„Herr Schneider, was plant Zalando?“

  /  01.10.2013

David Schneider, Gründer und Geschäftsführer von Zalando, spricht im Interview über Umsätze und Löhne, Prioritäten und Kundenversprechen...

David Schneider

Herr Schneider, es hieß kürzlich, Zalando wolle die Seite werden, die dem Kunden als erste einfällt, wenn er an Fashion und Lifestyle denkt. Das Unternehmen solle noch mehr als Modemarke gesehen werden – was wird konkret dafür getan? Und wie viel Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Zalando noch mit seinem Ur-Bereich, den Schuhen?

„Richtig, wir wollen ganz klar die Präferenz für jedes Familienmitglied und jeden Anlass werden, wenn es darum geht, Mode- und Lifestyle-Produkte online zu kaufen. Wir bauen uns hier ganz gezieltes Fashion-Know-how auf: Unsere Designer und Einkäufer arbeiten sehr eng zusammen, um neue Trends schnell zu erkennen, sie in den Shop zu holen oder sie in alltagstaugliche Lieblingsstücke zu übersetzen. Unser Editorial Team wiederum arbeitet mit dem Zalando Print- und Online-Magazin ständig daran, unseren Kunden die neusten Styles und jede Menge Inspiration nahe zu bringen. Wir sind längst nicht mehr nur für eine tolle Auswahl von Schuhen bekannt. Mittlerweile generieren wir die Hälfte unseres Umsatzes außerhalb dieser Kategorie.“

Ein Pluspunkt Ihres Unternehmens ist für Endverbraucher sicherlich der kostenlose Retour-Service. Aktuell schon mal darüber nachgedacht, dies zu ändern? Stichwort „40 Euro-Klausel“…

„Nein, der kostenlose Rückversand ist ebenso wie der kostenfreie Versand und das 100-tägige Rückgaberecht seit dem ersten Tag fester Bestandteil unseres Kundenversprechens. Auch nach den gesetzlichen Neuregelungen wird sich bei Zalando daran nichts ändern. Wir möchten das Einkaufserlebnis für unsere Kunden so einfach und bequem wie möglich gestalten. Dazu gehört eben auch die Übernahme der Kosten für eine Rücksendung – das spiegelt einfach unser Verständnis für Online-Shopping und E-Commerce im Allgemeinen wider.“

Innerhalb von vier Jahren hat Zalando es geschafft, den Umsatz von Null auf eine Milliarde Euro zu treiben. Für 2013 sollen zwei Milliarden angepeilt sein, ist das realistisch?

„Das sind Spekulationen, die wir nicht bestätigen. Wir haben uns intern bisher immer ambitionierte Ziele gesetzt und diese häufig sogar übertroffen. In den vergangenen Jahren hatte für uns vor allem das Wachstum unseres Geschäfts Priorität. In diesem Jahr möchten wir vor allem mit unseren Strukturen und Prozessen nachziehen, sie dem Wachstum anpassen und unsere Position in den einzelnen Märkten stärken.“

Zalando hat mittlerweile diverse Eigenmarken – wie viel tragen diese zum Gesamtumsatz bei, sollen weitere folgen und worauf legt Zalando bei der Entwicklung eben dieser Wert?

„Wir wollen unseren Kunden das beste Angebot für alle Kategorien bieten und in einigen Bereichen haben wir eine Nachfrage nach bestimmten Produkten gesehen, die so noch nicht ausreichend bedient wurde. Mit der Entwicklung unserer eigenen Labels können wir eine Lücke schließen und das Sortiment weiter auf die Wünsche unserer Kunden anpassen. Mittlerweile designen wir mehr als 10 eigene Marken für den Zalando-Shop, die alle einen ganz eigenen Charakter haben. Wir werden auch weiter Labels entwickeln, wo es sich anbietet – aber das ist nicht unser Fokus, sondern läuft als Ergänzung.“

Wegen „zu vieler Nachteile für die Region“ haben die Verbandsräte den Bau des geplanten Logistikzentrums in Leipheim abgelehnt. Eine Investitionssumme von 170 Mio. Euro und die Schaffung von bis zu 2.000 Arbeitsplätzen standen im Raum – gibt es neue Pläne, in die nun investiert werden soll?

„Wir schauen deutschlandweit regelmäßig nach möglichen neuen Standorten, hierbei laufen aber häufig nur erste Sondierungsgespräche, in denen wir Informationen sammeln und mit den Standorten Szenarien durchspielen. Wir schließen einen weiteren Standort nicht aus, es gibt hier aktuell aber keine konkreten Pläne.“

Nachdem Ihnen im letzten Jahr Berichte die Missstände bei Ihrem Dienstleister am Standort Großbeeren, der von Docdata geführt wird, aufgezeigt haben, hat Zalando angekündigt, dass keiner Ihrer Mitarbeiter länger weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdienen soll. Konnte dieses Ziel umgesetzt werden?


„Zalando-Mitarbeiter haben schon letzten Sommer nicht unter 8,50 Euro verdient. Aktuell bekommen Arbeitskräfte ohne Ausbildung und Vorkenntnisse einen Einstiegslohn von 8,79 Euro pro Stunde sowie eine betriebliche Altersvorsorge, vermögenswirksame Leistungen, Vergünstigungen im ÖPVN und Mitarbeiterrabatte im Onlineshop. Die Mitarbeiter aus dem Bericht waren Angestellte eines Dienstleisters. Zusammen mit dem Unternehmen haben wir sofort Maßnahmen ergriffen und zusätzlich langfristige Sozialstandards mit allen Partnern vereinbart, die unangekündigt von unabhängigen Instituten geprüft werden.“

Was sind insgesamt die drei Hauptziele von Zalando für 2013/2014?

„Wie Sie eingangs schon ganz richtig festgestellt haben, stellen wir uns noch stärker als Modeunternehmen auf. Hierfür arbeiten unsere kreativen Designteams permanent daran, unsere Fashion-Kompetenz weiterzuentwickeln. Außerdem investieren wir auch weiterhin gezielt in den Ausbau unserer etablierten Märkte und Produktkategorien sowie den Aufbau nachhaltiger Strukturen. Wir werden auch in den nächsten Jahren noch weiter wachsen. Unser Fokus liegt dabei aber auf der Stärkung der vorhandenen Märkte und der Optimierung der Prozesse. Daraus wird das Wachstum entstehen.“

Vielen Dank für das Interview!

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