Glückwunsch, es ist ein Lederschuh!

  /  25.11.2014

Wie entsteht eigentlich ein Schuh, woraus ziehen kreative Köpfe Inspirationen, wo wird geschaut? Und was sind die Trends für Spring/Summer 2015? Wir haben uns bei der Zalando-Eigenmarke Zign schlau gemacht. Dabei spielten Themen wie Berlin, Revolution und Urban Elegance eine Rolle…

Christopher Schumm, Team Lead Product Design bei Zign

Zign

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Zign; Pier One

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Moodboard zum Thema "The Road" und "Playground"

Moodboard mit aktuellen Trends

"Playground"-Moodboard

Wall of Trends

Even & Odd

Mint & Berry

Pier One

Even & Odd

Mai Più Senza

Zalando Essentials

Seit zweieinhalb Jahren trägt Christopher Schumm die Verantwortung für das Product Management der Schuhmarke Zign, die gemeinsam mit elf weiteren Brands unter dem Dach der Zalando-Eigenmarken zLabels geführt wird. Aufgewachsen ist der gebürtige Pfälzer in Pirmasens – der Hochburg des Schuhhandwerks. Dieses hat er nicht nur eigens erlernt, sondern mit einem Diplom-Abschluss im Fach Schuhtechnik und Lederverarbeitung ausgebaut. Während des Besuchs im Berliner Fashion-Headquarter des Onlineversenders steht der Kreative Rede und Antwort zum Thema Inspirationsfindung, warum er Lederschuhe Sneakers vorzieht und was aus seiner Sicht Schuhtrend im Frühjahr/Sommer 2015 wird.

Herr Schumm, vor dem Hintergrund aller in diesem Bereich erlangten Kenntnisse: Wie ist Ihr Bezug zum Produkt Schuh?

„Ich war schon immer modeinteressiert, jedoch der Meinung, dass Bekleidungsdesign ein wenig zu oberflächlich ist, ein Stück weit überlaufen, wenn man so will. Ein Schuh hingegen bedeutet für mich eher Handwerk. Bei Zign bin ich seit nunmehr zweieinhalb Jahren tätig, zunächst hauptverantwortlich für die Damen, seit Kurzem zudem für den Herrenbereich. Wobei ich zugeben muss, dass ich das Segment Damenschuhe um einiges interessanter, weil vielfältiger, finde – obwohl ich selbst ein Freund klassischer Schuhtypen (und klassischer Literatur) bin. Das gepunktete Hemd trage ich heute nur für die Modepresse. (lacht)“

Zign ist kürzlich mit der ersten Kampagne „Wear Shoes“ an die Öffentlichkeit gegangen – wofür steht sie?

„Für mich ist die Kampagne lebendig. Sie ist ehrlich. Sie ist pur und sie regt zum Hängenbleiben und Nachdenken an. Auf einem der Bilder hängt eines unserer Models – welches wohlgemerkt Höhenangst hatte – an einem Fünfmetersprungturm und man selbst ertappt sich dabei, wie man sich vor dem inneren Auge ausmalt, wie er herunterfällt oder wie es weitergehen könnte. Wir erzählen eine Geschichte.

Wir möchten den klassischen Lederschuh wieder als Fashion-Statement inszenieren. Früher war es cool, Sneakers zu tragen, vor dem Bundestag zu stehen und seine Meinung zu sagen. Heutzutage besitzt fast jeder mindestens ein Paar Sneakers, wir setzen aber auf den Leder-, den traditionellen Straßenschuh.“

Schließen Sie damit zeitgleich das Thema Sneakers generell aus?


„Ja. Wir wollen den Sharp Look. Sneakers sind eine Art Trend für die klassischen Turnschuhbrands, alle anderen Marken tun sich damit schwer. Dieser Trend ist in meinen Augen aber bereits auch einfach überlaufen. Der individuelle Style geht verloren, siehe Kopenhagen: Dort tragen alle eine schwarze, hoch gekrempelte Hose, einen Trenchcoat und Sneakers. Wir wollen mit ‚Wear Shoes’ – radikal gesagt – das Straßenbild revolutionieren.“

Die Zign-Kollektion umfasst neben traditionellen Lederschuhen auch glamourösere Modelle wie Pumps oder Trend-orientierte Styles wie Creepers. Woher kommt die Inspiration für die Range?

