„Herr Laufer, welche Fortschritte macht Colorado Denim?“

  /  04.09.2014

Jüngst in die Geschäftsleitung von Colorado Denim berufen, berichtet Bertram Laufer im Interview von neuen Konzepten, klaren Zielen und Weitblick statt Stillstand…

Bertram Laufer

Herr Laufer, derzeit stehen bei Colorado Denim neue Projekte an der Tagesordnung, vieles hat sich jedoch im Zuge des Rekonstruktionsprozesses rund um die Marke bereits getan. Was wurde seit Ihrem Eintritt in das Unternehmen vor rund zwei Jahren – zunächst als Brand Manager, nun in der Position der Geschäftsleitung – konkret umgesetzt, verändert und optimiert?

„Da gibt es eine ganze Menge. Colorado Denim ist vor sieben Jahren von der Schmidt Gruppe übernommen worden, einem Familienunternehmen, welches in der vierten Generation geführt wird. Die Schmidt Gruppe gibt es seit über 100 Jahren und ist in verschiedenen Bereichen, angefangen bei der Logistik über Private Label-Produktionen bis hin zur Marke Colorado als jüngstes Baby, sehr diversifiziert aufgestellt. Insbesondere in den vergangenen Jahren haben wir das Tempo deutlich angezogen, um die Marke in die richtige Richtung zu lenken.

Ein wichtiger Punkt hierbei ist die Erweiterung der Kollektion: Vor allem dann, wenn wir Flächen bewirtschaften, Shop-in-Shops und Corners aufbauen wollen, muss die Range eine gewisse Größe haben sowie verschiedene Warengruppen abdecken. Einzelne Liefertermine zu bespielen wäre andernfalls sehr schwierig. Lässt man die vergangenen sieben Jahre Revue passieren, sah die Marke Colorado damals noch ganz anders aus. Es gab eine reine NOS-Kollektion, jedoch so gut wie keine Oberteil-Range, was nicht unbedingt unüblich ist für ein Denim Brand. Gerade in diesem Segment wächst Colorado stark. Wir bieten vier Kollektionen, die sich auf mehrere Liefertermine aufsplitten lassen, unser Kernsortiment umfasst inzwischen über 60 Denim NOS-Varianten – derzeit entwickeln wir uns vom Label zu einer Marke.“

Sind demzufolge auch Monobrand-Stores in Planung?

„Wir sind keine Einzelhändler und die wollen wir auch nicht sein; das kann der Einzelhändler an sich einfach besser. Aus diesem Grund sind wir stetig auf der Suche nach Partnern, die mit uns gemeinsam Shop-Konzepte realisieren.“

Colorado unterhält jedoch auch einen eigenen B2B-Shop…

„Das ist korrekt, dieser ist an unsere Homepage angeschlossen und wurde kürzlich mit dem neuen Look & Feel überarbeitet. Darüber hinaus betreiben wir einen eigenen B2C-Webshop, auf dem wir über diverse Marketing-Kampagnen wie die Zusammenarbeit mit dem Hamburger SV oder Borussia Mönchengladbach mehr Traffic zu generieren gedenken. Eine Markenseite muss man in der Größe sicherlich haben, der Fokus liegt nach aktuellem Stand jedoch nicht auf einem E-Store als wichtigem Absatzkanal, da wir strategisch auch weiterhin mit Einzelhandelspartnern zusammen arbeiten möchten.“

Immer wieder werden, zu der Vielzahl an bereits etablierten, neue Denim Brands lanciert. Wie hält man diesem Konkurrenzdruck stand und was unterscheidet Colorado Denim von den anderen?

„Wir wollen uns mit der Handschrift, die wir hier vorweisen, von anderen Brands absetzen. Wir sind eine Denim Marke – aus diesem Grund verwenden wir bewusst den Zusatz ‚Denim’ im Markennamen [Anm. der Redaktion: früher war es Jeanswear] und haben diesen zudem in unser leicht überarbeitetes Logo aufgenommen. Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal ist jedoch immer das Gesamtpaket: vom Produkt bis hin zum Service, den man bietet. Unser Hauptsitz ist in Deutschland lokalisiert, wir haben ein eigenes Vertriebsteam vor Ort, wir liefern aus Deutschland und gehören zu einer Unternehmung, die aus Deutschland stammt. Dies ist sicherlich nicht bei jedem Denim Brand gegeben, denn mittlerweile ist die Zahl jener Jeansmarken, die ihr Geschäft von hier aus steuern, gering.“

Unterscheidet man sich als Marke eher, wenn man aktuellen Trends folgt oder sich auf neue Technologien im Denim-Segment spezialisiert?


