„Herr Consul, worin liegt das Potenzial der Marke Von Zeiten?“

  /  06.06.2013

Potenzial im Premium-Bereich habe Dr. Claudio Consul gesehen und deswegen das Label Von Zeiten gegründet. Im Interview erzählt er vom Wandel, Zukunftsplänen und Inspirationen…

Dr. Claudio Consul

Dr. Consul, Sie haben den Posten des Geschäftsführers bei der in den 80er Jahren von Ihren Eltern gegründeten Vanilia Fashion GmbH Ende 2011 übernommen und kurz danach die Marke Von Zeiten lanciert, die sich im Bereich Premiumhosen etablieren will. Wie unterscheidet sich das Brand von Vanilia? In welcher Richtung würden Sie sich einordnen und welche anderen Marken sehen Sie als „Konkurrenz“?

„Ich habe am Anfang, als ich die Geschäftsführung übernommen habe, erst einmal den Fokus auf Vanilia gerichtet, denn damit wollen wir natürlich auch wachsen, die Kernpreislage ist dort aber eine andere als bei Von Zeiten. Bei Vanilia sind wir in der so genannten Damenstammabteilung angesiedelt, da sind die Mitbewerber im Hosenbereich Brax, Mac, Gardeur; wir sind bei Häusern wie P&C, der Wöhrl-Gruppe, Papenbreer oder Kaiser Freiburg vertreten. Bei Vanilia haben wir ja auch schon seit 10 bis 15 Jahren Shirts und Strick, die besonders in Boutiquen verkauft werden. Auch bei Vanilia haben wir Premium-Hosen, die bis zu einem Preis von 129 Euro gehen, aber ich bin ein großer Fan von Fokussierung und so spricht der etablierte Name Vanilia eben eine bestimmte Kundin an und damit ist – insbesondere nach 30 Jahren Kernkompetenz der Firma – eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber dem Produkt verbunden.“

Wie kam es zur Gründung der Marke Von Zeiten?

„Ich habe Potenzial im Premium-Bereich gesehen und versucht, das relativ schnell umzusetzen. Mit Von Zeiten wollte ich ein individuelles Label schaffen, das eine andere Zielgruppe anspricht und von Vanilia getrennt läuft. Zudem ist man mit einer neuen Marke auch in der Preisgestaltung flexibler. Auch was den Modegrad betrifft, kann man bei Von Zeiten mehr wagen. Wir sehen unser Label im Markenumfeld von Cambio, aber mit durchaus etwas niedrigeren Leibhöhen, allerdings deutlich moderater, sprich kommerzieller, als die der amerikanischen Marken. Mutige Drucke mit moderaten Passformen schlagen die Brücke zwischen Brands wie Cambio, 7 for all Mankind oder J Brand. Der Markt entwickelt sich stetig weiter, es geht weg von Basic-Looks, so liefen beispielsweise geschmückte Hosen auf der Messe super, besonders die Eyecatcher wie Batik-Färbungen. Wir arbeiten mit hochwertigen Materialien aus Italien und einem deutschen Namen, der mit ‚Von’ wertig erscheinen soll und zugleich mit ‚Zeiten’ zeitlos.“

Jede Hose trägt den Namen einer Stadt wie Rom, Las Vegas, Paris und auch Berlin. Zeigen sich die Drucke oder Stoffe inspiriert von eben diesen Städten?

„Zum Teil, aber nicht immer. Es soll eine Range im Contemporary Style sein, daher hat die Las Vegas oder die Reno mit ihren aufgesetzten Sternen schon eine amerikanische Anmutung. Wenn es passt, versuchen wir den Modeflair der Städte nach Möglichkeit schon zu transportieren.“

Von Zeiten beschreibt sich selbst mit der Idee von Ovid, dass das Leben eines jeden von einer Konstanten bestimmt wird und diese sei der Wandel. Man müsse sich immer neu erfinden. Wäre eine Neuerfindung so etwas wie die Expansion in weitere Segmente wie Oberbekleidung, Accessoires wie Schals, Tücher etc.? Ist in dieser Richtung etwas geplant?

„Das Produktportfolio wird erst einmal so bleiben, die Hose soll fokussiert werden. Wenn das weiterhin so angenommen wird, wie wir es uns erhoffen, dann kann man die Erweiterung nicht ausschließen. Von Zeiten-Taschen oder -Uhren wäre eine tolle Kombination zu den Hosen, aber das ist vorerst noch weit weg. Im Wandel bedeutet für mich: Wir wollen mit der Zeit gehen, die Hose nicht ‚neu erfinden’ in dem Sinne, aber wenn der Wunsch nach Drucken da ist, dann sind es Drucke, nach Jacquards eben Jacquards. Wir wollen am Puls der Zeit sein und uns auf unsere Kundin einstellen. Diese ist heutzutage schwer in eine Schublade zu stecken, weder vom Alter noch von der Zielgruppe. Der Stil der Berliner beispielsweise ist toll und kultig, aber trotzdem wollen wir kommerziell sein, vielleicht könnte man es mit ‚kommerziell, mit ein bisschen mehr Dampf’ beschreiben.“

Bisher gibt es die Linie für Frauen? Was ist mit den Herren?

„Herrenhosen schließe ich derzeit noch aus, das ist ein ganz anderer Markt und wir haben schon mit Vanilia den Fokus auf die Damen gelegt, dabei wird es auch in naher Zukunft bei Von Zeiten bleiben.“

Es gibt bereits diverse nationale sowie internationale (Schweiz, Russland, Österreich, Niederlande, Belgien, Polen und Spanien) Showrooms, verkauft werden die Produkte aber ausschließlich in hochwertigen Häusern wie im Mico in Leipzig. Planen Sie in Richtung Shop-in-Shops oder gar in Monobrand-Stores?

