„Ich mache mein eigenes Ding!“

  /  21.03.2011

Kaum zu glauben, aber fünf Jahre ist es schon her, dass Lena Gercke die erste Staffel „Germany's Next Topmodel“ gewann. Im Interview mit 1st-blue erzählt die 23-Jährige, was man an einem freien Tag in Puerto Rico so erlebt, wie sie mit Kritik umgeht und was sie an ihrem Job manchmal nervt.

v.li.: Lena Gercke mit Redakteurin Kristina Arens

20 Minuten zu früh sitze ich in einer ruhigen Ecke in der oberen Etage des „Schwarzen Cafés“ in Berlin Charlottenburg und warte auf Lena Gercke. Um mir die Zeit zu vertreiben, bestelle ich mir schon einmal eine Cola und breite Zettel, Stift und Aufnahmegerät auf dem Tisch aus. Pünktlich um 14 Uhr kommt Lena dann um die Ecke und steuert zielstrebig auf mich zu – dank des Utensilien-Arrangements auf dem Tisch hat sie mich wohl direkt erkannt. Lena ist in natura genauso sympathisch, offen und natürlich, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Nach einer lockeren Begrüßung starten wir direkt in ein sehr entspanntes Interview, in dem Lena jede Frage gut gelaunt, zwischendurch an ihrem großen, frisch gepressten Orangensaft nippend, beantwortet.

Gerade ist ja die Siegerin der dritten Staffel „Austria's Next Topmodel“ gekürt worden. Weißt du schon, ob es eine vierte Staffel geben wird, die du wieder moderierst?

„Das weiß ich noch nicht, wir haben bisher nicht darüber gesprochen.“

Hast du nach dem Ende der jeweiligen Staffel eigentlich auch weiterhin Kontakt zu den Gewinnerinnen?

„Die Mädchen werden anschließend von derselben Agentur vertreten wie ich, meine Agentin kümmert sich um sie und da frage ich natürlich regelmäßig nach, wie es ihnen geht und wie es bei ihnen so läuft. Larissa, die Siegerin der ersten Staffel, treffe ich zum Beispiel häufiger mal."

Du bist gerade neben Showgrößen wie Thomas Gottschalk für den Preis „Romy 2011“ in der Kategorie „Beliebteste/r Show Entertainer/in“ nominiert worden. Was ging dir durch den Kopf, als du davon erfahren hast?

„Ich habe mich total gefreut! Ich bin bisher noch nie für irgendetwas nominiert worden und es ist eine große Ehre für mich, gerade weil die Mitnominierten ja auch große Namen sind. Unter anderem steht auch Mirjam Weichselbraun zur Wahl, die besonders in Österreich sehr erfolgreich ist. Das wird schwer für mich als Deutsche (lacht). Ich bin jedenfalls gespannt auf die Entscheidung, ich glaube, die fällt im April.“

Jeder Promi hat ja auch mal mit Negativschlagzeilen zu rechnen. Bei dir gibt es da eigentlich ziemlich wenige, außer dass du dich vielleicht ein wenig zu sehr an Heidi Klum orientieren sollst. Wie stehst du zu dieser Kritik?

„Ja, das wird mir irgendwie nachgesagt, vielleicht weil wir uns vom Typ her ähnlich sind. Aber ich orientiere mich meiner Meinung nach nicht an ihr; das sagen eher Leute von außen, denn ich mache schon mein eigenes Ding. Mit der Kritik kann ich aber ganz gut leben, es gibt Schlimmeres (lacht).“

Dein Terminkalender ist sicherlich ziemlich voll. Hast du denn Zeit, die aktuelle Staffel „Germany's Next Topmodel“ zu verfolgen?


