„Ich wollte mich weiterentwickeln“

  /  01.12.2011

Seit eineinhalb Jahren spielt Jacob Weigert mittlerweile den Enrique Vegaz in „Anna und die Liebe“. Im Interview mit 1st-blue erzählt der Schauspieler, womit er sich Feinde geschaffen hat, warum er sich Gedanken über Haarausfall macht und wobei er sich schon einmal komplett verbraucht hat.

Jacob Weigert mit Redakteurin Kristina Arens

Pünktlich auf die Minute kommt Jacob Weigert mit dem Fahrrad zum Interview geradelt. Mit seinen 30 Jahren müsse er schließlich darauf achten, hin und wieder ein wenig Sport zu treiben, um fit zu bleiben. Körperlich betätigt hat er sich während der letzten Zeit auch unabhängig von Fitnessstudio und Co., der Schauspieler hat gerade seinen Hauptwohnsitz von Hamburg nach Berlin verlegt, bis vor kurzem lebte er hier nur sporadisch in einer WG, jetzt in den eigenen vier Wänden. Nachdem sein Fahrrad verstaut und die Location ausgewählt ist, kann ein lockeres Interview mit einem wunderbar entspannt-sympathischen Jacob Weigert seinen Lauf nehmen.

Jacob, wenn es mit „Anna und die Liebe“ mal vorbei sein sollte, würdest du noch einmal eine Rolle in einer Daily Soap oder Telenovela spielen wollen?

„Auch wenn mir die Arbeit mit den Leuten am Set sehr viel Spaß macht, würde ich mich natürlich freuen, in Zukunft auch Angebote anderer Formate zu erhalten. Als ich im zweiten Semester meiner Schauspielausbildung war, habe ich bereits ein Angebot von ‚GZSZ’ bekommen und damals abgesagt. Damit habe ich mir wohl nicht gerade Freunde gemacht, aber zu Beginn meiner Laufbahn konnte ich mir das einfach nicht vorstellen.“

Wieso hast du dich für „Anna und die Liebe“ dann umentschieden?

„Ich wollte mich einfach weiterentwickeln. Als ich Theater gespielt habe, stagnierten die Rollen irgendwann, ebenso wie die Gage, also wollte ich mich mal einem breiten Publikum präsentieren. Es war teilweise frustrierend, wenn der Theatersaal halbleer war, das hat sich seit ‚Anna und die Liebe’ gravierend geändert. Hauptsächlich spielen wir in Hamburg, aber unser Koffer steht quasi immer bereit, also wenn jemand Interesse hat (lacht). Anfangs war ich bei ‚Anna und die Liebe’ ja zunächst nur ein paar Monate dabei; als Mia (gespielt von Josephine Schmidt) dann gegangen ist, habe ich ebenfalls aufgehört.“

Und warum bist du zurückgekehrt?

„Man hat mich höflich gefragt (lacht). Dazu musste ich mich in der Serie natürlich neu verlieben, erst in Anna (Jeanette Biedermann) und zurzeit liebe ich ja Paloma (Maja Maneiro).“

Man munkelt ja, dass ihr auch im echten Leben ein Paar seid…

„Naja, was soll ich dazu sagen… Die Medien haben’s erfunden und wir haben uns dazu auch schon geäußert – wir verstehen uns sehr gut (verschmitztes Lächeln).“

Vor ein paar Monaten hast du den German Soap Award als „Sexiest Man“ gewonnen…

„Das kann ich immer noch nicht ganz nachvollziehen – und das ist kein fishing for compliments. Ich weiß schon, dass ich Glück habe mit meinem Aussehen und dass ich bei manchen Mädchen ganz gut ankomme; das zu leugnen, wäre Quatsch. Aber diese Figur, die ich spiele, ist sehr humorvoll, macht wahnsinnig viel Quatsch und geht meiner Meinung nach eher in Richtung Ben Stiller als in Richtung Sexsymbol. Dabei gibt es so viele blauäugige Männer mit behaarten Rindsbrüsten, die oben ohne posieren, die ganz anders sind als ich und viel besser in die Kategorie ‚Sexiest Man’ passen würden. Ich sehe mich eher als Normalo.“

Ist dir dein Aussehen dennoch wichtig? Achtest du zum Beispiel darauf, was du trägst?

„Ich bin ja schon in einer recht oberflächlichen Welt unterwegs – wenn ich nur Synchronsprecher wäre oder eine Rolle als Charakterdarsteller hätte, würde ich mir keine Gedanken über Haarausfall machen, aber so… Jetzt bin ich 30 und merke, dass auch ich langsam die typischen männlichen Problemchen bekomme. Da bin ich vielleicht schon etwas eitel. Aber klamottentechnisch trage ich am liebsten Jeans und Co., casual eben, wobei ich im Moment sehr zum Leidwesen meines Umfelds auch immer öfter nur noch zur Jogginghose greife. Ich besitze zum Beispiel auch keine Lackschuhe oder etwas in dieser Richtung, für den Roten Teppich muss ich demnach immer meine Turnschuhe auf Hochglanz polieren (lacht).“

Machst du deine Arbeit als Synchron- oder Hörbuchsprecher dann vielleicht auch als Ausgleich zur teils oberflächlichen Welt der Schauspielerei?

