„Herr Korfhage, was hat sich bei Liu Jo getan?“

  /  26.01.2016

Jörg Korfhage, seit knapp zwei Jahren Deutschlandchef von Liu Jo, spricht im Interview über Veränderungen auf dem hiesigen Markt und das Denim-Segment…

Jörg Korfhage

Zum Austritt Frank Walbergs im März 2014 übernahm Jörg Korfhage, zuvor bei Sixty Germany als Geschäftsführer tätig gewesen, den Posten des Deutschlandchefs bei Liu Jo. Im Interview auf der Premium verrät er, warum weniger manchmal mehr ist, welche Erwartungen er an die Messe hatte und was es mit der Branche als Haifischbecken auf sich hat.

Sie arbeiten jetzt knapp zwei Jahre bei Liu Jo, was hat sich seitdem verändert?

„Etwa 300 Tage im Jahr steckt man tatsächlich in der Orderphase, das nimmt schon sehr viel Zeit in Anspruch. Generell habe ich mir seit meinem Einstieg bei Liu Jo recht genau angeschaut, wie die Situation des Labels in Deutschland war beziehungsweise ist und was wir vom italienischen Markt oder auch von anderen Märkten in Europa, auf denen das Brand bereits stärker positioniert ist, lernen können. Der deutsche Markt braucht eine sehr klare Fokussierung und genau daran haben wir gearbeitet. Die Redewendung ‚Weniger ist mehr’ trifft es ziemlich gut. Beispielsweise hat Liu Jo auf dem Heimatmarkt Italien 120 Franchise-Partner, sprich es werden 120 Stores betrieben, da braucht eine Kollektion eine ganz andere Tiefe als hierzulande, wo wir keinen Franchise-Partner, sondern drei eigene Stores sowie zwischen 220 und 240 Wholesale-Kunden haben. Die Bedürfnisse eben dieser sind ganz andere als die von Franchise-Partnern. Bei letzteren macht eine Sublinie, wie die Liu Jo Sport Collection, Sinn, um zusätzliches Business machen zu können, im klassischen Wholesale-Business hingegen kann sie eher eine Gefahr darstellen und verwässern oder irritieren. Auch was die Produkte im Einzelnen betrifft, hat sich einiges getan. Die Range für Deutschland ist nordeuropäischer geworden, das sieht man bei den Längen oder auch den Materialien. In Italien ist es an vielen Tagen natürlich wesentlich wärmer als in Deutschland, auch das gilt es zu berücksichtigen.“

Sie waren drei Saisons auf keiner Berliner Messe präsent, warum jetzt wieder, warum auf der Premium und welche Erwartungen hatten Sie im Vorfeld?

„Der Erwartungsstand war recht hoch, war aber bereits nach etwa eineinhalb Tagen erfüllt. Bis Januar 2014 hat Liu Jo auf der Bread & Butter ausgestellt, danach wollten wir erst einmal abwarten, was im Markt und was im Messeumfeld passiert. Nachdem wir uns die Premium dann zwei Saison lang angeschaut haben und auch eruiert haben, wo auf der Messe der richtige Spot für uns wäre, haben wir uns final für diese Veranstaltung entschieden – und das Ergebnis ist super. Die Frequenz in Kombination mit der Qualität passen!“

Welche Ziele haben Sie mit Liu Jo?

„Das mag jetzt eine blöde Standard-Antwort sein (lacht), aber es geht in erster Linie um Wachstum. Wir haben in Deutschland definitiv noch nicht die Marktdurchdringung, die wir auf anderen eher südeuropäischen Märkten haben und daran arbeiten wir. Wenn man sich in diesem Haifischbecken der Labels, die genau das gleiche Ziel haben, zu den Gewinnern zählen will, muss man seine Parameter darauf einstellen und sich die Frage stellen, wie man einer der besten sein kann, denn genau das wollen wir werden.“

Der Fokus von Liu Jo soll verstärkt auf dem Denim-Segment liegen. Wie schätzen Sie den Denim-Markt denn derzeit generell ein?

„Da gibt es ja sehr unterschiedliche Auffassungen zu – ich persönlich bin der Meinung, dass sich der Denim-Markt nicht großartig verändert hat. Denim bewegt sich im Mittelfeld, die Performance ist weder unter- noch überirdisch, es ist kein großer Hype da, aber eben auch nicht das Gegenteil. Auffällig ist aber, dass im Jeanssegment die ganze Bandbreite an Marken und Produkten viel enger zusammengerückt ist. Vor zehn Jahren war noch ziemlich klar, wofür Replay, wofür Diesel oder G-Star steht und auf der anderen Seite war genauso klar, wofür beispielsweise Mac steht. Mittlerweile verschwimmen die Grenzen… Grundsätzlich bin ich aber der Überzeugung, dass die Jeans immer noch ein Key Kleidungsstück ist und dass diejenigen, die es verstehen, Denim gut zu machen, damit Erfolg haben können.“

Immer stärker verändern sich die Vertriebswege von Marken. Vor rund zwei Jahren hieß es seitens Liu Jo noch, ein B2B-Webshop käme für das Label nicht in Frage, hat sich das geändert?

„Woher wissen Sie das denn schon (lacht)? Das Projekt ist abgeschlossen und steht kurz vor der Einführung. Wir sind uns darüber im Klaren, dass der Verkauf heute nicht mehr in einer klassisch definierten Zeitspanne stattfindet; wir haben nicht mehr nur zwei oder vier Orderphasen im Jahr. Liu Jo arbeitet zunehmend auch mit Flash-Kollektionen oder einzelnen -Artikeln und dafür müssen andere Vertriebswege gegangen werden. Nach meinem Kenntnisstand soll der Store innerhalb der nächsten zwei Monate eingeführt werden.“

Viel Erfolg und besten Dank für das Interview!

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