„Herr Wichmann, was ändert sich zur nächsten Panorama Berlin?“

  /  27.11.2015

Die Panorama Berlin wartet mit den drei großen neuen Themen Nova Concept, Schuhe & Accessoires sowie Onlinemesse auf. Die Details erklärt Jörg Wichmann im Interview…

Jörg Wichmann

Zur nächsten Edition der Panorama Berlin im Januar 2016 geht die Messe mit neuen Hallen, erweiterten Segmenten und einer virtuellen Ausgabe der Exhibition an den Start. Veranstalter Jörg Wichmann erklärt im Interview die Gründe, die zu erwartenden Auswirkungen und den Mehrwert für Händler, Aussteller und Messe.

Die Panorama Berlin baut den Bereich Nova Concept, der erstmals eine eigene Halle bespielt, nach der Sneak Preview im Juli 2015 zur Januar-Ausgabe 2016 aus. Was bedeutet das für die Besucher?

„Der Bereich Nova ist noch progressiver ausgerichtet und wir haben tolle Markenzugänge, die bislang noch nicht auf dem deutschen (Messe-)Markt vertreten waren und sich nun in der neuen Area mit ziemlich spannenden Inszenierungen präsentieren, darunter beispielsweise Gabriele Pasini oder auch Denham. Die Brands bringen ihren genetischen Code auf die Fläche, ohne dabei Stände in Dimensionen von mehreren hundert Quadratmetern bespielen zu müssen. Wir versuchen zudem, Einzelhändler mit der Concept-Fläche Ideen zu zeigen, wie man eine Marke so präsentieren kann, dass sie mal ganz anders zur Geltung kommt als gewohnt. Wir wollen die Pop-up-Möbelkultur kultivieren, Inspirationsquellen schaffen und dazu motivieren, dass für den Endkunden sich wandelnde, sich bewegende Flächen geschaffen werden.“ 

Der Fokus liegt aber auch in dieser Area weiterhin auf Mode?

„Nicht ganz. Ein weitere wichtiger Schwerpunkt ist der Lifestyle-, der Non Fashion-Bereich, bei dem wir mit rund einem Drittel Anteil, gemessen an dem, was man am POS sieht, schon eine deutliche Fokusverschiebung haben. In vielen Stores findet man mal 3 bis 4% Non Fashion, das ist häufig eher der Versuch, dieses Segment anzutesten, aber wir setzen eine echte Concept-Store-Atmosphäre um, sei es nun mit innovativen Fahrrädern, Düften, Büchern oder einer Ausstellung der Künstlerin, die auch unsere Kampagne entworfen hat. In dieser Überproportionalität sehen wir natürlich auch einen Trend. Es wird immer wichtiger, im Shop zu sehen, wie etwas kombiniert werden kann. Es geht um den eben schon angesprochenen genetischen Code, das, was eine Marke antreibt. Auch der Endkonsument will inspiriert werden.“ 

Was hat Sie dazu bewogen, den Bereich nach dem Launch im Juli 2015 für Januar 2016 weiter auszubauen?

„Im Juli hatten wir eine Art Soft-Launch, wir haben getestet, wie die Kleinteiligkeit der Stände und das teils relativ reduzierte Angebot, weil immer auch der eine oder andere Spezialist dabei ist, der zwei, drei gute Produkte im Portfolio hat, bei unseren Fachbesuchern ankommt. Und vor allem die Mischung mit den Non-Textiles stieß auf sehr viel Zuspruch, der Einzelhandel wollte mehr davon. Und jetzt zeigen wir eben nicht nur das Produkt, sondern auch spezielle Inszenierungen der Ware. Was das Portfolio betrifft, haben wir ein ‚Feuerwerk an Marken’, die sehr innovativ sind.“

Rund 100 Brands zeigen sich in Nova. Mit Luft nach oben?

„Wer in der Modebranche oder gerade auch im Messebereich tätig ist, der weiß: Statisch bleibt es nie. Wir wollen unseren Händlern und Ausstellern aber schon eine gewisse Konstanz liefern. Aktuell glauben wir, dass die Halle mit dem kuratierten, relevanten Portfolio auf rund 7.500 qm und der angeschlossenen neuen Schuh- und Accessoires-Halle gut aufgestellt ist.“ 

Sie haben die Schuh- und Accessoires-Halle gerade selbst angesprochen. Kam auch hier der Wunsch seitens des Einzelhandels und wie stellt sich diese Area dar?

