Fashion Week Berlin: die Shows

  /  27.01.2015

Kürzlich in der Tram: „Die Fashion Week, das sind doch die Shows, oder?!“ Nicht ganz, zumindest nicht ausschließlich. Im Folgenden zeigen wir euch jedoch, welche Schätze die Designer auf die Laufstege schickten, was trendy, tragbar oder (möglicherweise) nur transitorisch ist…

Eine harmonische Symbiose

Das Berliner Designerduo Glaw – Maria Poweleit und Jesko Wilke – präsentierte am 21. Januar 2015 eine Range inspiriert von der Symbolik und Mythologie der Schlange. Hochwertige Materialien wie Leder und Seide werden zusammengeführt und bestechen durch filigrane, dynamische Stickereien und Prints, die mit kostbaren Steinen und Pailletten umspielt werden. Metallic-Töne, Schwarz sowie Erdfarben, aber auch auffälliges Signalrot geben den Ton an. Ein glamourös besticktes Abendkleid trifft auf eine beidseitig tragbare Bomber-Jacke – so sorgen die Designer für eine harmonische Symbiose von Prêt-à-porter und Haute Couture.

Der Stoff, aus dem Träume sind

Seine Inspiration zieht Designer Dimitrios Panagiotopoulos aus Mythen sowie der bewegten Geschichte Griechenlands, so fanden Themen wie folkloristische Ästhetik der 70er Jahre sowie klassische antike, griechische Gewänder Verwendung in der Herbst/Winter-Kollektion 2015/16 der Marke Dimitri. Kombiniert werden diese mit Lederdetails. Weiche und fließende Kleider aus Woll- und Seidenstoffen, Jersey und Crepe de Chine bilden den Fokus der Range und werden um Röcke, Hosen aus Leder und Pullover aus Kaschmir ergänzt. So umfasst die Kollektion neben einer Bandbreite an femininen Styles in Form von Abend- und Cocktail-Dresses zudem eine Ready-to-Wear-Linie, die mit der ersten Schuh-Range des Brands abgerundet wird. Farblich orientiert sich der Kreative an kräftigen Kolorierungen wie Magenta oder Limette, doch finden auch zarte Nude- und Brauntöne sowie schimmerndes Gold Verwendung. Nuancen von Lila und Grün finden sich außerdem in Ethno-Stoffmustern und Accessoires wider, die den Entwürfen einen letzten, griechischen Schliff geben.

Einer für alle!

Keine Berlin Fashion Week ohne Guido Maria Kretschmer: Am 21. Januar 2015 präsentierte der Designer seine Herbst/Winter-Kollektion 2015/16, die den Namen „Anai“ trägt. Dunkle Farben und glänzende Stoffe, lange Abendroben mit viel Glitzer oder graphischen Mustern – eine gelungene Kollektion, die absolut tragbar ist. Das Markenzeichen der betonten Weiblichkeit wurde in facettenreichen Mänteln, modernen Kostümen und zeitlosen Kleidern übersetzt. Kernelemente wie Röcke und Etuikleider lässt Kretschmer neu aufleben, der zudem seine eigene Schuhkollektion lancierte und nach vierjähriger Pause außerdem wieder einige Männer-Looks zeigte. Ob’s die Herren der Schöpfung freut?

A Fairytale

Die Kollektion von rebekka ruétz besticht durch unverkennbar maskuline Looks. Verhaltene Silhouetten versprühen einen Hauch von Vintage und fangen damit eine Filmszenerie aus den 30er und 40er Jahren ein. Die verwendeten Materialien reichen von Kunstleder und Fake Fur über feine Seide und Baumwolle; die Farbpalette wird dominiert von Tintenschwarz, Nachtblau, Rauchgrau, Rostrot, Kupfer, Beige und trübem Weiß. Durch schwarze Accessoires in Lederoptik mit Kettenverzierung werden Akzente gesetzt. Highlights: die Prints von Künstlerin Dagmara Weinberg.

Aufmerksamkeit garantiert!

