„Herr Wichmann, was erwartet uns auf der Panorama Berlin?“

  /  29.06.2015

Panorama Berlin-CEO Jörg Wichmann spricht im Interview von „Nova“, Berlin sowie Matchmaking und erklärt, was Bestätigung und Herausforderung ist…

Jörg Wichmann

648 Marken, davon 184 Neuaussteller, zeigen sich auf der kommenden Panorama Berlin, deren Ausstellungsfläche mittlerweile über 40.000 qm umfasst. Messechef Jörg Wichmann verrät, was hinter dem neuen Bereich „Nova“ steckt, warum Industrie und Handel wieder mutiger sein sollten und und erklärt, was die Relevanz der Exhibition ausmacht.

Herr Wichmann, mit dem Bereich „Nova“ launchen Sie zur Juli-Ausgabe 2015 der Panorama einen neuen Bereich, der das Produkt in den Fokus stellen und das Portfolio um Lifestyle-Artikel erweitern soll. Was ist der Hintergrund, was wollen Sie mit „Nova“ erreichen?

„Hinter der Idee steckt die Suche der Einkäufer nach etwas Neuem, nach Inspirationsquellen und nach Themen, die sich auch mal ein Stück wegbewegen von der Mode im typischen Sinn. Wir wollen sozusagen einen Concept-Store schaffen und Produkte zeigen, die auf der einen Seite bereits marktrelevant sind, wie beispielsweise mit dem Unternehmen Denim Deluxe mit den Marken Please und Imperial, die sehr stark sind, aber genauso komplett neue, auch internationale Brands vorstellen, darunter auch Designartikel, die einer Fashion-Fläche helfen, dem Endkunden andere Einflüsse zu bieten. Man kann ‚Nova’ auch als eine Art Trendschaufenster bezeichnen. Der Fokus liegt natürlich auf dem Segment Mode, aber auch das Kulinarische spielt eine Rolle, schließlich gehen emotionale Entscheidungen bekanntlich auch oft durch den Magen. ‚Nova’ ist ein Bereich, in dem sich der Fachbesucher wohl fühlt und die Panorama Berlin noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen lernt.“

Man munkelt, Sie wollen zudem den Bereich HAKA ausbauen und seien auf der Suche nach weiteren Brands aus diesem Segment?

„Wir merken bereits seit ein paar Saisons, dass im Herrensegment unheimlich viel Bewegung steckt; in Sachen Modernität und Innovation ist in letzter Zeit viel passiert. Diesen Rückenwind nehmen wir gerne mit und suchen national wie international nach innovativen, neuen Marken. Die Herren waren eine ganze Zeit lang eher etwas unterrepräsentiert und holen jetzt nach und nach auf.“

Gibt es zu dieser Saison neben „Nova“ Neuerungen?

„Wir versuchen immer stärker, auch technologische Aspekte mit einzubringen, das heißt ausgeklügelte Hardware, Applikationen, Innovationen im Netz.“ 

Sie haben kürzlich gesagt, die immer wieder aufkommende Diskussion über Messen sei stellvertretend für eine viel tiefer greifende über Mode und den Markt generell. Können Sie das weiter ausführen?

„Die Zeiten sind so wie sie sind: für viele nicht ganz einfach. Es müssen Veränderungen stattfinden; sowohl auf Industrie- als auch auf Handelsseite braucht es wieder mehr Mut. Mit Marktplätzen wie unserem wollen wir sagen: ‚Macht Geschäfte miteinander! Zeigt euch, seid offen und testet die Möglichkeiten!’. Gerade wenn hier und da vielleicht Stagnation herrscht, gewinnen Marktplätze wie die Panorama an Kraft. Weil sie wichtig sind, um ein komplettes Branchenabbild zu zeigen. Wir sind von 20.000 qm in Schönefeld auf mittlerweile mehr als das Doppelte gewachsen und präsentieren mit gut über 600 Kollektionen einen relevanten Marktüberblick. Ein Großteil der Fachbesucher sieht bei uns 70 bis 80% seines Umsatzes. Das ist für uns Bestätigung auf der einen und Herausforderung auf der anderen Seite – was sind die anderen 20 bis 30%? Das gilt es herauszufinden.“

Sie haben gerade das Wachstum der Panorama Berlin angesprochen. Wie viel Luft nach oben gibt es noch?