„Auf etwa 2.800 qm werden auch dort etwas kleinteiligere Stände lokalisiert sein, die wir nach einem eigenen, neuen System entwickelt haben und die sehr innovativ und stylisch gestaltet sein werden. Gerade in diesem Bereich ist die Nachfrage nach Prebuild-Flächen sehr hoch. Nachdem wir die Neuigkeit veröffentlicht hatten, standen die Telefone nicht mehr still und viele Marken waren froh, dass endlich jemand eine solche Plattform umsetzt. Viele Marken finden es spannend, sich im Modekontext zu zeigen, aber dort dann eben in einer eigenen Halle. Der Bedarf, den Schuh- und Accessoires-Bereich zu erweitern, war eigentlich seit unserem Start in 2013 da.“

Eine dritte Neuerung ist die globale virtuelle Modemesse, die die Panorama Berlin ab nächstem Jahr initiiert. Mit welchem Ziel?

„Wir müssen uns bereits jetzt im internationalen Kontext mit 50.000 Besuchern aus 96 Nationen sicherlich nicht verstecken, aber letztlich ist natürlich die Präsenz aus dem deutschsprachigen Raum sehr stark. Also haben wir uns Gedanken gemacht, was wir noch tun könnten, um die Fashion-Branche global zu vernetzen. Viele unserer Marken verspüren derzeit den Drang, sich auch international stärker aufzustellen und da kommt Panorama Digital genau richtig. Mithilfe der virtuellen Messe kann die physische Exhibition 1:1 nacherlebt werden. Man läuft wie in einer Art Computerspiel durch die Hallen, bekommt durch das Anklicken von Buttons Brand-Infos in Form von Bewegtbildern, Vertriebskontakte, Einsicht in die Kollektion und die Bestseller der letzten Saison. Auch eine Chatfunktion wird eingerichtet. Die Onlinemesse ist ebenfalls als B2B-Portal angelegt: Die Fachbesucher, die bereits physisch vor Ort waren, werden automatisch registriert, ansonsten schickt man eine Anfrage. Mithilfe der virtuellen Messe sind die Marken und auch wir bis in den letzten Winkel der Welt erreichbar und die Kontakte seitens der Brands werden deutlich steigen. Zudem sind wir uns sicher, dass die Zahl der physischen Besuche noch einmal deutlich wächst. Die Onlinemesse ist sehr transparent, sehr ehrlich und bietet mehr als ein paar Messefotos mit möglichst hippen Menschen.“

Kommen dadurch Zusatzkosten auf die Marken zu?

„Wenn in ein, zwei Saison der Mehrwert entsteht und messbar ist, werden wir uns mit den Ausstellern zusammensetzen und besprechen, wie man die Kooperationen ausbauen kann. Irgendwann sollte sich das Modell auch für uns refinanzieren, das steht zunächst aber gar nicht im Vordergrund, es geht in erster Linie um den Mehrwert für die Marken.“

Zurück zum Portfolio – Sie haben weitere Segmente ausgebaut…

„Genau, erstmals zeigen wir Young Fashion in Halle 5 sowie gebündelt in Halle 6 den Pronto-Bereich mit Unternehmen wie Please, Imperial oder Dixie und vielen neuen Marken, verstärkt aus Italien, die allesamt so professionalisiert im Vertrieb laufen, dass der Händler beruhigt zugreifen kann. Durch die vielen neuen Areas konnten wir unsere Internationalität bereits deutlich steigern. Grob überschlagen hat sich der Anteil der Aussteller aus dem Ausland von 40 auf 60% erhöht.“

Zum Thema Neuzugänge, bei unserem letzten Interview sprachen Sie von „ein paar Marktteilnehmern, die uns interessieren und die die Plattform bereichern würden, die momentan aber (noch) fernbleiben, weil sie sich neu aufstellen oder sortieren.“ Finden sich welche dieser Brands im Portfolio der nächsten Messeedition?

„Definitiv. Denham, Khujo, Eleven Paris oder The Kooples sind nur einige Beispiele. Natürlich ändert sich aber auch bei uns von Saison zu Saison, wen man gerne auf der Messe hätte. Im Handel tut sich ja zum Glück oder leider, je nachdem, wie man es sehen möchte, immer sehr viel, dies gilt es zu berücksichtigen. Was letzte Saison noch als total wichtig galt, kann heute schon wieder obsolet sein.“

Um Ihre Worte aufzugreifen: B2B-Messen generell werden aber auch künftig nicht „obsolet“ sein?

„Diese Diskussion, die vor zwei, drei, vier Saisons immer wieder geführt wurde, und die Frage, ob es überhaupt noch Messen braucht, beantwortet sich meiner Meinung nach selbst: Mehr denn je. Wenn ein Händler zu Hause in seinem stillen Kämmerlein hockt und umgeben ist von Ware, aber nicht weiß, was er wie richtig verkauft, sollte er auf genau solche Plattformen gehen und sich austauschen. Genau das gleiche gilt für die Marken. Und durch unsere virtuelle Plattform bieten wir hier noch einmal neue Impulse, wir binden schon heute eine Generation ein, die morgen erst kaufen wird.“

Viel Erfolg weiterhin und besten Dank für das Interview!

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