Fashion Week Berlin, Juli 2014, Trends

  /  16.07.2014

„In einem schwarzen Fotoalbum mit nem silbernen Knopf, bewahr ich alle diese Bilder im Kopf“: Frei nach Sidos Motto haben auch wir die Bilder der Fashion Week Berlin 2014 gespeichert, statt die upcoming Trends jedoch zu bewahren, würden wir sie lieber mit euch teilen...

Coco, sieh dir das an!

Dass sie mit ihren Designs die Mode revolutionieren und inspirieren würde, mag Coco Chanels Wunsch, vielleicht sogar ihr Ziel gewesen sein – aber glaubt man in jenem Moment selbst daran, dass gewisse Styles Generationen und dutzende von Modeströmungen überdauern, nein, vielmehr noch, nach Dekaden noch immer als Vorlage für die Interpretationen anderer fungieren? So gesehen und geschehen bei der Chanel-Jacke. Ihre typische teils kastenähnliche, teils tailliert anmutende Form mit Rundhalsausschnitt besticht durch einen cleanen Look, wird für Spring/Summer 2015 aber auf mehr als nur eine Weise uminterpretiert: Mal kommt sie als knallige Lederjacke mit Gliederketten-Verzierung, in auffallender Print-Variante, mal als Bouclé-Modell, in Pastells oder im Trend-Ton Weiß mit Nieten besetzter Schulterpartie daher – doch immer versucht sie so zu sein, wie Coco Chanels Frauenbild: „classy and faboulous“.

Le Temps des Cerises
V.li.: Rich & Royal; Silvian Heach

Federführend!

Früh aus den Federn zu hüpfen ist während der Fashion Week Berlin gang und gebe, wie sonst sollte man es schaffen, die vielen Messen, Schauen und Abend-Events zu besuchen. Wenn man dann aber so schöne Teile mit selbigem Print entdeckt – wie bei Kala Berlin, Shoe the bear oder Antony Morato – trifft die Redewendung „Morgenstund’ hat Gold im Mund“ doch ganz gut zu. Auch wenn sich die Federn zwar nicht golden zeigen, sind sie doch ein Hingucker.

Shoe the bear
V.li.: Antony Morato; Kala Berlin

(Versteckte) Raffinesse

Man kann über Glitzer und Strass, Pailletten und Edelsteinbesatz denken, was man mag – der eine trägt es mit Stolz, der nächste mit Bedacht, der dritte, weil es eben „in“ ist und manch einer geht dem ganzen Glitter-Look lieber aus dem Weg. Weil die Mode gern für wirklich jeden, der dieser Trendrichtung folgen möchte, etwas bereithält, ist im Frühjahr/Sommer 2015 alles davon „eben in“. Auffällig geht es mit dem Schulterbesatz in Form von großen Strasssteinen zu, ein perlenbesetzter Kragen verleiht dem ansonsten eher casual-anmutenden Denim-Hemd einen Hauch von Glamour und ein komplettes Spitzen-Finishing sorgt für einen recht offensichtlichen Glam-Look. Etwas dezenter zieren Strassreihen die Ärmelgegend von Oversized-Tees, Chiffon-Blusen und Eingrifftaschen bei Jogging-Pants; versteckt hinter Stofflagen oder zerrissenen Fäden scheinen Nieten und kleine Glitzersteine durch, aber auch Metallic-Finishings verbergen sich hinter geöffneten Zierreißverschlüssen. Und wem auch das noch zu viel des Grunge-Glam-Rock-Chics ist, der mag es vielleicht mit auffälligem Kragen in Farbverlauf-Optik. Are you ready to shine in your own way?

