„Früher war ich viel neurotischer“

  /  21.06.2016

Michael Malarkey, der den Enzo in „The Vampire Diaries“ spielt, macht bereits seit Jugendtagen Musik – und war nun mit seiner aktuellen EP auf Tour. Im Interview ging es um das Ersticken von Kreativität, das Berliner Nachtleben und darum, den Moment zu schätzen.

Michael Malarkey

Redakteurin Kristina Arens mit Michael Malarkey

Schon vor der Schauspielerei spielte Musik eine wichtige Rolle für Michael Malarkey, der vor allem durch seine Rolle des Enzo in der Serie „The Vampire Diaries“ bekannt wurde. Vor seinem Konzert im Berliner Privatclub – bei dem er mit ansprechend tiefer Stimme unter anderem die Songs seiner zweiten EP „Knots“ zum Besten gab – sprach er im Interview über seine Pläne für kommendes Jahr (Spoiler: ein neues Album soll folgen!), Beziehungen und Anzüge.

Beim Lesen der Rezensionen zu deiner EP „Knots” bin ich auf die folgende gestoßen: „Die Songs bringen dich an Plätze, wo Licht und Dunkelheit zusammengehören – sie bringen dich dazu, über die Gegensätze im Leben und in der Liebe nachzudenken, mit der Erkenntnis, dass die Akzeptanz des Kampfes Erfüllung mit sich bringt.“ Stimmst du zu? 

„Das klingt schon ziemlich hochgestochen (lacht). Trifft es an sich aber schon: Das letzte Jahr war recht – ich will nicht sagen schwierig – herausfordernd für mich, denn mein Sohn war gerade erst ein paar Monate alt, ich musste trotzdem viel arbeiten, war häufig unterwegs, wir sind umgezogen… Es war nicht einfach, die richtige Balance zu finden. Deshalb ist ‚Knots’ wohl auch etwas düsterer geworden. Wenn ich viel Druck und mit Dingen zu kämpfen habe, wird meine Musik am interessantesten.“

Berlin ist die vorletzte Stadt auf deiner Tourliste. Wie lautet dein (vorläufiges) Fazit und gibt’s etwas, dass du im Nachhinein gern besser gemacht hättest? 

„Ich habe generell viel Spaß im Leben, aber die Tour hat alles noch mal getoppt! Ich habe ja früher schon sechs Jahre in einer Band gespielt und es gibt’s fast nicht besseres als mit ein paar Leuten on the road zu sein… In den einzelnen Städten wäre ich gerne länger geblieben; meistens sind wir direkt nach der Show wieder gefahren, haben in einem Hotel an der Autobahn übernachtet… Die Show letztes Jahr in Berlin war super; da war ich zum ersten Mal hier und hatte sogar etwas länger Zeit, um das Nachtleben zu erkunden (lacht). Nächstes Mal würde ich gerne ein paar Tagestrips machen…“ 

Schreibst du schon an neuen Songs für die nächste EP oder vielleicht für ein ganzes Album?

„Wir wollen nächstes Jahr tatsächlich ein ganzes Album aufnehmen und peilen den Spätsommer/Frühherbst als Release Date an! Im Juli 2016 starten die Dreharbeiten für die 8. Staffel von ‚The Vampire Diaries’, es wird hart, beides parallel zu schaffen, aber es ist machbar. Im besten Fall gibt’s Anfang nächsten Jahres schon die ersten Song-Teaser.“

Viele Menschen lassen sich von einer Schreibblockade zu schnell stressen; der kreative Flow kommt, wenn er kommt - ein Zitat von dir. Hattest du diese Einstellung schon immer oder hast du sie erst lernen müssen?

