„Frau Kolb, was wollen Sie langfristig mit Abury erreichen?“

  /  29.07.2014

Vor rund drei Jahren an den Start gegangen, will Abury neben den Kollektionen vor allem mit dem sozialen Aspekt überzeugen. Gründerin Andrea Kolb im Interview…

Andrea Kolb

Abury wurde 2011 gelauncht und will Menschen in Marokko die Möglichkeit geben, in ihrem traditionellen Umfeld mit ihrem Wissen und Können Geld zu verdienen. 50% des Gewinns der Marke soll unter anderem in Bildungsprojekte investiert werden. Was wurde seit der Gründung erreicht und wie hat sich das Unternehmen entwickelt?

„Wir freuen uns sehr, dass die Idee hinter Abury und das Konzept angenommen wurden und wir uns langsam etablieren und eine tolle Community erarbeitet haben. Bezüglich der Produktion haben wir in der Zwischenzeit zwei Kollektionen in Marokko gelauncht – zuerst die traditionelle Berberbag-Linie, die inspiriert war von der Lederstickerei und von einem französischen Designer entwickelt wurde. Seit vier Wochen ist nun auch die zweite Range auf dem Markt – die Free People Collection – inspiriert von den wandernden Berbern – für City Nomads.

Bezüglich der Abury Foundation konnten wir nach der Unterstützung eines Brunnenbaus und der Ausbildung von 20 Frauen zur Näherin im März letzten Jahres eine Schule für Kinder und Frauen starten – das heißt, wir haben im Moment 27 Kinder und 17 Frauen, die bei uns lesen, schreiben und rechnen lernen. Der Zuspruch ist so groß, dass wir gerade überlegen, wie wir die Schule noch vergrößern können.“

Vor einem Jahr eröffnete Abury in Berlin den ersten eigenen Store/Showroom, um „die Kollektion fassbar zu machen“. Man habe gemerkt, dass sich viele erst „trauen“, eine Tasche zu kaufen, wenn sie sie auch anfassen können, hieß es. Ist dieses Ziel aufgegangen? Sollen weitere Stores folgen; wenn ja, wo und wann?


„Ja, wir sind sehr zufrieden mit unserem ersten Jahr. Wir haben im Sommer viele Touristen, die bei uns reinschauen und ein Mitbringsel mitnehmen. Der Shop hat auf jeden Fall unsere Visibilität erhöht und tatsächlich kommen immer wieder Leute, die sagen, ‚Ich habe davon gehört, aber wollte mir die Taschen jetzt mal anschauen.’ Einen Store aufzumachen ist ja doch mit einem gewissen Investment verbunden, im Moment planen wir keinen weiteren Laden, aber langfristig kann ich mir sehr gut vorstellen, dass wir weitere Shops eröffnen.“

Im Berliner Shop kann man sich eigene Taschen konfigurieren und designen? Wie wird diese Möglichkeit angenommen?


„Naja, um ehrlich zu sein, nicht so wahnsinnig oft. Viele wollen dann doch gleich mitnehmen oder können sich nicht vorstellen, wie es dann mit einem anderen Leder und Faden in Kombination aussieht. Wir hatten schon einige Kunden, die sich getraut haben, aber im Verhältnis nicht sehr viele.“

In regelmäßigen Abständen sollten in Form von Pop-ups Designer aus aller Welt vorgestellt werden, die hierzulande noch nicht vertreten sind und die ebenfalls Handwerk, Design sowie Social Impact verbinden. Welche waren das bislang, welche sollen folgen und wie werden diese ausgewählt?

„Bisher hatten bzw. haben wir Schmuck von Adele Dejak aus Kenia sowie von T&H Designs aus Äthiopien und handgenähte Yoga-Taschen aus Ruanda. Außerdem haben wir neuerdings auch handgemachte Ledersitzstühle von Ato Klaus aus Äthiopien. Bald werden wir Tücher aus organischer Seide, klassisch bedruckt, von Waridi Schrobsdorff aus Kenia führen. Wir suchen Produkte, die komplementär zu unseren Kollektionen gut passen. Deswegen bietet sich Schmuck natürlich an, genauso wie Tücher, etc. Oft kommen die Kontakte tatsächlich über Freunde und Bekannte, die etwas entdeckt haben und sich persönlich vor Ort davon überzeugt haben, dass ethisch korrekt produziert wird.“

Auf die Berberbags aus Marokko folgte die erste Kollektion – die Kuya-Range – an handgestrickten Pullovern, Ponchos und Accessoires aus Alpaka und Schafwolle aus Ecuador. Da nicht so einfach nachgeordert werden kann, konnte jeder sein Lieblingsteil vorab mit 30% Rabatt bestellen, um dann im September 2014 ein exklusiv angefertigtes Item zu erhalten. Hat dieses Procedere funktioniert und soll auch künftig so verfahren werden?

