Nach allen Regeln der Kunst

  /  15.05.2015

Fashion und Kunst gehen heutzutage oft gemeinsame Wege, inspirieren sich gegenseitig, fördern und fordern sich. Karen Jessen – Designerin der Marke Benu Berlin – fokussiert sich bei ihren Styles darauf, nicht Kunst zu Mode, sondern Streetwear zu Fashion-Artworks zu transformieren.

Karen Jessen, der kreative Kopf hinter der Marke Benu Berlin, hat für deren etwas andere Art von Mode bereits diverse Preise der Fashion Industrie sowie Auszeichnungen ergattern können. Die junge Designerin verfolgt den Anspruch, Mode und Kunst miteinander zu vereinen – dies geschieht jedoch aus einem anderen statt des bis dato prädestinierten Blickwinkels: Anstelle Artifizielles lediglich als Inspiration für Fashion-Pieces zu verwenden, werden – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – durch ihre Hand aus einstiger Streetwear tragbare Artworks. Ausgediente Kleidungsstücke erhalten durch die Transformation oder vielmehr Manipulation, wie sie es nennt, ihres bisherigen Bedeutungsspielraums einen neuen Verwendungszweck in den extraordinären Styles des Labels. So erscheinen einzelne Fäden alter Denims als Kleiderrock in Fake-Fur-Optik oder werden stramm geknüpft zu einem als Korsett anmutenden Body. Für die außergewöhnlichen Fashion-Modelle, die die junge Kreative designt, nutzt sie jedoch nicht nur Vintage-Bekleidung, sondern auch Polster und Fabrics von Möbelstücken, weshalb der Kombination aus Leder und Jeans ein hohes Maß an Bedeutung beikommt. Auch in Form von re-designten Furniture-Pieces.

Als alltagstauglich und für jedermann mag man die Styles nicht unbedingt betiteln, doch ist schließlich auch die Kunst selten als massentauglich einzuordnen. Jessen wandelt auf dem schmalen Grad zwischen Couture und Fetisch-Mode und lässt diese beiden Extreme auf extravagante Art miteinander harmonieren. Den modischen Ready-to-wear-Kollektionen, die als dreidimensionale Kunstwerke daherkommen, und erlesenen Unikaten, die nach liberalem und expressionistischem Vorbild viel Haut offenbaren, geht ein tiefes Verständnis für die Rekonstruktion des Bestehenden und die Weiterentwicklung bereits verwendeten Materials voraus. Das geschieht gleich dem Phönix, der nach seinem Tod aus seiner Asche als kraftvolles neues Wesen in jugendlichem Glanz wiedergeboren wird. Welcher Markenname wäre also angebrachter als der eben jenes bekannten Tieres aus der ägyptischen Mythologie – Ben(n)u… 

Lara Schotten