„So oberflächlich ist die Welt der Schauspieler nun auch nicht und meine Arbeit als Synchronsprecher ist auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung. Ich war zuerst am Theater, habe abends viel gefeiert und meine Stimme wurde immer tiefer. So kam es dazu, dass ich mit Hörbüchern angefangen habe (lacht). Mir liegt sehr viel an dieser Aufgabe; wenn ich irgendwann nicht mehr bei ‚Anna und die Liebe’ dabei sein sollte, möchte ich wieder viel mehr Hörbücher aufnehmen und als Synchron- und Werbesprecher arbeiten. Wenn die Medienwelt in Deutschland so gemein ist und mich kahlköpfig nicht mehr haben möchte, ist das auf jeden Fall ein gutes zweites Standbein.“

Legst du denn bei Frauen Wert darauf, was sie tragen beziehungsweise gibt es einen Stil, den du präferierst? Und auch wenn du selbst nicht so sehr auf deine Kleidung achtest, was geht bei Männern gar nicht?

„Schwierige Frage… Ich glaube, ich mag es schlicht. Bei einer festlichen Veranstaltung gefallen mir Frauen in figurbetonten Kleidern ohne Klimbim am besten, im täglichen Leben finde ich es auch sexy, wenn eine Frau Chucks und eine gut sitzende Hose trägt und im beruflichen Alltag darf sie ihre Reize gern etwas betonen. Und ich bin generell eher ein Hosen- als Rock-Typ. Zusammengefasst: Ich mag den sportlichen Chic.

Für skinny Jeans bei Männern habe ich überhaupt kein Verständnis. Ich hatte mal ein Shooting für eine Fotoproduktion mit solchen Hosen und habe vorher schon gesagt, dass ich nicht annähernd hinein passen werde – und, ungelogen, bis zum Knie habe ich die Hose hochbekommen, dann fingen die Nähte an zu protestieren (lacht). Ich habe nichts gegen einen auffälligen, individuellen Stil, aber bei manchen Dingen bin ich vielleicht wirklich etwas konservativ.“

Du hast fürs Theater ja schon einmal als Regisseur für ein Stück namens „Fading Records“ gearbeitet, wäre das auch eine Alternative zur Schauspielerei für dich?


„Das eine Mal hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber ich habe mich total verbraucht. Ursprünglich wurde ich gefragt, ob ich nicht bei einer Szene mitwirken könne, aber irgendwie ist das Ganze ausgeartet und wenn man selbst die ganze Verantwortung hat, soll der Abend natürlich perfekt werden und die Vorstellung ausverkauft sein! Und tatsächlich kamen bei den beiden Vorstellungen etwa 1000 Menschen – ein großer Erfolg für uns, aber in diesem einen Jahr habe ich bestimmt zehn Kilo abgenommen. Den Beruf des Regisseurs muss man wirklich wert schätzen, das Feld überlasse ich lieber denjenigen, die es ernsthaft beherrschen.“

Mit wem würdest du gerne mal zusammenarbeiten – als Schauspieler oder Regisseur?

„Mit Werner Herzog, auch wenn das eher utopisch ist. Ich habe ‚Bad Lieutenant’ mit Nicolas Cage gesehen und hatte im Kino 90 Minuten Gänsehaut. Und als Schauspieler beispielsweise mit Armin Rhode; einfach mit wirklichen Typen mit großer Theatererfahrung, die schließlich zum Film gegangen sind.“

Hast du eine Traumrolle, die du immer schon spielen wolltest?

„Einen kriminellen Jugendlichen, aber mit meinen 30 Jahren habe ich diese Chance jetzt wohl verpasst (lacht).“

Was steht denn in der nächsten Zeit neben „Anna und die Liebe“ noch an? Worauf dürfen wir uns freuen?

„Ich mache wieder einige Hörbucher, im Januar kommt zum Beispiel der zweite Teil von ‚Cassia und Ky’ raus, den ich mit Josefine Preuß gelesen habe (Anm. d. Red.: Die beiden haben bereits 2004 in ‚Klassenfahrt – Geknutscht wird immer’ mitgespielt, Jacob trug im Film den schönen Namen ‚Depp’). Für den Jumbo Verlag nehme ich noch zwei Jugend-Hörbucher auf und von ‚Ich bin Nummer Vier’ gibt’s einen zweiten Teil.“

Na dann viel Erfolg und herzlichen Dank für das Interview!

Kristina Arens