„Monobrand-Stores sind für Von Zeiten kein Thema. Der Fokus liegt ja auf der Hose und mit nur einer Produktgruppe einen kompletten Monobrand-Store zu füllen, sehe ich als schwierig an. Über Shop-in-Shops denken wir natürlich nach, aber teilweise wollen Einzelhändler von diesen einzelnen Corners mit eigenen Möbeln weg und der Weg geht da vielfach über wirtschaftliche Eckdaten, über die man im Detail spricht. Generelle Von Zeiten-Flächen in großen Häusern: ein klares Ja.“

Wie wichtig ist Ihnen der E-Commerce? Planen Sie einen eigenen Onlineshop?

„Der E-Commerce zwingt den Einzelhandel natürlich in eine Art ‚Konkurrenzkampf’ im weitesten Sinne und dieser Strömung wird man als Marke auch nicht ‚ausweichen können’. Damit muss man sich auf alle Fälle beschäftigen. Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen, ganz klar. Natürlich denkt man darüber nach, aber momentan planen wir noch nicht konkret in diese Richtung.“

Die Kollektion besteht aus 40 bis 45 Teilen, rund 20 Artikel sind im Sofortlager vorrätig. Wie stehen Sie zu B2B-Shops? Glauben Sie, dass Messen eines Tages weniger wichtig werden oder gar von der Bildfläche verschwinden?

„Die Kollektion ist relativ klein und konzentriert, das stimmt, es sind in etwa 40 bis 50 Bügel. Da sind dann allerdings alle Farbverdopplungen schon mit drin. Wir haben vier bis fünf Kernpassformen, die versuchen wir über verschiedene Materialien, verschiedene Drucke, verschiedene Jacquards umzusetzen, dennoch gibt es auch immer wieder neue Silhouetten, die wir ins Auge fassen.

Messen sind weiterhin wichtig, ganz klar. Düsseldorf hat es definitiv etwas überdreht, scheint aber mit dem Showroom-Konzept einen guten Weg gefunden zu haben, den Kunden zu erreichen. Da muss Berlin in meinen Augen mit den Kosten für die Standmieten aufpassen. Wenn man ein cooles Set-up hat, dann freuen sich die Besucher auch darauf. Das mache ich auch nicht mit einer B2B-Plattform und ein paar Bildern wett. Richtig Geld verdient wird auf Messen nicht, ich geh ja nicht auf die Premium oder die Bread & Butter, um da groß Orders zu schreiben, die sind für mich keine wirklichen Ordermessen. Aber die Präsenz ist wichtig! Die Kollektion, die man dort vorstellt, muss ‚anfassbar’ sein und wenn sowohl die Stadt als auch die Messe das Konzept richtig angehen, dann hat das vielleicht nicht die nächsten 100, aber sicherlich die kommenden Jahre weiterhin Potenzial.

Das Segment, in dem B2B für uns eine große Rolle spielt, ist das Stockprogramm. Wir haben viele Styles auf Lager, an deren Entwicklung wir in den sechs Monaten zwischen den Vororder-Runden stetig arbeiten. So haben wir die Möglichkeit, Modelle direkt über das Lager anzubieten, ohne dass es beispielsweise in der neuen Farbgebung auf den Messen vorgestellt wurde. B2B wird da also unheimlich wichtig, das gehört mittelfristig meiner Meinung nach zum Kundenservice auch dazu und das sind Investitionen, die ich sehe und machen möchte. In einer Art virtuellem Showroom, die es ja mittlerweile auch gibt, sehe ich uns derzeit aber noch nicht.“

Zu Jahresbeginn wurde die Linie auch zum ersten Mal ausgeliefert. Werden Sie auch zur kommenden Ausgabe wieder dort ausstellen?

„Die Berliner Messen sind natürlich sehr wichtige Veranstaltungen. Für uns war die Premium die beste Wahl, denn da passen wir perfekt hin. Da gibt es zwar auch Ecken, in denen sich sehr ausgefallene Brands präsentieren, aber dennoch ist sie auch eine kommerzielle Messe. Für die nächste Ausgabe werden wir dort auch wieder einen Stand haben – wir freuen uns darauf wieder bei der Premium dabei zu sein.“

Wie sehen die Expansions- und Zukunftspläne für Von Zeiten aus?

„Die Expansion ist vor allem mithilfe von Flächenkooperationen geplant und, was das Stockprogramm angeht, auch über B2B-Plattformen. Zudem führt der Weg nur über ausgewählte Agenturen und Präsentationen auf den Messen wie zum Beispiel in China und Russland. Das ist zwar ein komplett anderes Geschäftsmodell, auf das man sich einstellen muss, aber die Deutschen haben dort ein tolles Standing, das hilft. Wir haben Distributeure in vielen Ländern, die dann auch zur Premium nach Berlin kommen und über die wir international die Bekanntheit der Marke über konkrete Partner vorantreiben wollen. Da schaut man auch auf das Markenumfeld, wohin passt Von Zeiten, wie kann man mit diesen dort vielleicht schon etablierteren Marken mitgehen und sich einbringen. Desto stärker wir in Deutschland werden, desto mehr Partner finden sich auch international, aber ganz wichtig: Es muss der richtige sein. Man hat schließlich nicht zehn Mal die Chance in so einen Markt einzusteigen, sonst hinterlässt man dort viel verbrannte Erde.“

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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