Das (Erd)Maß aller Dinge

  /  26.11.2014

Mathematik ist nicht jedermanns Sache – so können Wörter wie Algebra, Stochastik oder Vektoranalysis teilweise unschöne Schulzeiterinnerungen wecken. Und doch ist es so, dass auch die größten Mathematik-Gegner im Bereich Accessoires derzeit alle im Dreieck springen…

Gleichschenkliges Dreieck, rechter Winkel, Radius – Begriffe, die bei dem einen oder anderen ein flaues Gefühl, Erinnerungen an unverständliche Tafelbilder und gänzlich falsche Hausaufgaben hervorrufen könnten. Doch was, wenn nicht die Mode, vermag diesen negativen Assoziationen positive entgegenzusetzen? In der Accessoire-Welt ist aktuell geometrisches Denken gefragt – vorbei die Zeit, als man in nahezu chirurgischer Präzision Kreise erstellen, in mühsamer Arbeit Dreiecke zeichnen und mit fehlendem Raumverständnis Volumina einzelner Körper berechnen musste. Dass derlei Formen weitaus mehr sind als rein mathematische Figuren, beweisen die folgenden Brands, die sich dem Thema Geometrie auf ganz eigene Art und Weise genähert haben…

Lara Schotten

Primary Structures à la Vintage

Minimalistischen Schmuck mit ausdrucksstarkem Understatement – dieses Credo schreibt man bei der Marke Nanu Alwin groß. Besonderes Augenmerk legt die Designerin Jaqueline Scupin dabei auf hochwertige Materialien wie naturgegerbtes Nappaleder, das keine Verwendung mehr fand, und Vintage-Knöpfe. Mit letzteren werden Ringe sowie Ohrstecker  besetzt, während das Leder in gedeckten Farben wie Dunkelblau, Gelb, Salbei, Tiefsee, Apricot oder Lichtgrau die schimmernden, geometrischen Messinganhänger aufwertet und sowohl Verwendung als Deko-Element als auch als praktische Verschlusslösung findet. Neben dem bisherigen Portfolio baut die Marke das Sortiment derzeit aus und erweitert es um Armbänder mit Kubuselementen. Pablo Picasso wäre höchst erfreut!

www.nanualwin.de

Knick in der Optik?

Wenn früher Backpulver, saure Milch oder Essig-Mehl-Salz-Gemische Tafelsilber, goldene Löffel oder Messing-Kerzenhalter in altem Glanz neu erstrahlen ließen, so werden auch die Schmuckstücke der Marke State of A ein langes Leben haben. Statt Modeschmuck präsentiert das Brand ausschließlich „Echtheiten“ aus selbigen Metallen und Legierungen, diese laufen nämlich nur an statt sich unwiderruflich zu verfärben, weiß der kreative Kopf hinter dem Label. Aus alt mach neu, sprich Upcycling, ist das Thema und dadurch lebenslange Freude an klassischen Stücken wie Ketten, Ohrringen und Buttons das Resultat. Neben der Verwendung von Vintage-Materialien wie alten Knöpfen spielt State of A zudem mit Techniken der Zukunft. Manche der geometrischen Figuren wie Dreiecke, die sich teils ineinander verwoben neben kreisrunden Messinganhängern und rautenförmigen Schmuckstücken präsentieren, erhalten auf ganz unterschiedliche Art und Weise eine 3D-Optik – und sei es lediglich durch die geschickte Färbung einer oder zweier ihrer Seiten. Und der Name? Eine Metapher für den Status, in dem sich die Designerin und ihr Schmuck befinden, denn sie und ihre Arbeiten „entwickeln und verändern sich“ stetig. Welcher Status wohl folgt?

www.stateofa.de

Holz vor der Hütte

Wer mit Mathematik nichts anfangen konnte, der mag im Werkunterricht umso geschickter gewesen sein, wenn man der Annahme einer strikten Trennung von mathematischen und künstlerischen Fertigkeiten Glauben schenkt. Die Marke Nice Nice Nice hat offenbar ein Faible für beides und will genau dieses mit Textilien und Accessoires mit grafischen Designs unter Beweis stellen. Neben Kissenhüllen, Schals und Socken fertigen die Designer filigrane Schmuckstücke in Form von Ketten, Broschen und Ohrringen „für jede Lebenslage und besondere Menschen, die schöne Sachen lieben“. Von Hand gemacht und lackiert will die Marke mit Unikaten in harmonischen Farbkombinationen überzeugen und beruft sich dabei nicht nur auf den mathematischen Ursprung mancher Formen, sondern auf den Bereich der Kristallmorphologie. Laut dieser besitzen „ideale Kristalle“ eine Fläche aus klaren geometrischen Formen (Dreieck, Viereck oder Sechseck). Kein Wunder also, dass die Styles Namenszusätze wie Rosenquarz, Rubin, Jade, Mondstein oder Citrin tragen…

www.nicenicenice.de

Mit einem Lächeln…

…tötete Amba – Beiname der Göttin Durga – als personifizierte Fusion aller göttlichen Kräfte gegen die zerstörerischen Energien des Destruktiven laut indischer Traditionsüberlieferung den Büffeldämon Mahisasur. In den Kampf müssen die Trägerinnen des Schmucks der gleichnamigen Marke Amba hoffentlich nicht reiten, die Designerin mag ihnen mit den zierlich bedruckten Messing-Anhängern aber womöglich ein ebenso starkes und mutiges Lächeln aufs Gesicht zaubern. Die kleine Range des Labels zieren insbesondere florale Drucke wie Pusteblumen oder gedeihende Bäume, aber auch zarte Spitzendetails, angedeutete Flügel und grafische Prints geben dem jeweiligen Stück einen eigenen Charakter. Apropos Symbolik: Zehn Designs gibt es bisher auf dreieckigen, tropfenförmigen und ovalen Anhängern zu bestaunen – Amba besaß im Übrigen dieselbe Anzahl an Armen!