„Herr Smuda, welchen neuen Weg schlagen Sie mit Ucon Acrobatics ein?“

  /  14.01.2016

Ucon Acrobatics wird sich umorientieren. Was das für die Marke bedeutet und wie der Start verlief, erklärt Gründer Jochen Smuda im Interview...

Jochen Smuda

Seinen Anfang nahm das Label Ucon Acrobatics mit der ersten Kollektion im Jahr 2001, als Jochen Smuda die Marke gemeinsam mit Martin Fussenegger gründete. Nachdem in den ersten vier bis fünf Jahren noch alles selbst bedruckt und auf Events verkauft wurde, entwickelte sich das Brand mehr und mehr aus der Skate-Richtung heraus hin zur Streetwear, wuchs stetig und erste Fachmesse-Teilnahmen folgten. Mittlerweile ist Ucon Acrobatics seit fast 15 Jahren auf dem Markt, Zeit für Veränderungen. Wie die aussehen, erklärt Smuda, der die neue Kollektion im Januar 2016 auch auf der Seek in Berlin vorstellt, im Interview. 

Sie lassen „schweren Herzens“ mit der Bekleidungskollektion von Ucon Acrobatics hinter sich und konzentrieren sich für Herbst/Winter 2016/17 komplett auf Accessoires, mit dem Schwerpunkt Rucksäcke. Wie kam es zu diesem Schritt? 

„Wir haben jetzt rund 15 Jahre lang den Fokus auf den Bereich Textilien gelegt, bereits vor drei bis vier Saisons kamen wir aber immer mehr ins Grübeln, ob dieses Setting für uns nach wie vor Sinn macht. Wir mussten feststellen, dass der Druck immer stärker wird: Von allen Seiten wird immer mehr verlangt und das Tempo hat deutlich angezogen – natürlich auch geschuldet durch größere Brands, die diesen Anforderungen, insbesondere denen von hohen Margen, gerecht werden können. Letztlich haben wir gemerkt, dass unsere Interpretation von Mode, die wir für unser Label haben, nur sehr schwer zur Zeit im Markt umsetzbar ist.“ 

Wie haben Sie dann reagiert? 

„Wir hatten bereits damit angefangen, den Fokus etwas mehr auf Accessoires zu legen, wie etwa Geldbeutel, Beanies und Rucksäcke. Dabei wurde schnell deutlich: Letzteres Segment kam extrem gut an. Ein Grund ist sicherlich, dass Martin vor zehn Jahren seine Diplomarbeit als Produktdesigner mit einer Kollektion experimenteller Rucksäcke gemacht hat. Er arbeitet technisch modern und funktional, mit raffinierten Detaillösungen, die sich von anderen abheben und versucht dennoch, zu reduzieren, wo es möglich ist. Wir pausieren nun also für Herbst/Winter 2016/17 mit Textilien – natürlich hängt unser Herzblut auch noch an Bekleidung, deshalb wollen wir diesen Bereich auch nicht komplett abschreiben – und konzentrieren uns voll und ganz auf das Taschen- und Rucksack-Segment, das wir im Zuge dessen massiv ausbauen. Wir haben jetzt schon mit sechs unterschiedlichen Materialien und achtzehn eigenständigen Modellen eine recht breite Kollektion, die wir aber noch ausbauen wollen. Unsere Ideen sind nahezu unbegrenzt.“ 

Neben der passenden Erfahrung – welche Vorteile bringt die Fokussierung mit sich? 

„Unserer Meinung nach ist die Konkurrenz hier nicht so extrem beziehungsweise wir haben für uns auch eine gute Lücke gefunden, in einem Bereich, den wir als modern und minimalistisch, aber auch sehr innovativ und funktional definieren. Außerdem haben wir festgestellt, dass viele Stores bei der Order immer mehr den Fokus auf Kategorien legen, sprich es wird nicht die Gesamtkollektion einer Marke bestellt, sondern ein Segment bei dem einen, das nächste bei einem anderen Label. Hinzu kommt, dass man bei Bekleidung schnell Gefahr läuft, beim Design zu gewagt zu sein, wenn man sich von der Masse abheben möchte. Der Grad ist dann sehr schmal, nicht zu langweilig zu werden, seine Vorstellungen aber trotzdem umsetzen zu können.“ 

Mit wie vielen Kollektionen und in welchem Rhythmus wird Ucon Acrobatics künftig aufwarten? 

„Wir werden den Fokus auf zwei Hauptkollektionen legen, aber auch Zwischenkollektionen wie Specials zu Weihnachten oder eine ‚Back to school’-Linie präsentieren. Diese werden wir auch auf Messen – der Seek, der Liberty, der Jacket Required und eventuell auch der Pitti – vorstellen, vom Rhythmus her wollen wir aber eher in einen Re- Order-Prozess reinkommen und vermehrt auch mit Stock-Bestellungen arbeiten.“ 

Im Bereich Textil hatte Ucon Acrobatics die Produktion zuletzt komplett nach Europa geholt. Wie sieht es bei den Rucksäcken aus? 

„Unsere Taschen und Rucksäcke werden in China produziert und das hat sehr gute Gründe. Wir haben versucht, die Produktion auch hier nach Europa zu holen und waren kurz davor, sie in Rumänien fertigen zu lassen, was letztlich aber nicht geklappt hat, da es äußerst schwierig gewesen wäre, unsere Materialvielfalt dort umzusetzen. Das Thema Produktion ist für uns sehr wichtig. Wir haben nun in China ein Familienunternehmen gefunden, mit dem wir sehr glücklich sind, nachdem wir fast ein Jahr lang gesucht haben. Aktuell ist Martin auch wieder für vier Wochen dort vor Ort. Wir sind uns dessen bewusst, dass vielen das ‚Made in China’-Label derzeit wohl noch negativ aufstößt, aber wir wissen sehr genau, dass dort vieles unglaublich professionell und gut aufgestellt ist. Wir haben Produktionen in Portugal, Bulgarien oder Polen gesehen, die bei weitem nicht mithalten können mit denen in China. Dort gibt es Städte, wo sich hunderte große Produktionsfirmen und Zulieferer im Bereich Taschen und Rucksäcke in unmittelbarer Nähe befinden und in diesem Cluster auf sehr hohem Niveau arbeiten. Ein idealer Produktionsstandort, um unsere Visionen schnell und professionell umzusetzen.“ 

Auf welchen Märkten sind Sie mit Ucon Acrobatics derzeit vertreten? 

„In Europa sind es 13 Länder, darunter beispielsweise Italien, Frankreich, England und Spanien. Noch recht neu sind wir in Kanada und den USA sowie in Skandinavien. In Australien sind es jetzt zwei Saisons, in Asien sind wir gerade auf der Suche nach passenden Partnern. In Griechenland haben wir interessanterweise einen super Vertrieb, der dort tolle Läden für unsere Marke auftut. Es passiert gerade sehr viel… Der Markt ändert sich derzeit schnell und es tun sich Chancen auf, wenn man agil ist und gute Ideen hat!“ 

Dann viel Erfolg weiterhin und besten Dank für das Interview! 

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