Apropos Fashion Victims

  /  28.05.2015

Glamourös, exzentrisch, aber auch alltagstauglich und lebenswichtig – der Mode kommt in jedem Moment eine ganz eigene Bedeutung zu. Wer einmal einen kritischen Blick hinter die Kulissen dieser zwiespältigen Branche wagen möchte, den könnte die folgende Ausstellung interessieren…

Die Fashion Weeks in Mailand, Paris, New York – ja, sogar in Berlin – sind für die Modebranche die wohl wichtigsten Ereignisse. Zwei Mal jährlich präsentieren Designer ihre neusten Kollektionen, spektakuläre, teilweise karikaturistische Kreationen aus Haute-Couture oder Pret-à-Porter, während Fast Fashion-Unternehmen Alltagsmode in bis zu zwölf Kollektionen im Gesamtjahr den Stempel Must-haves oder It-Pieces aufdrücken. Die Textilindustrie ist eine Konsum-, eine Luxus-Branche, in der oftmals eine Diskrepanz zwischen „haben wollen“ und „haben müssen“ herrscht. Die Mode an sich dient dabei als Spiegel der Persönlichkeit, als Identifizierungsmerkmal, als emotional aufgeladenes Kulturgut, als Persönlichkeitskabinett und gesellschaftliches Regelungssystem. Dabei vergisst der Konsument zu mancher Zeit, dass Fashion nicht einfach nur gibt, sondern auch nimmt – eben dieses Bewusstsein will die Ausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg schaffen. Mithilfe eines Parcours wird der Besucher durch das „magische Dreieck“ aus Konsum, Ökonomie und Ökologie geführt und über Aspekte wie Fashion & Victims, Mangel & Überfluss, global & lokal, Lohn & Gewinn, Kleidung & Chemie, Bekleidung & Ökologischer Rucksack informiert.

Im Ausstellungsteil „Labor“ dreht sich alles um das Thema Nachhaltigkeit: Unter dem Ansatz Slow Fashion zeigt das Museum anhand neuer Technologien sowie Designperspektiven à la Re-/Upcycling oder Zero Waste, wie der Kleiderschrank der Zukunft aussehen könnte. Insbesondere mit dem heutigen Wissen und in Zeiten des – zunehmend – stärkeren Bewusstseins für Domains wie Nachhaltigkeit, Umwelt und soziale Fairness will die Ausstellung Diskussionen zu der umfangreichen Thematik des Fashion-Business’ bündeln und die Besucher dazu ermutigen, sich engagierter mit Mode und Konsum sowie Sozioökonomie und Ökologie auseinander zu setzen. Dabei erhebt sie weder den Finger noch klagt sie an, plädiert auch nicht auf modische Abstinenz, sondern legt den Fokus vor allem auf Informationen darüber, welche Auswirkungen der Massenkonsum bereits auf die Umwelt hat und welche er – in gleich bleibendem Ausmaß – zutage fördern könnte. Ziel der Ausstellung ist es zwar, wie der Name bereits seine Schatten voraus wirft, die negativen Aspekte des ambivalenten Fashion-Kosmos’ zu beleuchten, sie will jedoch auch Alternativen sowie kreative Ansätze aufzeigen und die Frage aufwerfen: Kann Slow Fashion das neue Fast Fashion werden? Falls ja, gilt ironischerweiser: The faster, the better!

Die Ausstellung findet noch bis zum 20. September 2015 im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg am Steintorplatz statt. Der ermäßigte Eintritt beträgt 7 Euro, der Normalpreis liegt bei 10 Euro pro Person.

Lara Schotten