V.li.: Broadway NYC Fashion; Silvian Heach
V.o.li.: Timezone; Uptown Jeans; Ten Points; Keds
Rich & Royal
V.li.: Wunderwerk; Le Temps des Cerises

Königsdisziplin

Clean und sophisticated oder auch unschuldig und rein – so wirkt Weiß in der Modewelt im besten Fall. Die andere Seite der Medaille: Der Ton kann schnell auch mal billig wirken, bei diesem Trend ist also durchaus Vorsicht geboten. Mit den Teilen von Marken wie Kilian Kerner, Silvian Heach, Mavi, Broadway NYC Fashion und Defend, die wir auf der Fashion Week in der deutschen Hauptstadt entdeckten, kann letzteres aber (fast) nicht passieren. Ob im All-over-Look oder partiell? Was weiß ich!?

Kilian Kerner
Kilian Kerner
Kilian Kerner
V.li.: Rich & Royal; DRMTM
V.li.: Defend; Silvian Heach
V.li.: Nohke J; Broadway NYC Fashion
V.li.: Guido Maria Kretschmer; Mavi, Guido Maria Kretschmer

So sehen Sieger aus!

Diesen Satz hat man während der vergangenen Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien – die zeitlich in ihrer Hochphase zur Fashion Week in Berlin stattfand – vor allem in heimischen Gefilden sicher dutzende Male gesungen. Auch über den Print der Homecoming-Tees der deutschen Elf mit dem Hashtag #1 wurde bereits viel geredet, doch welche Drucke schaffen es im Frühjahr/Sommer 2015 auf das Siegerpodest? Obwohl man fast nicht damit gerechnet hatte, setzt sich das Thema Muster, All-over-Prints und 3D-Drucktechniken mit weltmeisterlicher Kraft gegen alle anderen Strömungen durch. So scheint es jedenfalls, wenn man das Häufigkeitsaufkommen betrachtet, dabei ist allerdings anzumerken: Nicht alle Prints hat man zuvor schon mal in ähnlicher Variante gesehen! Oder wem sind tanzende Ballerinas auf Kleidern, Quallen auf Shirts, fotografische Drucke von Fischen auf Shorts, Fahrräder und Bienen auf Blusen oder Bunny-ähnliche Geschöpfe auf Bomberjacken begegnet? Haben wir uns doch fast gedacht…

V.o.li.: 5Preview; Broadway NYC Fashion; Kala Berlin; Algaemy
Eucalyptus
V.li.: Happiness; Cyberdog
V.o.li.: PME Legend; Anthony Morato; Hut SweetSSKTBS
V.li.: Le Temps des Cerises; Skunkfunk; Kling
V.li.: Baum und Pferdegarten; Trainerspotter; Ganesh

Latz-Fatz

Ob ihr uns einen vor den Latz haut, wenn wir euch den nächsten Trend für Frühjahr/Sommer 2015 präsentieren? Jedermanns Sache sind sie wahrlich nicht, gut kombiniert könnte man sich aber doch mit ihnen anfreunden: Latzhosen. Vereinzelt schon länger in den Shops gesichtet, zeigen sich die ursprünglich mal in erster Linie mit Kindern oder Schwangeren assoziierten Pants jetzt als Short-Version, mit Leder-Taschen, im Used-Look oder auch mal als Rock-Variante von Brands wie Le Temps des Cerises oder Mavi. 

V.li.: Le Temps des Cerises; Nanushka; Le Temps des Cerises
V.li.: Mavi; Mustang

Ganz untypisch Sommer...oder?

Wer sich für die warme Jahreszeit Looks aus kurzen Shorts und Röcken, Chiffon-Kleidchen, leichten Kimonos und Tops sowie luftigen Jäckchen vorstellt, der wird zwar auch im Frühjahr/Sommer 2015 auf seine Kosten kommen, dürfte aber von einem Trend doch etwas überrascht werden. Sommermäntel geben in der kommenden Saison den Ton an und zeigen sich in ultraleichten Materialien à la Wollgemisch-Variante und leichten Denim-Optik-Fabrics, als Kurzarm-Coat mit Metallic-, Reptilien- oder Spitzen-Finishing, im 60ies-Style, mal mit großem, wallenden, mal gänzlich ohne Kragen, im Materialmix – unter anderem mit Lederdetails –, in Pastelltönen oder Schwarz/Weiß-Muster. Den allerersten Mantel, so wird es jedenfalls überliefert, trug Ötzi vor mehr als 5.000 Jahren und was für einen der wohl ersten Homo Sapiens als funktionales, wärmendes Mode-Item diente, das tragen wir mal im kommenden Sommer ganz verrückt einfach mal als modisches Fashion-Piece! Andere Zeiten, andere Sitten…