„Gerade war ich auf Gran Canaria, da gab es auch deutsches Fernsehen und zwischendurch habe ich mal reingesehen. Meistens bin ich aber unterwegs. Allgemein bin ich auch kein Typ, der viel Fernsehen schaut. Ich habe etwas zu wenig Geduld dafür und muss dabei auf jeden Fall immer noch irgendetwas anderes machen, um nicht das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. Am spannendsten finde ich aber immer das Umstyling. Auch wenn wir uns für ‚Austria's Next Topmodel’ zusammensetzen und überlegen, was wir mit den Mädchen machen wollen und wie wir das Beste aus jedem einzelnen Typ herausholen können. Die sind natürlich oft erst einmal geschockt, wenn sie das Ergebnis sehen, das war bei mir damals ja genauso, aber ich glaube, das ist bei jeder Frau so, wenn man ihr an die Haare will (lacht).“

Du standest gerade zum zweiten Mal für Mexx vor der Kamera und hast den Spot für den neuen Duft „Magnetic“ gedreht. Könntest du an der Schauspielerei Gefallen finden?

„Ich hatte schon ein paar Angebote, aber ich weiß nicht, ob ich die geborene Schauspielerin bin. Wenn man so etwas angeht, sollte man auch 100% dahinter stehen und ich bin jemand, der ziemlich perfektionistisch und sehr selbstkritisch ist. Zudem ist bis jetzt noch nicht das Passende dabei gewesen. Sollte das aber mal der Fall sein, wäre ich schon offen dafür. Im Moment zumindest ist die Schauspielerei nicht unbedingt mein Ziel.“

Neben dem Dreh des neuen Werbespots warst du außerdem vor kurzem in London und auf Gran Canaria, bald geht es für ein Katalog-Shooting nach Mexico, du bist also ziemlich viel international unterwegs. Wo hältst du dich am meisten auf und wo fühlst du dich am heimischsten?

„Mein Hauptaugenmerk liegt auf New York, würde ich sagen. Auch im vergangenen Jahr schon. Wo ich mich am heimischsten fühle, ist schwer zu sagen. So schwer, dass ich mich das selbst schon ab und an gefragt habe. Ich würde Berlin auf jeden Fall als Heimat bezeichnen, Cloppenburg und Hessen aber genauso, und auch in New York fühle ich mich zu Hause.“

Schaffst du es bei den ganzen Reisen überhaupt, den Kontakt zu deinen Freunden aufrecht zu halten?


„Ja, das klappt schon – meine Freunde sind eigentlich diejenigen, mit denen ich auch groß geworden bin. Es sind in den letzten Jahren wenig neue dazu gekommen. Man lernt zwar unterwegs viele Menschen kennen, aber häufig bleibt es dann doch eher bei Bekanntschaften und es entwickeln sich keine tiefen Freundschaften.“

Hast du noch Kontakt zu den Mädchen aus deiner Staffel oder zu den Gewinnerinnen der anderen Staffeln?

„Mit Yvonne und Jennifer aus meiner Staffel hatte ich zunächst noch Kontakt, es wurde aber leider nach und nach immer weniger, da wir alle doch recht verstreut gewohnt haben. Die Gewinnerinnen der anderen Staffeln treffe ich noch recht häufig, zum Beispiel vor kurzem bei der Berliner Fashion Week."

Und wo liegen deine Prioritäten – Werbespots, Shootings oder Laufsteg-Jobs?

„Ich mache ziemlich viele Shootings, Laufsteg-Jobs gibt es aber auch einige. Auf der Berliner Fashion Week bin ich bis jetzt beispielsweise fast immer gelaufen und auf der Modewoche in New York war ich auch schon zu sehen.“

Gibt es deiner Meinung nach Unterschiede zwischen den beiden Modewochen?

„Ich finde es eigentlich ganz lustig, dass viele denken ‚New York Fashion Week, wow'; wenn man aber dort ist, findet das Ganze auch einfach in einem Zelt statt wie hier in Berlin, der Ablauf ist ähnlich. Aber natürlich sind dort sehr viele wirklich große Namen anzutreffen und größere internationale Labels, als es vielleicht in Berlin der Fall ist.“

Während der Fashion Week bekommt man ja immer die neuesten Trends präsentiert – oder präsentiert sie in deinem Fall auch selbst. Bist du privat auch trendorientiert?

