„Herr Knoll, wie alt dürfen Surfer sein?“

  /  25.07.2011

Wie ist die global aufgestellte Marke Quiksilver positioniert, wie wurde die Krise gemeistert, wie wichtig ist das Marketing und ist guter Style im Boardsport-Segment eine Frage des Alters? Diesen und anderen Fragen stellt sich Peter Knoll, General Manager der Marke Quiksilver, im Interview.

Die Geschichte vieler großer Surfbrands beginnt in Australien. In den 80ern starteten sie im europäischen Sportmarkt als Nischen-Anbieter, locker, wild, manchmal chaotisch. Nur wenige Marken haben es geschafft, sich als Global-Player mit verlässlicher Liefer-Performance, professionellen Back-Office-Funktionen und Customer-Service zu etablieren. Quiksilver gehört heute definitiv zu den Spitzenmarken dieses Segments. Wir fragen General Manager Peter Knoll, wie sich das Unternehmen so lange an der Spitze behaupten konnte und wie die Zielgruppe über die Jahre mitgewachsen ist.

Quiksilver ist eine Marke, die sowohl Windsurf-Pros wie Robby Naish, Show-Ikonen wie Travis Rice und aktuelle Surf-Stars wie Kelly Slater unter einen Hut bringt und der ihre charismatischen Gründer Jeff Hakman, Bob McNigt und Alan Green, immer noch beratend zur Seite stehen. Ist der Style inzwischen keine Frage der Jugend mehr?

„Es gibt Leute, die immer genau wissen wollen, für wen ein Style konzipiert ist. Ich halte das für Blödsinn. Der Fokus liegt auf dem authentischen Sportler. Und da spielt das Alter keine Rolle. Wir wollen kein Mass-Appealing – aber der Kunde muss kein Marken-Experte sein. Im Winter setzen wir auf Board-Sportler und Freestyle-Fahrer und liefern denen Snow-Funktion. Im Sommer baut sich das Design über Swimwear, mit Bikinis und Board-Shorts auf. Darüber entwickeln sich dann die Streetwear-Styles.“

Quiksilver liegt mit DC, Roxy, Lib Tech und einem weltweiten Umsatz von fast 2 Mrd. Dollar unter den Top-Five Sportbrands. Was ist Ihre Erfolgsstrategie?

„Quiksilver war immer vorne dabei. Wir waren die ersten mit Top-Events, hatten den ersten Athleten mit 1-Millionen-Vertrag, die ersten, die den Skateboard-Trend aufgegriffen haben. Wir waren die ersten, die Retail-Flächen eröffnet haben, die ersten die auf die Champs-Elysees und die Regent Street gegangen sind, die ersten, die mit Roxy eine eigene Girls-Linie gelauncht hatten, die ersten, die Marken zugekauft haben (etwa Lib Tech, DC-Shoes). Wir waren die Marke mit den besten Athleten und wir sind gestärkt aus der Finanzkrise heraus gegangen.“

Sie spielen auf die Schwierigkeiten mit Rossignol an, da steckte das Unternehmen 2008/09 in einer tiefen Krise. Ist bei einem derzeitigen Gruppenumsatz von 570 Mio. Euro in Europa, davon noch etwas zu spüren?

„Das ist alles gelöst, das Business ist wieder back to normal. Mit den einzelnen Marken lagen wir sowieso die gesamte Zeit im Plus. Wir haben europaweit 400 Retail-Flächen. Ein Mischkonzept, zu dem eigene Shops, Franchise- und Concession-Stores zählen.“

Immer das gesamte Quiksilver-Sortiment? Also Swimwear, Snowwear, Streetwear, Kids, Shoes?

„Die Frage ist doch: Woraus bestückt sich der Sportfachhandel? Es gibt nicht viele Sport-Anbieter, die die gesamte Bandbreite über das ganze Jahr abdecken können. Wir sind eine Ganzjahresmarke mit 50/50-Umsatz Sommer und Winter. Zudem haben wir Core-Produkte exklusiv für die besten Händler im Segment.“

Erklärt sich daraus auch der Erfolg der Kinderkollektion, die nach eigener Aussage im ,dicken zweistelligen’ Wachstums-Bereich liegt?