Minimum
Minus
V.li.: Rich&Royal; Lafré
Eddie B.
Minus

Sportlicher Durchblick

Wenn ein Kleidungsstück den Blick auf nackte Haut freigibt, sorgt das in der Regel immer für ein gewisses Maß an Sexappeal. Transparent-elegante Blusen und Shirts sowie schicke Blousons sind bereits seit mehreren Saisons nicht mehr von den Laufstegen – und Straßen – wegzudenken. Jetzt zeigen die kreativen Köpfe von Brands wie Broadway NYC Fashion, Mavi, Kling, Timezone und Co. aber, wie es ausschaut, wenn das Teil an sich eigentlich eher der Kategorie „sportlich“ zugeordnet werden kann, es dann aber schafft, für den besonderen Reiz mit einer großen Portion Lässigkeit zu sorgen. Beispielsweise mit bunten Sneakers kombiniert, wirken die Kleider, Tees und Pullis entspannt-leger und unangestrengt sexy zugleich.

Mavi
Timezone
Timezone
V.li.: Kling; Silvian Heach
Broadway NYC Fashion
Kilian Kerner

Markiert!

Wer in der Schule wichtige Dinge in einem Text markieren sollte, wählte aus der Bandbreite an Neon-Colours von Grün über Gelb bis hin zu Rosa und Orange – kamen schließlich Blau- und Lilatöne erst in den späteren Jahren hinzu. Wenn man nicht unbedingt zu der Gruppe von leidenschaftlichen Anstreichern gehörte, deren Text am Ende eine Komplettfarbe angenommen hatte, dann setzten die angestrichenen Worte was? Richtig, Akzente! So wird es derzeit auch in der Mode gehandhabt: Neon bleibt weiterhin „in“, wenn man so will, die All-over-Kolorierung zeigt sich im Frühjahr/Sommer 2015 allerdings nur noch selten. Viel eher setzen kleine ausgemalte grafische Elemente innerhalb geometrischer Drucke Akzente, ein Neon-farbener Kragen wertet den ansonsten schlicht gehaltenen Strick-Pullover auf, zwischen glitzernden Strassapplikationen gelten farbige Einzelsteine oder auffällig bunte Zipper als Eyecatcher. So sticht man jedenfalls nicht nur auf subtile Weise aus der Menge heraus, sondern markiert zeitgleich sein Fashion-Terrain…

Silvian Heach
V.li.: Eucalyptus; Skunkfunk
V.li.: Freaky Nation; Heohwan Simulation; Rich & Royal

Jogg me, Amadeus!

Wenn die Redewendung „Der Schein trügt“ irgendwo zutrifft, dann sicherlich auch in der Modewelt. Sieht aus wie Denim? Ist es aber nicht, zumindest nicht in gewohnter Form. Denn diverse Marken punkten im Frühjahr/Sommer 2015 mit Jogg Denim, einem Material, dass durch Haptik, Optik und Bequemlichkeit überzeugt. Ergänzend dazu stehen auch Sweat-Blazer und -Jacken noch einmal hoch im Kurs. Labels wie Timezone, Le Temps des Cerises und Mustang haben die entspannten Stücke im Gepäck – schade, dass wir diese auf der Fashion Week nicht direkt mal austesten konnten, es hätte sich in den Messehallen sicherlich schön von Stand zu Stand joggen lassen…

Le Temps des Cerises
V.li.: Mustang; Mavi