„Einfluss kommt von vielen Seiten: von Kunden, von Freunden, von der Straße, aus Modemetropolen oder von Messen. Selbstverständlich spielen auch persönliche Erfahrungen eine Rolle, in Summe entsteht daraus dann die Kollektion. Wir haben das Glück, in einer Stadt wie Berlin leben und arbeiten zu dürfen. Berlin ist so vielseitig, hier ändern sich Dinge schnell, hier passiert immer irgendetwas. In den Prozess fließt schließlich all dies mit ein.“

Tut es das bewusst?

„Gute Frage! Teilweise siehst du etwas und weißt genau, wie du es umsetzen willst. Auf der anderen Seite passiert manches nebenbei. Oft ist uns bewusst, was man machen will/muss und manchmal hat man eine Eingebung. Dann setzt man es um. Ein Beispiel: Wir arbeiten derzeit noch an der Spring/Summer-Collection 2015, für die Espadrilles nach wie vor ein wichtiges Thema sind. Man muss sich jedoch allzeit die Frage stellen: ‚Wie machen die anderen das? Wie passt das zu uns?’ Man sieht eine tolle Sandale, empfindet sie mit dem dazugehörigen Absatz aber als ‚normal’. Man sieht eine tolle Sandale, empfindet sie mit dem dazugehörigen Absatz aber als ‚normal’. Dann schneidet man das Upper ab, klebt es auf eine Espadrille-Sohle und plötzlich ist es ein besonderer Schuh.“

Gibt es auch Momente, in denen man nicht mehr so zufrieden mit dem Endprodukt ist?

„Zufrieden sind wir schon, aber eine Kollektion ist nie perfekt. Wenn ich die Schuhe auf der Straße sehe, kommt es vor, dass ich mir die Frage stelle ‚Warum haben wir eine rote Sohle verwendet und keine graue?’“

Und wenn es eines dieser„Babys“ dann doch nicht in die Kollektion schafft?

„Dann mag man zunächst etwas traurig sein, aber man hatte ja auch Spaß an der gesamten Entwicklung.“

Was zeichnet Zign aus?

„Hinter jeder Kollektion versteckt sich eine Geschichte. Aktuell kreist diese um eine Frau auf einem Trip durch Amerika. Sie bereist im übertragenen Sinne unterschiedliche Welten und taucht demzufolge auch in divergente Schuhwelten ein, vom Desert-Style bis hin zum City Glamour. Unser Augenmerk liegt aber bei jedem einzelnen Modell auch auf den Details: Hidden Luxury ist ein zentrales Thema, der zweite Blick lohnt sich also immer.“

Wie wichtig Sind Ihnen Trends? Können Sie uns einen kurzen Ausblick auf die Strömungen für Frühjahr/Sommer 2015 geben, die in Ihren Augen im Allgemeinen eine wichtige Rolle spielen?

„Im Frühjahr/Sommer 2015 bespielen wir bei Zign das Thema ‚The Road’ ganz stark. Wir zeigen warme, erdige Töne, insbesondere Bootie-Typen, stets versehen mit schimmernden Details. Ein weiteres Topic ist ‚Playground’. Farblich wird es ein bisschen kühler. Die Elemente sind more techy und wir verwenden Fabrics wie Velcro, perforiertes Leder, Mesh. Trends sind uns dabei sehr wichtig: Diese sollte man aber im Sinne seiner eigenen Marke interpretieren. Man muss nicht jeden mitmachen, noch weniger sollte man allerdings außerhalb dieser Strömungen liegen.

Großer Trend für Spring/Summer 2015 sind wie bereits erwähnt Espadrilles und Slip-ons. Im Design spielt Asymmetrie eine Rolle, zum Beispiel als überkreuzt gesetzte Strips. Stark ist auch das Thema Sportswear, was sich – auch bei Lederschuhen – insbesondere in der Verarbeitung der Sohlen zeigt, zum Beispiel als EVA-Sohle, als Plateau oder mit Comfort-Fußbetten. Dies muss man je nach Brand-DNA jedoch anders realisieren als es die übrigen tun, etwa durch Material- oder Farbkombinationen. Frei nach dem Credo: Für was stehe ich. Was will ich und was will ich nicht sein.“

Und was wollen Sie nicht sein?

„Wir wollen nicht Partyglamour sein! Wir sind Urban Elegance. Wir machen sophisticated Products.“

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Lara Schotten