„Natürlich versuchen wir uns zudem über das Thema Passform und Qualität von anderen Marken abzusetzen. Wir sind nicht die Vorreiter, was Trends angeht, und wir sind auch nicht die Marke für den 15/16-jährigen Endverbraucher; wir nehmen Trends auf, setzen diese kommerziell um – sicherlich spielen aber auch neue Technologien im Denim-Bereich eine zentrale Rolle. Ob es sich dabei um Materialien oder Beschichtungen handelt, beides fließt gleichermaßen in die Kollektion mit ein. Auch hierbei gilt es, eine gesunde Mischung zu finden: Wenn man eine innovative Technologie hat, dafür jedoch ein langweiliges Produkt, reicht das nicht. Mit Standards, die wir in der Produktion einhalten, versuchen wir, dem Endkonsumenten letzten Endes eine gute Ware zu liefern.“

Seit Kurzem haben Sie personellen Zuwachs von Nicola Eibich, ihrerseits Gründerin und Creative Director der Premium-Jeansmarke Blessed & Cursed. Wie kam diese „Kooperation“ zustande?

„Wir haben Nicola Eibich für das Brand Management an Bord geholt, wobei sie unter anderem für Bereiche im Marketing und in der Kommunikation verantwortlich zeichnet. Derzeit arbeiten wir an gemeinsamen Ideen mit ihrem eigenem Brand Blessed & Cursed, zu denen wir zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keine weiteren Details bekannt geben möchten.“

Wie stehen Sie, abgesehen von der subtil angedeuteten Kooperation mit dem Hamburger Label, im Allgemeinen zum Thema Kollaborationen?

„Solche Projekte kenne ich aus verschiedenen Companys, für die ich bereits tätig war. Bei Colorado sehe ich es zurzeit nicht im Fokus, aber ich würde auch nicht komplett ausschließen, eine solche Zusammenarbeit in Zukunft einzugehen. Bei einem Denim Brand muss so etwas aber zusammenpassen.“

Stehen im Gegensatz dazu Messen im Fokus?

„Wenn sich die Messen jetzt entscheiden, wo sie hingehen, dann könnte sich der Handel auch darauf einstellen. Wir sind nun an dem Punkt der Überlegungen, auf welche Tradeshow wir gehen. Das habe ich ganz bewusst in den vergangenen zwei Jahren nicht gemacht, weil wir noch nicht so weit waren. Der derzeitige Stand ist allerdings dieser, dass wir sowohl mit der Kollektion als auch mit dem Team bereit sind, Messepräsenz zu zeigen und uns eine solche auch leisten können.“

Reden wir von den Berliner Messen, welche stünden dabei zur Auswahl? Haben die jüngsten Ereignisse wie der geplante und nun doch abgesagte Umzug der Bread & Butter nach Barcelona negativen Einfluss auf Ihre Entscheidung?

„Die Bread & Butter ist nach wie vor eine Leitmesse, ungeachtet dessen, welche Ideen mit Barcelona oder nicht im Raum standen. Auch das Konzept hinter der Panorama empfinde ich als spannend; sie entwickelt sich sehr positiv und ist eine Veranstaltung, die für uns als Plattform durchaus vorstellbar wäre.“

Wie sehen Sie die generelle Entwicklung innerhalb der Branche? Böse Zungen behaupten, sie könne sich derzeit sozusagen selbst gegen die Wand fahren.