„Früher war ich sehr viel neurotischer und viel härter mit mir selbst. Aber mittlerweile denke ich, das Ganze ist ein bisschen wie in einer Beziehung: Je verbissener man versucht, dass alles gut wird, desto größer die Gefahr, dass man sich eher wegstößt als aufeinander zu bewegt. Oder sich erstickt. Man muss der Kreativität einfach etwas Freiheit lassen… Natürlich ist das manchmal schwierig, wenn ich Deadlines habe. Dazu kommt, dass ich, seit ich Vater bin, nicht mehr plötzlich sagen kann ‚Pass mal selbst auf dich auf, ich habe gerade einen Kreativschub’ (lacht)… Aber das klappt schon alles.“

Du bist eher der „Ich-lebe-im-Moment“-Typ… 

„Auf jeden Fall, man sollte nie zu viel darüber nachdenken, was man noch alles erreichen möchte, dann übersieht man schnell, was man bereits erreicht hat. Man trifft so viele Menschen, die sich darüber beschweren, dass sie noch nicht da sind, wo sie sein wollen, gerade im Schauspielbereich, und deshalb gar nicht genießen können, was sie aktuell tun. Es gibt dieses Buch, ‚The Power of now’, das musst du mal lesen, sehr interessant…“

Du hast mal von diesem starken Bruder-/Schwester-Gefühl in einer Band gesprochen. Ist das vergleichbar mit der Beziehung, die du zu den anderen „The Vampire Diaries“-Schauspielern hast?

„Es ist das gleiche, aber irgendwie anders… Mit einer Band in einem Van durchs Land zu reisen, abends Konzerte zu spielen... Das ist schon etwas besonderes, weil man im Prinzip 24/7 zusammen ist. Bei einer TV-Serie kommen Leute ans Set und gehen wieder. Wenn man mal keine Szene zusammen spielt, kann es sein, dass man sich wochenlang nicht sieht.“ 

Deine Serienfigur Enzo kann Menschen dazu bringen, Dinge zu tun, ohne dass sie es merken und wollen. Wenn du diese Fähigkeit im echten Leben hättest – wen würdest du „zwingen“, was zu tun?

„Ich würde wohl Donald Trump dazu bringen, nicht mehr als Präsident zu kandidieren.“

In einem Interview hast du erklärt, dass du während Staffel 6 von The Vampire Diaries etwas frustriert warst, weil Enzo so sehr auf Rache aus war, was dich auch im echten Leben beeinflusst hat. Kannst du den Einfluss, den deine Serienfigur auf dich hat, noch etwas ausführen?

„Jede Rolle, die man spielt, beeinflusst einen auch privat; das klingt erstmal absurd, wenn es dabei um einen Vampir geht, aber egal, wen oder was man spielt, man investiert viel Energie und denkt sich in die entsprechende Rolle rein. Es ist vielleicht vergleichbar mit Freunden oder Bekannten, die man respektiert oder sogar bewundert; man bemerkt bestimmte Ansichten dieser Person, die man teilt oder aber auch bestimmte Klamotten, die sie trägt und die einem auch gefallen. So eine Beziehung habe ich in gewissem Maße auch zu meinen Rollen, ich respektiere sie und fühle mich ihnen verbunden.“  

Apropos Klamotten, ich habe einige Kommentare zu deinen Fotos bei Facebook und Instagram gelesen und einige deiner Fans sehen dich als „Fashion icon“. Du selbst hast mal gesagt, der beste Mode-Rat sei es, sich keine Gedanken über Mode zu machen. Ist das wirklich so? Du siehst schon so aus, als hättest du ein recht ausgeprägtes Gespür für Fashion.

„Niemals waschen, das ist mein Geheimnis (lacht). Wenn man seinen Stil gefunden hat, in dem man sich wohl fühlt und dem man treu bleibt, passiert alles andere automatisch. Man sieht immer wieder Leute, die sich offensichtlich unwohl fühlen in ihren Outfits, die sie nur tragen, weil sie trendy sein oder mal was verrücktes Neues ausprobieren wollen… Lasst es! Ich fühle mich häufig super unwohl in Anzügen, also trage ich kaum welche. Ich mag diesen alternativen Punk Rock Look und wenn ich in einen Store gehe, brauche ich fünf Minuten, bis ich diese Look gefunden und gekauft habe. Meine Doc Martens werde ich wahrscheinlich tragen, bis ich sterbe (lacht). Band Shirts, Diesel Jeans, Teile von All Saints oder Topman… Da werde ich meistens fündig.“

Viel Erfolg weiterhin und besten Dank für das Interview!

Kristina Arens