„Da kommt uns die neue Art der Distribution entgegen. Früher lag die Kindermode nur in Fachgeschäften, heute verkaufen sich Kids breiter, auch in Sportfachgeschäften. Die Teenager, salopp gesagt die Generation Apple, sind sehr Marken-affin. Durch den Social-Media-Trend wird der Lifestyle breit und vor allem sehr schnell vermittelt. Surfen und Snowboardfahren sind nach wie vor der Traum der Jugend und die versucht, den Lifestyle der Boarder dann nachzuahmen. Eltern, aber auch die Großeltern bezahlen den Kindern ihren ausgeprägten Hang, den Stil über den Kauf der dazugehörigen Produkte auszuleben. Ganz typisch hierfür ist Travis Rice mit seinem neuen Film ,The Art of Flight’. Der Trailer hat mit über 3 Mio. Klicks jetzt schon eine enorme Bekanntheit in der Szene. Davon profitieren wir als Marke.“

Quiksilver ist bekanntermaßen stark im Marketing vertreten. Wie sieht’s damit in Zukunft aus?

„Quiksilver hat im Vergleich mit anderen Active-Sport-Marken die höchsten Marketing-Ausgaben. Wir haben alle europäischen Top-Surfer unter Vertrag. Dazu veranstalten wir die besten Events. Anfang September haben wir zum allerersten Mal einen Surf-Weltcup nach New York an die Ostküste geholt. Ein 10-Millionen-Dollar-Projekt. In Ericeira, in der Nähe von Lissabon, haben wir im Juni den Tiago Pires Boardriders-Store eröffnet: ein Bomben-Ding direkt am Strand. Das ist der dritte europäische Flagship-Store, gleichzeitig der offizielle Sitz des Unternehmens in Portugal mit großem Showroom. Mit angegliedert ist eine von Tiago Pires unterstützte Surfschule sowie ein öffentlich zugänglicher Skate-Park mit Blick auf den Ozean. Der nächste große Flagship-Store folgt Oktober 2011 in Chamonix.“

Quiksilver behauptet sich seit den 70ern als authentische Boardshort-Marke. Wie hat sich der Markt über die vier Jahrzehnte verändert?

„Früher war Quiksilver nur den Surfboardern ein Begriff. Die einzelnen Sportarten und die so genannten Tribes haben sich viel stärker voneinander abgehoben. Heute ist das anders. Mit Pros wie Kelly Slater, ist die Marke breiter geworden. Heute zählt der Spaß. Die Jungs definieren sich als Gruppe der Wasser-Sportler. Dasselbe gilt für den Snowboard- und Ski-Bereich. Die Sportarten sind viel stärker verbandelt als früher. Dazu kommt, dass das Segment Action-Sport über die vergangenen Jahre beständig gestiegen ist, weil die Lebenshaltung, die wir vertreten, jeder will. Und zwar egal, ob es Kids oder so genannte Best Agers sind. Heute sind Shorts, Tees und Slaps alltagstaugliche Kleidungsstücke.“

Sich an der Spitze zu halten, erzeugt einen großen Druck. Gibt es eine Erfolgsstrategie für die nächsten Jahre?

„Man kann nicht alles hinterfragen, da ist einfach viel Glück und Zufall dabei. Allein mit Struktur und Professionalität ist es leider nicht getan. Ob du hip bist oder nicht, kann man nicht so einfach steuern. Vielleicht ist Teil des Erfolgs, dass wir alles selbst und nichts in Lizenz machen: Swimwear, Schuhe, Travel-Collection, Uhren, Brillen, Jeans und Sportswear. Mit der Marke Moscova steigen wir jetzt auch ganz neu in das Segment Underwear ein. Außerdem konzentrieren wir uns auf unsere Stärken, die bei technischen Produkten und Innovationen liegen. Ganz neu sind hier die Amphibians, die neuen Board-Shorts, die aussehen wie Street-Shorts. Dazu kommen unsere technischen Fabrics und Funktionsteile wie eine heizbare Weste.“

Gegen den Outsourcing-Trend setzen Sie auf eigene Mitarbeiter. Teil der Erfolgsstrategie?

„Die Firmen-DNA muss stimmen. Zur marktangepassten Entwicklung kommt Kontinuität in personeller Hinsicht. Wir wollen Mitarbeiter, die sich mit dem Unternehmen identifizieren. Wenn das Klima stimmt, ist die Identifikation mit der Marke leichter. Kommt man die europäische Zentrale in St.Jean de Luz, hat man fast das Gefühl, man befindet sich auf einem Uni-Campus. Da sind alle Nationalitäten vertreten. Da stehen anstelle der Fahrradständer Surfständer vor den Büros und die Mitarbeiter gehen in der Pause schnell mal eine Runde surfen. Das ist gelebte Markenphilosophie.“

Vielen Dank für das Interview!

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