Die Show von Riani war wohl die am meisten diskutierte während der vergangenen Fashion Week in der deutschen Hauptstadt. Und das lag weniger an der Kollektion, die unter dem Thema „Material Magic“ durch eine Vielfalt an Materialien wie schillernden Brokaten, ornamentalen Jacquards, Leder, Kaschmir oder Multicolour-Tweeds punktet, sondern mehr an einem ganz bestimmten Model: Anna Ermakova eröffnete die Show. Die 14-jährige Tochter von Boris Becker betrat den Laufsteg in einem Paillettenkleid und einem übergroßen Pudel an der Leine. Ob dieser Auftritt ebenfalls „Magic“ war? Diese Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen…

#unangepasst

Sport und Avantgarde reichen sich in der Herbst/Winter-Saison 2015/16 bei Ivanman die Hand und sorgen für einen Stilbruch der besonderen Art: Irritation erwünscht. Im Rahmen der Fashion Week Berlin zeigte das Menswear-Label eine Range voller Authentizität und Mut zur Unangepasstheit. Die charakteristische Handschrift des Designers trifft dabei auf „Sports Gear“. Klassiker wie Trenchcoat, Pullover und Bundfaltenhose gehen eine Liaison mit funktionalen Schnitten und Athletik-Details ein. So mischt der Kreative Bomber-Jacken aus Neopren mit Hemd und Bundfaltenhose, während sich Tunnelzug-Elemente an traditionell anmutenden Mänteln wider finden. Ein Mix & Match gibt es auch unter den Fabrics: Neopren, Sweatstoff und Baumwolle treten in Kombination mit schwerer Schurwolle und Knitwear unterschiedlicher Qualitäten.

Die Verbindung von Gegensätzen als elementarer Aspekt hat in der neuen Saison Priorität, ohne dabei die Tragetauglichkeit zu vernachlässigen, dessen Alltäglichkeitsanspruch ihrerseits mittels starker Akzentfarben gebrochen wird. Zentrales Thema ist dabei Goethes Farbenlehre, die in die Designs Mandzukic’ einfloss: Schwarz fungiert als Ruhepol, während Facetten von Violett und Burned Orange mit satten Siena- und Umbra-Tönen kombiniert werden. Fichtennadelgrün, zartes Rosé/Magenta und strahlendes Wollweiß vervollständigen das Farbspektrum.

Love is all you need

Im Kosmos in Berlin-Friedrichshain, und damit erstmals offsite, präsentierte Designer Kilian Kerner am 19. Januar 2015 rund 35 Damen- und 16 Herren-Looks; Live Musik von Agnes & Jack von Hotlane durfte dabei nicht fehlen. „Wein in meine Hände – a touch of irish skin“, so das Motto für Herbst/Winter 2015/16. Eine unerfüllte Liebe in Kombination mit seiner Begeisterung für Irland sollen Kerner zu seinen Entwürfen inspiriert haben. Viel Farbe, weite Silhouetten, Lagen-Looks, auffällige Prints, aber auch zurückhaltendere Designs und Schwarz/Weiß/Grau zeichnen die Kollektion aus. Bei den Styles für die Damen der Schöpfung finden sich zudem einige Teile, drunter auch Anzughosen, für die der Kreative Anleihen aus der Herrenwelt genutzt hat. Zudem im Fokus: Nadelstreifen und Fransen.

Sopopular bringt Licht ins Dunkel

Das Berliner Menswear-Label Sopopular zeigte am Auftakttag der Mercedes-Benz Fashion Week unter dem Titel „Revolution Noire“ erstmals eine Kollektion auf dem großen Runway. Das Eröffnungsoutfit präsentierte sich düster und in Form einer hoch geschnittenen, dunkelblauen Wollhose sowie einem feinem, schwarzen Schlupfhemd.

Militärische Uniformen waren für die Marke von Beginn an eine essentielle Inspirationsquelle und finden auch weiterhin ihren Platz in den Kollektionen. Highlights der Range für Herbst/Winter 2015/16: transparente Outerwear-Styles, eine luxuriöse Lammfellweste und ein schwarzer Strickpullover, der in Handarbeit mit Kordeln bestückt wurde. Als Showpiece reiht sich eine Jacke aus plastischem Leder neben eine Frack-Jacke, Rollkragenpullover, Dreiviertelhosen und Leggings, die das Styling ergänzen. Merinowolle und Kaschmir treffen auf ungewöhnliche Materialen wie Plastik. Dunkles Leder, schwere Wolle und grobmaschiger Strick dominieren die Linie. Grunge meets Military!