„Diese Aktion war ein Test, ob so ein Procedere angenommen wird. Letztlich ist es ein ähnlicher Mechanismus wie ein Crowdfunding, nur auf unserer eigenen Website. Für uns war es zusätzlich ein Test, welche Teile gut ankommen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was wir noch zusätzlich für unseren Store bestellen. Dafür war die Aktion sehr erfolgreich und hilft uns außerdem, die Produktion zu finanzieren und den Frauen vor Ort Arbeit zu geben. Je nachdem in welchen Ländern wir noch tätig werden, kann ich mir gut vorstellen, dass wir wieder so eine Aktion durchführen.“

Sind weitere neue Segment-Erschließungen in Planung?

„Die Idee hinter Abury ist ja, nach und nach mit immer mehr Communitys auf der ganzen Welt zusammen zu arbeiten. Wir scouten ständig und sind in Gesprächen bezüglich Osteuropa, einer Kultur in Asien sowie einer weiteren in Südamerika. Wir sind gerade dabei, Partner für die Ausweitung zu finden, denn das ist ja immer auch mit einem Investment verbunden.“

Abury soll in Kürze in UK gelauncht werden? Warum gerade dieser Markt als erste Ergänzung zum deutschen? Und haben Sie mit Abury weitere Länder im Visier?

„Ja – und wir freuen uns riesig! Wir haben verschiedene Retailer international kontaktiert und der Markt in UK hat besonders positiv reagiert. Außerdem hatten und haben wir dort auch schon die ersten Presseberichte und so macht es Sinn, den Leuten auch einen lokalen Retailer anzubieten, neben dem Webshop, mit dem wir ja bereits international verschicken.
Wir sind ja schon bei ABC Carpet & Home in New York gelistet und werden bald auch auf einer US-amerikanischen Onlineplattform erhältlich sein. Der amerikanische Markt ist natürlich super spannend – aber auch sehr groß – und wir fangen mal ganz langsam an, ihn zu testen.“

Sie waren mit Abury schon einmal auf einer Berliner Fachmesse vertreten, während der Juli 2014-Ausgabe der Fashion Week war das Unternehmen dort nicht präsent. Was waren die Gründe und wie stehen Sie zu der Präsenz auf einer solchen und der Messelandschaft insgesamt?

„Wir wollten diese Saison einmal Paris testen mit unserer neuen Taschenkollektion und sind mit vielen Kontakten und Erfahrungen zurückgekommen. Und – zwei Messen können wir uns (noch) nicht leisten – sonst hätten wir in Berlin auch noch ausgestellt. Generell bietet die Messe eben den direkten Kontakt zu den Einkäufern, was bei unseren Produkten sehr wichtig ist. Allerdings sind sie häufig so im Stress, dass eine kleine Marke wie wir im Überangebot an Eindrücken untergeht. Uns haben die Messeauftritte am Anfang sehr geholfen, durch die Unterstützung der Messe als ‚Young Designer’ auch Pressekontakte etc. zu generieren. Mir kommt es so vor, als ob der Druck auf die Einkäufer sehr gestiegen ist und damit die Risikofreudigkeit, mit jungen Designern zu kooperieren, natürlich nicht gerade steigt.“

Welche Pläne haben Sie mit Abury für die Zukunft; welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

„Wir haben natürlich große Pläne für die Abury Collection und die Abury Foundation. Was Abury ausmacht ist, dass wir tatsächlich in die Länder und zu den Menschen gehen, mit ihnen arbeiten, sei es handwerklich oder im Bereich Bildung. Dadurch können wir besondere Geschichten erzählen und Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen schaffen. Das wollen wir weiter ausbauen. Wir werden bald die Kulturen, mit denen wir arbeiten, erweitern und langfristig auf allen Kontinenten vertreten sein. Abury will sich als Plattform etablieren, auf der man außergewöhnliche, handgemachte Produkte findet, aber auch intensive Einblicke in die Kulturen und Geschichten über die Menschen erfährt. In 2013 haben wir über 25.000 Stunden Bildung generiert – unser Ziel ist es, in fünf Jahren über eine Mio. Bildungs-Stunden zu generieren.“

Viel Erfolg weiterhin und besten Dank für das Interview!

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