„Natürlich gehe ich sehr gerne shoppen und mein Kleiderschrank platzt aus allen Nähten. Gerade war ich in London wieder ‚Hardcore-Shoppen', dort gehe ich zum Beispiel gerne zu Topshop oder Selfridges, wobei das aber schon in einem angemessenen Rahmen bleibt. Ich kaufe allgemein gar nicht so häufig Marken- Kleidung, sondern lieber mehrere günstigere als wenige teure Teile. An Trends orientiere ich mich beim Shoppen eigentlich nicht, viele Sachen, die gerade in sind, stehen ja auch nicht jedem.“

Kannst du überhaupt shoppen gehen, ohne ständig angesprochen zu werden? In Deutschland wirst du ja sicherlich oft erkannt, wie sieht es im Ausland aus?

„Ja, hier werde ich auf jeden Fall erkannt, trotzdem kann ich noch normal durch Berlin laufen. Ich würde jetzt nicht unbedingt am Samstagnachmittag zum Massenauflauf ins KaDeWe gehen, aber ansonsten ist das eigentlich ganz entspannt. Und im Ausland werde ich immer von den deutschen Touristen erkannt (lacht).“

Was denkst du denn, inwiefern du dich seit deinem Sieg bei „Germany's Next Topmodel“ weiterentwickelt hast?

„Damals war ich sehr schüchtern, das ist mittlerweile anders, ich bin offener geworden. Aber ich war damals ja auch erst 17, unglaublich, wie lange das schon her ist. Ich kann mich schon gar nicht mehr so richtig an die Zeit erinnern, weil damals alles so schnell ging und in den letzten Jahren wahnsinnig viel passiert ist.“

Stört dich manchmal dieser Zusatz ‚Die erste Gewinnern von GNTM’ statt einfach Lena Gercke?

„Das stört mich eigentlich nicht, da ich im Endeffekt ja nur von der Sendung profitiert habe, sie ein Teil meines Lebens war und ich auch eine super Zeit hatte. Irgendwann wäre es aber schon ganz schön, wenn man diesen ‚Titel' ablegen könnte.“

Gibt es auch etwas, das dich an deinem Job stört? Fehlt dir zum Beispiel etwas, wenn du unterwegs bist?

„Definitiv die 12-Stunden-Flüge. Die Filme kennt man irgendwann einfach auswendig (lacht). Ich habe aber immer ein paar Bücher dabei, um mir die Zeit zu vertreiben. Meine Familie und Freunde fehlen mir natürlich. Es ist oft so schade, dass man seine Erlebnisse mit keinem teilen kann. Aber ansonsten bin ich ziemlich anpassungsfähig.“

Was war denn dein bestes Erlebnis während deiner bisherigen Reisen?

„Als ich für H&M gearbeitet habe, waren wir in Puerto Rico und hatten ausnahmsweise am letzten Tag frei, da unser Flieger erst abends ging. Wir sind also tagsüber in den Regenwald gefahren, sind wandern gegangen und waren unter einem Wasserfall baden. Das war echt schön! Und wir sind einmal mit einem Boot auf eine ganz kleine Privatinsel gefahren, auf der wirklich nur der Besitzer gelebt hat. Dort liefen die ungewöhnlichsten Tiere frei herum, das Wasser war glasklar und blau. Ich bin ja ein großer Natur-Liebhaber und fand es wirklich toll dort.“

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Lena ist übrigens nicht bei Facebook oder Twitter, hat aber eine eigene Homepage, über die sie Interessierte immer auf dem Laufenden hält. Die Texte schreibt sie selbst, den Rest übernimmt ihre Schwester, laut Lena ihre „bessere Hälfte“. An ihre Haare lässt sie nur ihren Großcousin, der in Cloppenburg einen Friseursalon namens „Haarwerk“ führt. Wem also Lenas Haarschnitt gefällt – auf nach Cloppenburg.

Kristina Arens

Links:
www.lena-g.de