunden; eine 50-Jährige und eine 25-Jährige können das gleiche gut finden.  Und dennoch ist die Challenge, unterschiedlichste Produkte für eine sich stark unterscheidende Zielgruppe anzubieten.“
 
Was ihn an der Branche am meisten fasziniert? „Wie aus dem Nichts etwas entsteht: Von einer Skizze auf einem Blatt Papier hin zu einem Kleidungsstück, das tatsächlich jemand auf der Straße trägt.“ Davids 50-köpfiges Team am Berliner Standort beschäftigt sich mit Men’s Footwear, Apparel und Accessoires . Neben allen Einkaufsteams in Berlin gibt es auch ein kleines Team in Paris, das Produkte speziell für die südlichen Regionen einkauft. Und was genau ist seine Aufgabe? „Mein Job ist es, Trends zu eruieren und zu verstehen, die Richtung der Sortimentsplanung zu lenken, das Ganze aus der Zahlensicht zu beurteilen, die Beziehungen mit unseren Partnern zu pflegen und auszubauen. Für jedes Produkt, das aus meinem Bereich letztlich im Store landet, bin ich mitverantwortlich.” Ein kleines Team im Einkauf steht dabei auch im ständigen Austausch mit den Länderteams für die 15 Märkte, auf denen Zalando in Europa verfügbar ist, denn nicht jedes Teil, jede Kollektion, jede Marke kommt in anderen Regionen Europas genauso gut oder weniger gut an wie in Deutschland.
 
Welche modischen Strömungen sind hierzulande für Frühjahr/Sommer 2016 gefragt? „Die großen Trends aus dem Sportbereich bleiben. Workwear-Looks, wie sie vor zwei, drei Jahren sehr verbreitet waren, haben sich in die sportlichere Richtung gewandelt. Sneakers werden beispielsweise zu schmalen Hosen getragen. Wichtig sind unter anderem Einflüsse wie die Yeezy Boost-Modelle von Kanye West und Adidas. Neu ist außerdem, dass während der letzten zwei, drei Saisons sehr monochrome Styles angesagt waren, Schwarz und Weiß sind die wichtigsten Farben gewesen. Jetzt werden Mono-Red, -Blue und -Green wichtig, aber auch die Beige/Khaki-Farbpalette“, erklärt er.
 
Wo liegen die Unterschiede bei der Arbeit als Einkäufer für einen stationären und einen Online-Store? „In einem Webshop steht natürlich viel mehr Platz für Produkte, Brands, Farben, Formen und Größen zur Verfügung. Im Store muss man sich häufig entscheiden ‚Will ich das eine oder das andere Shirt ins Sortiment nehmen?’. Von Woche zu Woche oder Monat zu Monat muss das Sortiment auch äußeren Umständen wie dem Wetter angepasst werden, online ergänzen sich die Saisons auch mal. Zudem können wir über das direkte Kundenfeedback auf unsere Produkte online, unsere Planungen und unseren Einkauf entsprechend gestalten und kurzfristig reagieren.“ Davids Fazit, wenn er gut ein Jahrzehnt und somit an seine beruflichen Anfänge zurückdenkt: „Nichts hat mich so sehr gekriegt wie der Bereich Einkauf.“

Kristina Arens