„Nein, das würde ich so nicht unterschreiben. Nur auch bei diesem Thema bin ich der Meinung, dass zukunftsfähige Konzepte überleben und Konzepte, die nicht mehr zeitgemäß sind, bei denen ein Stillstand vorherrscht, langfristig keine Chance haben.“

Ist es aber nicht so, dass der Handel immerzu Veränderungen fordert, wenn jemand dann eine innovative Veränderung in die Tat umzusetzen plant – siehe die B2C-Öffnung der Bread & Butter oder der Umzug nach Barcelona –, diese im Keim erstickt wird?

„Letzteres würde ich ausklammern. Der deutsche Markt ist für viele derzeit einfach einer der wichtigsten und auch der gesündeste. Südeuropa hat große Probleme, woraus für viele Marken die Folge resultiert, dass es zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoller sei, in Berlin zu bleiben. Die Idee von Karl-Heinz Müller, zu sagen, ‚Ich gehe nach Barcelona’, und im Zuge dessen die Internationalität wieder mehr in den Fokus zu rücken, finde ich jedoch grundsätzlich nicht verkehrt.“

Und Seoul…

„…ist für uns noch einen Schritt zu weit gedacht. Aber man muss auch das respektieren: Herr Müller hat immer eine eigene Meinung, er hat die Bread & Butter aufgebaut, mag dem einen oder anderen manchmal aber möglicherweise ein, zwei Schritte voraus sein. Der Deutsche neigt leider grundsätzlich dazu, vieles pejorativ zu beäugen. Ich würde da eher positiv denken wollen.“

Apropos positiv: Was war innerhalb der Branche früher „besser“; was hat sich zum Positiven entwickelt, welche negativen Veränderungen hat es gegeben?

„Blickt man zehn oder 15 Jahre zurück, so hat sich eine ganze Menge verändert. Diese Evolution beginnt beim Onlinehandel und geht bei den Kollektionsrhythmen weiter. Generell unterliegt vieles in der Branche einem Wandel. Ob es früher ‚besser’ war, kann ich pauschal nicht bejahen oder verneinen: Der Markt hat sich verformt und diesen Modifikationen muss man sich anpassen – oder besser: stellen, und dabei für die Marke, die man verantwortet, das Beste herausziehen.“

Wie wäre demzufolge der E-Handel zu bewerten?

„Ich sehe diesen nicht als negative Entwicklung an, ich glaube eher, dass wir uns in diesem Segment noch ganz am Anfang befinden. Grundsätzlich empfinde ich diese Art des Handels nicht als schlecht, betrachte man nur die eigenen Kaufgewohnheiten. Nahezu jeder Konsument hat schon einmal online gekauft…“

Sie ebenfalls…?

„Ich ebenfalls. Ich versuche jedoch gerade im Bereich Fashion, wenn es geht und der Zeitfaktor es zulässt, auch stationär zu konsumieren – wegen des Einkaufserlebnisses. Wir verkaufen Mode, wir verkaufen Emotionen, wir verkaufen ein Produkt zum Anfassen und mir persönlich ist genau das nach wie vor wichtig. Mein Wunsch wäre es, die Innenstädte auch in den kommenden Jahren weiterhin belebt zu sehen, von daher muss es im Handel eine gesunde Mischung geben: Sicherlich konsumiert man das eine Produkt lieber online, während man das andere eher stationär erwirbt. Vor allem bei letzterem spielen Konzepte eine entscheidende Rolle: Man sollte Freude empfinden, wenn man in dem jeweiligen Geschäft einkauft, muss zudem angemessen beraten werden und letzten Endes ein gutes Produkt plus guten Service erhalten.“

Benennen Sie drei Ziele für Colorado Denim, die Sie kurzfristig umzusetzen gedenken.

„Punkt Eins: Wir möchten bei den Key Playern in Deutschland präsent sein. Punkt Zwei: Wir gedenken, möglichst alle Länder rund um Deutschland, zum Beispiel den skandinavischen Bereich oder auch jene Märkte in Richtung Osten, zu erschließen, denn hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Punkt Drei: Wir wollen den ersten Partner-/Concept-Store eröffnen.“

Und auf lange Sicht?

„Wir haben den langen Atem, um dieses Brand weiter aufzubauen und verfolgen langfristig das Ziel, als Key Denim Brand im Handel akzeptiert zu werden.“

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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