„Von der Größe sind wir aktuell gut austariert. Was wir in den nächsten Saisons vor allen Dingen machen wollen, ist die Qualität noch weiter nach vorne zu treiben. Es gibt noch ein paar Marktteilnehmer, die uns interessieren und die die Plattform bereichern würden, die momentan aber (noch) fernbleiben, weil sie sich neu aufstellen oder sortieren. Aber ich kann nur jeden dazu aufrufen und ihm raten: ‚Zeigt euch, gerade in der heutigen Zeit!’.“

Eine Messe muss ihr eigenes Profil und Relevanz haben, ebenfalls ein Zitat von Ihnen. Was bedeutet das bezogen auf die Panorama Berlin?

„Das ist sehr vielschichtig. Zum Thema Relevanz, wie kurz angedeutet: Wenn uns der Fachbesucher sagt, er sehe bei uns 70 bis 80% seines Umsatzes, haben wir ja schon mal einiges richtig gemacht. Wir haben außerdem den Anspruch, marktrelevante Kollektionen zu zeigen – und dabei auch in die Zukunft zu schauen. Auch wenn eine Marke aktuell noch keine große Sichtbarkeit hat, heißt das nicht, dass sie die nicht in der nächsten oder übernächsten Saison haben wird. Wenn sie beispielsweise trend-, innovations- oder materialgetrieben ist. Immer wichtiger ist es außerdem, eine dienstleistungsorientierte Serviceplattform zu sein. Und da haben wir die Messlatte von Anfang an sehr hoch gelegt. In Kooperation mit unserem Partner, der Messe Berlin, haben wir nach fünf Saisons etwas auf die Beine gestellt, bei dem die Zahnräder richtig ineinander greifen – und außerdem auch noch gut geölt sind.“

Gibt es Änderungen hinsichtlich Ihrer Meinung zum Thema Endkonsumentenmesse?

„Wenn es das richtige Format dafür gibt, wenn die Needs für beide Seiten da sind, kann man sich damit auseinandersetzen, aber das Produkt Panorama Berlin, wie man es heute sieht, bleibt ein reines B2B-Event. Auch Interviews mit Marken zu diesem Thema haben gezeigt, dass man eine funktionierende, auf B2B ausgerichtete Veranstaltung nicht über Nacht zu einem B2C-Event umfunktionieren kann oder sollte, geschweige denn, beides mischen. Ein Endkunden-Event ist durchaus vorstellbar, beides muss aber sauber voneinander getrennt sein. Das Thema B2C generell ist spannend und auch wichtig; der Endkunde muss wieder zum ‚Jagen’ gebracht werden. Dafür stellen wir Innovationen auf der Messe vor, die die emotionale Endkundenbindung stärker ansprechen sollen. Unser „Brands in Motion“-Projekt ist ein Versuch, Bewegtbilder stärker an den POS zu bringen; wir wollen Inspirationsquellen für den Einzelhandel schaffen, damit dieser wiederum den Kunden stärker ansprechen kann.“

Glauben Sie daran, dass es Messen in der heutigen Form auch in, sagen wir zehn Jahren noch geben wird?

„Die Frage ist tatsächlich, wie man Messe definiert, deshalb sprechen wir immer gerne vom Marktplatz. Wir als Panorama Berlin sind auf beiden Seiten aktiv, sowohl auf Einzelhandels- als auch auf Industrieseite, und schauen, wo wir Matchmaking betreiben, wo wir den Markt mitgestalten können. Und so lange es Markt gibt, das glaube ich, wird es auch Messen, Marktplätze, geben. Wenn man nun in Richtung Onlinemarktplätze denken möchte – Mode ist und bleibt physisch, Stoff muss man spüren, anfassen können, die Emotion muss rüberkommen.“

Und Berlin als Modestandort?

„Berlin als Modestandort ist in Bewegung. Und wo Reibung ist, ist Wärme, die nach außen strahlt, das ist gut. Es gibt viele professionelle Protagonisten hier in der Stadt und wenn man mal ganz nüchtern, nur im Hinblick auf Zahlen, analysiert, ist Berlin DER Standort in Europa – weit vor Paris und Mailand –, wo man zu so einem frühen Zeitpunkt so viele Kollektionen und marktrelevante Themen sehen kann, die auch Umsatz bewegen.“

Viel Erfolg und vielen Dank für das Interview!

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